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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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ebnen. Gian Francesco berichtet, als Argalia,
der Türke, mit seinen vier Schweizer Riesen zurückkehrte, habe er eine beträchtliche Menschenmenge vor dem
Anwesen der Machiavelli angetroffen, beinahe so, als
wäre ein Wunder geschehen, als wäre die Madonna in
Percussina erschienen und alles Volk wäre zusammengeströmt, um sie zu sehen. Kaum traten Qara Köz und ihr
Spiegel aus dem Haus, angetan mit schönstem Brokat
und edelstem Schmuck, fielen die Versammelten tatsächlich auf die Knie, als bäten sie um den Segen der Prinzessin, den diese ohne Worte, doch mit einem Lächeln und
leicht erhobenem Arm auch zu erteilen schien. Dann war
sie fort, und als erwachte Marietta Corsini aus einem
Traum, schrie sie jeden an, der über ihr Land trampelte,
er solle sich fortscheren. Gianfrancesco schrieb dazu:
«Die Bauern kamen wieder zu Verstand und mussten mit
Erstaunen feststellen, wo sie sich befanden. Sie kratzten
sich verwundert am Kopf und kehrten dann nach Hause
zurück, auf die Felder, zur Mühle, zum Wald oder zu den
Brennöfen.»
Andrea Alciato, der die Auffassung vertrat, dass Hexen
und ihre Adepten mit pflanzlichen Heilmitteln behandelt
werden sollten, schrieb den geheimnisvollen «Percussina-Vorfall» jenen allzu schlechten Essgewohnheiten der
Dorfbewohner zu, die sie anfällig für Phantastereien und
Halluzinationen machten, während es sich bei der Andeutung von Bartolomeo Spina, Autor des ein Jahrzehnt
nach den Ereignissen verfassten De Strigibus, Qara Köz
könnte die Dorfbewohner in satanische Ekstase versetzt
und mit ihnen eine große, orgiastische schwarze Messe
veranstaltet haben, wohl um eine verleumderische Unterstellung handelt, für die sich in den historischen Unterlagen jener Zeit nicht der geringste Beleg finden lässt.
    Als Antonino Argalia, genannt der Türke, neuer condottiere von Florenz und frischbestallter Kommandant der
Miliz, in Florenz einzog, wurde seine Berufung mit ebenjenen ausschweifenden, hedonistischen Feierlichkeiten
begangen, für die diese Stadt so bekannt war. Auf der
Piazza della Signoria hatte man eine hölzerne Burg errichtet, die zum Schein mit dreihundert Mann bestürmt
wurde, während hundert Soldaten das Gebäude verteidigten. Niemand trug eine Rüstung, doch wurde dermaßen
hart gekämpft, mit Lanzen aufeinander eingedroschen
und mit ungebrannten Ziegeln geworfen, dass manch ein
Komparse zum Hospital von Santa Maria Nuova gebracht werden musste, wo einige von ihnen leider auch
starben. Auf der Piazza veranstaltete man eine Stierhatz,
und die Stiere schickten ebenfalls manch einen Festteilnehmer ins Hospital. Man ließ außerdem zwei Löwen
gegen einen schwarzen Hengst kämpfen, doch reagierte
das Pferd so kühn auf den Angriff des ersten Löwen,
schlug nach ihm aus und trieb ihn von der Mercantantia,
in der das Gericht der Kaufmannsgilde tagte, bis mitten
auf die Piazza, sodass der König der Tiere schließlich
Reißaus nahm und sich in einer dunklen Ecke des Platzes
verkroch. Danach schien auch der zweite Löwe nicht
mehr willens, sich in die Keilerei einzumischen. Man
hielt das allgemein für ein gutes Omen, da das Pferd natürlich Florenz verkörperte und man in den Löwen die
Feinde der Stadt sah, ob nun Frankreich, Mailand oder
sonst eine schuftige Gegend.
Nach diesen Präliminarien erreichte die Prozession die
Stadt.
Zuerst kamen acht ‘dfici, Plattformen auf Rädern also,
auf de-nen Schauspieler die Siegesposen eines großen
Kriegers der Geschichte nachstellten, etwa von Marcus
Furius Camillus, Zensor, Diktator und sogenannter zweiter Gründer von Rom, der gezeigt wurde, wie er nach der
Belagerung von Veji vor fast zweitausend Jahren Gefangene nahm und eine enorme Beute an Waffen, Gewändern und Silber machte. Daran anschließend folgten
Männer, die auf den Straßen tanzten und sangen, sowie
vier Schwadronen schwerbewaffneter Kavalleristen mit
angelegten Lanzen. (Die Schweizer Riesen Otho, Botho,
Clotho und d’ Artagnan hatten das Kommando über die
Ausbildung an der Lanze gewählt, ~ alle Welt den geschickten Umgang der Schweizer Infanteristen mit der
Lanze fürchtete. Und schon nach nur ein oder zwei vorläufigen Übungsstunden war für jedermann deutlich zu
sehen, dass die Miliz ihre Lanzen deutlich besser zu
handha-ben wusste., Endlich ritt auch Argalia durch das
große Tor, flankiert von seinen vier Schweizer Klatschmäulern, gleich dahinter der Serbe Konstantin zwischen den beiden Ausländerinnen, danach

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