Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
Es war romantisch. Und echt. Nun merkte ich, dass er wieder sein Zungenpiercing trug, das seinem Zungenspiel etwas Verruchtes gab. Es gefiel mir, etwas zu kosten, das unerreichbar war.
Er umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und löste sich schließlich von meinen Lippen. »Komm mit mir nach oben. Ich möchte dir mein Zimmer zeigen …«, er grinste mich frech an, »… und mein Bett!«
Ich nickte. Er nahm meine Hand, verflocht unsere Finger und drückte sie. Wortlos führte er mich zur Treppe und zog mich dann in seiner Ungeduld sanft nach oben. Sobald wir im ersten Stock waren, drückte er mich an die Wand und küsste mich stürmisch, knabberte an meinen Lippen und spielte mit meiner Zunge. Dann riss er sich los und holte tief Luft. »Noch eine Treppe höher«, sagte er feierlich und zog mich zu einer Tür am Ende des Flurs. Dabei kamen wir an meinem Zimmer vorbei, und er hielt kurz inne. Zuerst dachte ich, er würde vielleicht lieber da hineingehen. Doch er zog mich weiter bis zu einer schmalen Tür. Ich hatte mich schon gefragt, ob man durch sie zu seinem Zimmer gelangte. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche, schloss die Tür auf und bedeutete mir dann vorauszugehen.
Die Treppe bestand aus Hartholz wie die andere auch, nur dass sich hier beiderseits davon Wände befanden.
Sobald ich oben war, konnte ich kaum glauben, was sich mir da offenbarte. Der Blick aufs Meer mit dem sich silbern spiegelnden Mond darauf war einfach atemberaubend.
»Dieser Raum ist der Grund, warum ich Mom gebeten habe, dieses Haus zu kaufen. Selbst mit zehn Jahren wusste ich schon, dass er etwas ganz Besonderes ist«, flüsterte Rush hinter mir und schlang die Arme um meine Taille.
»Es ist unglaublich«, hauchte ich. Es kam mir vor, als würden lautere Töne den Augenblick zerstören.
»An diesem Tag habe ich meinen Dad angerufen und ihm erzählt, dass ich das Haus gefunden hätte, in dem ich leben wollte. Er überwies meiner Mutter das Geld, und sie kaufte es. Sie liebte die Lage, und so verbrachten wir hier unsere Sommer. Sie besitzt ein eigenes Haus in Atlanta, aber hier ist sie lieber.«
Er erzählte von sich. Von seiner Familie. Er bemühte sich. Mein Herz schmolz noch mehr. Ich sollte ihn davon abhalten, sich weiter in mein Herz zu schleichen. Ich wollte nicht, dass es schmerzte, wenn alles aus war und er mich verließ. Aber ich wollte mehr über ihn erfahren.
»Ich würde nie von hier wegwollen«, sagte ich aufrichtig.
Rush küsste mich sanft aufs Ohr. »Na ja, aber du kennst ja auch meine Hütte in Vale oder meine Wohnung in Manhattan nicht.«
Nein, das tat ich nicht und würde es auch nie. Aber ich hatte genug ferngesehen, um ihn mir an solchen Orten vorstellen zu können. Wie er etwa im Winter in einer mit allen Schikanen ausgestatteten Berghütte an einem lodernden Feuer saß, während draußen alles tief verschneit war. Oder sich in seiner Wohnung mit Blick auf Manhattan entspannte. Vielleicht konnte er ja auf einen großen, hell erleuchteten Christbaum blicken, den sie jedes Jahr vor seinem Fenster aufstellten.
Rush drehte mich nach rechts, bis ich einem riesigen Bett gegenüberstand. Alles daran war schwarz. Das Bett selbst und die Steppdecke, die es bedeckte. Selbst die Kissen darauf. »Und das ist mein Bett«, sagte er und schob mich an den Hüften dorthin. An die vielen Mädchen, die schon hier gewesen waren, wollte ich nicht denken. Bloß nicht. Ich schloss die Augen und schob diesen Gedanken mit aller Kraft beiseite.
»Blaire, selbst wenn wir nur hier liegen und reden oder uns einfach nur küssen. Für mich ist das okay. Ich wollte dich einfach nur hier oben haben. Nah bei mir.«
»Bitte?« Ich drehte mich zu ihm um. »Das kann nicht dein Ernst sein, Rush Finlay. Ich habe dich in Aktion erlebt. Du nimmst keine Mädchen auf dein Zimmer mit, um dann einfach nur mit ihnen zu reden.« Es sollte klingen, als würde ich ihn necken, aber als ich die anderen Mädchen erwähnte, wurde meine Stimme brüchig.
Rush runzelte die Stirn. »Nach hier oben nehme ich keine Mädchen mit, Blaire.«
Was? Tat er wohl!
»An meinem ersten Abend hier, da hast du gesagt, dein Bett sei schon belegt«, erinnerte ich ihn.
Er schmunzelte. »Ja, weil ich dann darin geschlafen habe. Ich nehme keine Mädchen mit auf mein Zimmer. Ich will nicht, dass dieser Raum durch bedeutungslosen Sex besudelt wird. Ich liebe diesen Raum.«
»Am nächsten Morgen war das Mädchen aber immer noch da! Du hattest sie im Bett zurückgelassen, und
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