Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
aufgestanden?«
Ich konnte Jimmy leider nicht mein Herz ausschütten. Er kannte die Leute ja alle auch. »Habe nicht besonders gut geschlafen«, erwiderte ich also nur.
Jimmy schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Schäm dich. Schlaf ist doch so was Schönes!«
Ich nickte zustimmend und schrieb meine Ankunftszeit auf. »Darf ich heute schon allein arbeiten?«
»Natürlich. Nachdem du mir zwei Stunden zugeschaut hattest, war dir doch eh schon alles klar. Diesen Tag bringst du spielend hinter dich.«
Seinen Optimismus teilte ich nicht. Ich schnappte mir einen Block und einen Stift und steckte beides in die Tasche meiner schwarzen Schürze.
»Frühstückszeit«, sagte Jimmy mit einem Zwinkern und schob die Tür zum Restaurant auf. »Oh, sieht so aus, als säßen der Boss und seine Freunde an Tisch acht. So gerne ich auch hinginge und mir ihre süßen Ärsche beäugen würde, würden sie wahrscheinlich lieber von dir bedient. Insofern nehme ich mir die frühmorgendlichen Tennismamis da drüben an Tisch zehn vor. Die geben gutes Trinkgeld.«
Woods und seine Freunde zu bedienen war nichts, wozu ich an diesem Morgen besondere Lust hatte. Aber das konnte ich Jimmy schlecht sagen. Er hatte recht. Von den Frauen bekam er viel mehr Trinkgeld. Die liebten ihn einfach.
Also ging ich an Woods’ Tisch. Er sah auf und lächelte mich an. »Hier drinnen siehst du viel besser aus!«
»Danke. Hier ist es ja auch kühler«, erwiderte ich.
»Blaire ist befördert worden. Kann sein, dass ich hier jetzt öfter esse«, sagte der Blondgelockte, dessen Namen ich noch immer nicht kannte.
»Ja, Blaire könnte das Geschäft ankurbeln«, pflichtete Woods ihm bei.
»Na, und wie war jetzt deine Sause mit Bethy?«, fragte Jace mit leicht scharfem Unterton. Anscheinend trug er mir die Sache mit Bethy nach. Mir doch egal! In meinen Augen war er das Allerletzte.
»Wir hatten Spaß«, meinte ich kurz und wechselte dann sofort das Thema. »Was kann ich euch zu trinken bringen?«
»Kaffee, bitte«, meldete sich der Blonde.
»Okay. Versteh schon. Geht mich nichts an. Mädchenkram und der ganze Scheiß. Ich möchte Orangensaft«, sagte Jace.
»Für mich bitte auch einen Kaffee«, erklärte Woods.
»Bin mit euren Getränken sofort wieder da.« Ich drehte mich um und sah, dass inzwischen noch zwei weitere Tische besetzt waren. An einem stand Jimmy gerade, also machte ich mich zu dem anderen auf. Und blieb gleich darauf wie angewurzelt stehen, als ich sah, wer dort saß. Nan warf sich ihr langes rotblondes Haar über die Schulter und bedachte mich mit einem finsteren Blick. Ich sah zu Jimmy, doch der war immer noch mit den anderen Gästen beschäftigt. Da musste ich jetzt durch. Und überhaupt, was führte ich mich so auf? Immerhin war Nan Rushs Schwester.
Widerstrebend ging ich zu ihrem Tisch. Sie war mit einem anderen Mädchen da, das genauso glamourös aussah wie sie und dem ich noch nie begegnet war.
»Inzwischen lässt Webster hier anscheinend jeden arbeiten«, sagte Nan gerade ziemlich laut. »Ich muss Woods mal sagen, dass er seinen Vater bittet, bezüglich des Personals etwas wählerischer zu werden.«
Mein Gesicht glühte, ich musste knallrot sein. Aber zunächst einmal musste ich nur beweisen, dass ich die Situation meistern konnte. Aus unerfindlichen Gründen hasste mich Nan. Außer, Rush hatte ihr erzählt, dass ich meine Nase in ihre Angelegenheiten steckte? Rush sah das zwar nicht ähnlich, aber kannte ich ihn so gut? Nein.
»Guten Morgen, was kann ich euch zu trinken bringen?«, fragte ich so höflich wie möglich.
Nan funkelte mich angewidert an, und das andere Mädchen zog kichernd den Kopf ein. »Du kannst uns gar nichts bringen. Wenn ich zum Essen herkomme, erwarte ich eine erstklassige Bedienung. Nicht so was wie dich.«
Ich sah mich wieder nach Jimmy um, doch der war verschwunden. Nan mochte Rushs kleine Schwester sein, aber ein blödes Miststück war sie auch. Hätte ich diesen Job nicht so dringend gebraucht, hätte ich ihr gesagt, sie könne mich mal, und hätte einen Abgang gemacht.
»Gibt’s ein Problem?«, hörte ich Woods’ Stimme hinter mir. Zum ersten Mal in meinem Leben atmete ich bei seinem Kommen erleichtert auf.
»Ja«, allerdings«, erwiderte Nan. »Du hast den letzten Abschaum eingestellt. Schmeiß sie raus. Die Mitgliedsgebühren hier sind zu hoch, als dass ich so eine Bedienung tolerieren müsste.«
Lag es daran, dass ich bei ihrem Bruder wohnte? Hasste sie meinen Dad auch? Ich wollte nicht,
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