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Rushdie, Salman

Rushdie, Salman

Titel: Rushdie, Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luka und das Lebensfeuer
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Häuflein dunkler Kugeln, die wie ein halbes Dutzend verkohlter
Kartoffeln aussahen. «Das», sagte Soraya, «ist einer unserer berühmten
Otterpötte, und darin liegen ein paar der ebenso berühmten Otterkartoffeln.
Werden sie vom Lebensfeuer berührt, glühen sie strahlend hell und lassen sich
so leicht nicht wieder löschen.» Sie hängte ihm den Topf an einer Lederschnur
um den Hals. «Wo war ich stehengeblieben?» Sie dachte einen Moment nach und
fuhr dann fort: «Ach ja, Maui - für dich bitte stets Mauitikitikia-Taranga -
stahl das Feuer von den Fingernägeln der Feuergöttin Mahuika, um es den
Polynesiern zu bringen. Sie wird ganz bestimmt die Augen nach ihm offen halten.
Und so weiter.»
    Du hast
den ersten Dieb vergessen, sagte Kojote. Den ältesten,
größten, den Dieb der Diebe. Inspiration für uns alle. Stahl's für die
Menschen.
    «Titan
Prometheus», sagte Soraya, «war, auch wenn es noch so seltsam scheint, der
Bruder von deinem Freund, dem verstorbenen, unbetrauerten Captain Aag. Vertragen
haben sich die beiden allerdings nicht besonders. Konnten sich sogar nicht
ausstehen. Jedenfalls: Vor drei Millionen und vierhunderttausend Jahren war
der Alte Knabe tatsächlich der allererste Feuerdieb, doch nach dem, was ihm
passiert ist, werden die Suchtrupps wohl nicht mehr mit einem neuen Feuerlauf
des alten Herrn rechnen.»
    «Hat die
Nerven verloren», erinnerte sich Luka.
    Hätte ich
nicht sagen sollen, entschuldigte sich Kojote. Ist nicht
anständig, schlecht über die Großen zu reden. Seit Herkules den Adler
abgeschossen hat, führt der Alte Knabe übrigens ein ziemlich ruhiges Leben.
    «Oder den
Geier», sagte Luka.
    Oder den
Geier. War damals eben keiner von uns dabei, kann also auch keiner bestätigen.
Und der Alte Knabe macht kaum noch den Mund auf.
    «Was Gutes
hat dieses Rumgerenne», murmelte Soraya in Lukas Ohr. «Wenn du nämlich auch
rumrennst und so tust, als würdest du jemanden suchen, kannst du vielleicht
unbemerkt bis an die Brücke kommen.»
    Sie suchen
nach mir und meinen Komplizen, sagte Kojote. Sollten
uns lieber trennen. Dürfte in meiner Nähe bald ziemlich heiß zugehen. Also,
pass auf, und sobald ich losrenne, machst du den richtigen Schritt und flitzt
auch los. Ohne ein weiteres Wort eilte er in großen Sätzen davon.
    Im selben
Moment fiel Luka auf, dass Nobodaddy verschwunden war. Eben hatte er noch
dagestanden, zugehört und an seinem Panamahut herumgefummelt, und dann, ohne
auch nur ein leises Puff, schien er
sich in Luft aufgelöst zu haben. «Möchte zu gern wissen, was der im Schilde
führt», dachte Luka. «Mir ist gar nicht wohl dabei, dass er einfach so
verschwindet.» Soraya legte ihm eine Hand auf die Schulter. «Ohne ihn bist du
besser dran», sagte sie. Doch dann hatte Nuthog, der rote Drache, eine Idee,
und Luka dachte nicht mehr an Nobodaddy.
    «Vor
langer, langer Zeit half Gyara-Jinn dem König der Pferde, Sleipnir, auch Slippy
genannt, aus Schnüffelheim zu fliehen», erzählte der rote Drache und wies mit
einem Kopfnicken auf die goldene Schwester. «Ja! Der mächtige Slippy, dieses
riesige, weiße, achtbeinige Ross - mit zwei Beinen in jeder Ecke sozusagen -,
war von den Aalim grundlos und ungerechterweise eingesperrt worden, genau wie
meine Schwestern, bis sie von Königin Soraya und ihrem mächtigen Zauber befreit
wurden. Die drei Jos hatten beschlossen, dass es für ein achtbeiniges Wunderpferd
zu keiner Zeit eine Daseinsberechtigung gab. Einfach so - sie fassten den
Beschluss wie Tyrannen, ohne Diskussion und ohne Rücksicht auf irgendwelche Gefühle,
auch nicht auf die von Slippy. Wenn sie wollen, können sie sehr grausam,
gnadenlos und halsstarrig sein, obwohl sie sich doch stolz die Drei
Unumgänglichen Wahrheiten nennen! Jedenfalls war es Jinn, die Slippy mit ihrem
Drachenfeuer befreite, denn ihr Atem ist heißer als der von Badlo, Sara oder mir,
so heiß, dass er sogar das ewige Eis schmelzen konnte, was wir nicht geschafft
hätten. Zum Dank dafür machte ihr der König der Pferde ein kostbares Geschenk:
die Gabe, sich - wenn auch nur ein einziges Mal, und zwar dann, wenn die Not am
größten ist - in das genaue Ebenbild von Slippy persönlich zu verwandeln. Kein
Gott wird es wagen, Slippy zu durchsuchen, sollte er Vibggor überqueren
wollen. Wir binden jeden von euch, also dich, Luka, sowie Hund und Bär zwischen
ein Beinpaar, womit noch ein Paar Beine für Königin Soraya übrig wäre, falls
gewünscht...»
    «Nein»,
sagte Soraya bekümmert. «Ich

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