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Rushdie, Salman

Rushdie, Salman

Titel: Rushdie, Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luka und das Lebensfeuer
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Jaldi, Sara, Badlo, Jinn und ich, wir
sieben, wir dringen ins Herz des Herzens vor.»
    «Nenn mich
Nuthog», sagte Nuthog. «Wir sind ja jetzt Freunde. Außerdem habe ich meinen
richtigen Namen noch nie besonders gemocht.»
    Kojote
spuckte den letzten Rest seines Abendessens aus und hüstelte. Vergisst
du da nicht was, chico? Oder willst du mich beleidigen,
indem du öffentlich mein Angebot ablehnst, obwohl das ebenso großzügig wie in
gutem Glauben gegeben wurde? Und das trotz deiner Ahnungslosigkeit und meiner
Erfahrung?
    Luka
wusste wirklich nicht, was er darauf antworten sollte. Dieser Kojote war ein
Freund von Soraya, also wahrscheinlich vertrauenswürdig, aber brauchte er ihn
tatsächlich? War es nicht am besten, sich irgendwie einzuschleichen,
Hauptsache, man lenkte nicht die Aufmerksamkeit der Aalim auf sich?
    «Sagen Sie
nur eins», meinte er, an Nobodaddy gewandt, den er immer weniger leiden
konnte. «Wie viele Levels habe ich noch vor mir? Da ist dieser Zähler in meiner
rechten Ecke, der sieben anzeigt...»
    «Sieben
ist ausgezeichnet», erwiderte Nobodaddy. «Sieben ist sogar ziemlich
beeindruckend. Aber Level acht wirst du nicht schaffen, wenn du vorher nicht
das Lebensfeuer stiehlst...»
    «Was - nur
um das nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen - bislang niemand geschafft hat,
zumindest nicht in der magischen Welt in ihrer jetzigen Gestalt», warf Luka
verärgert ein. «Nicht unter den Spielregeln, die nun gelten.»
    «Und Level
neun ist der längste und härteste Level», fuhr Nobodaddy fort. «In dem musst du
nämlich den ganzen Rückweg schaffen und wieder in die reale Welt wechseln, ohne
geschnappt zu werden. Ach, und übrigens, die gesamte Welt der Magie wird Sturm
laufen und sich an deine Fersen heften. Das ist Level neun.»
    «Wunderbar,
besten Dank», sagte Luka.
    «Bitte,
gern geschehen», erwiderte Nobodaddy mit kalter, harter Stimme. «Aber wenn ich
mich recht erinnere, war das Ganze deine Idee. Ich habe noch deutlich dein
im Ohr. Oder sollte ich mich da geirrt haben?» Das war nicht
mehr Lukas Vater, der aus ihm sprach, sondern die Kreatur, die seinem Vater das
Leben aussaugte. Stärker als je zuvor hegte Luka den Verdacht, dass dieses
Abenteuer Nobodaddy nur dazu diente, sich die Zeit zu vertreiben, bis das
eigentliche Werk getan war. Es war nur etwas, um sich zu
beschäftigen.
    «Nein»,
sagte Luka, «Sie haben sich nicht geirrt.»
    Und im
selben Moment hörte er ein lautes Geräusch.
    Ehrlich
gesagt, dieses Geräusch «laut» zu nennen, das war, als würde man einen Tsunami
eine große Welle nennen. Um zu beschreiben, wie laut dieses «laut» wirklich
war, dachte Luka, würde er zum Beispiel sagen können: Wäre der Himalaja statt
aus Stein und Eis aus Klang gemacht, käme das Geräusch dem Mount Everest gleich,
und wenn nicht dem Everest, so doch zumindest einem der anderen achttausend
Meter hohen Gipfel des Himalaja. Von Raschid Khalifa, der zwar nicht das
Geringste fürs Bergsteigen übrighatte, aber eine gute Liste stets zu schätzen
wusste, hatte Luka gelernt, dass es vierzehn Achttausender auf der Erde gab. In
absteigender Reihenfolge: Everest, K2, Kanchenjunga, Lhotse, Makalu, Cho Oyu,
Dhaulagiri, Manaslu, Nanga Parbat, Annapurna, Gasherbrum I, Broad Peak,
Gasherbrum II und den schönen Xixabangma Feng. Die vierzehn lautesten Geräusche
aufzulisten wäre nicht ganz so einfach, dachte Luka, doch wusste er mit
ziemlicher Sicherheit, dass dieses Geräusch unter die ersten drei zählte, also
mindestens dem Kanchenjunga glich.
    Der Lärm
hörte und hörte nicht auf, und Luka hielt sich die Ohren zu. Überall im Herzen
der Magie brach die Hölle los. In Scharen stoben seine Bewohner in sämtliche
Richtungen davon; was fliegen konnte, schwang sich in die Luft, was schwimmen
konnte, hüpfte ins Wasser, Reiter sprangen auf ihre Pferde. Wie eine
allgemeine Mobilmachung, dachte Luka, und mit einem Schlag wurde ihm klar, was
das Geräusch zu bedeuten hatte. Es war ein Ruf zu den Waffen.
    Kojote
trottete zu Luka und bellte ihm ins Ohr: Gerade haben sich die Spielregeln
geändert, muchacho. Jetzt brauchst du Hilfe, und die
nicht zu knapp. Den Lärm hat hier seit hundert Jahren niemand mehr gehört. Das
ist das große Geräusch, der Feueralarm.
    Luka
begriff auf Anhieb. «Bestimmt ist der Feuerkäfer schuld, er hat den Alarm
ausgelöst», dachte er und ärgerte sich maßlos über sich selbst, weil er die
kleine Petzeflamme vergessen hatte, ein Mitglied des winzigsten, aber

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