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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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Junge sich
eine Frau erträumt, gibt er ihr große Brüste und geringen
Verstand», murmelte sie. «Wenn ein Monarch sich ein
Weib vorstellt, träumt er von mir.»
Sie war vertraut mit den sieben Arten der Unguikulation,
also der Kunst, die Fingernägel zur Steigerung des Liebesspiels einzusetzen. Ehe er zu seinem langen Feldzug
aufgebrochen war, hatte sie ihn mit den Drei Tiefen Spuren markiert, mit Kratzern der ersten drei Finger der
rechten Hand auf Rücken, Brust und sogar den Hoden:
etwas, damit er sich an sie erinnerte. Jetzt, da er wieder
daheim war, konnte sie ihn erschaudern lassen, konnte
dafür sorgen, dass ihm im wahrsten Sinne des Wortes die
Haare zu Berge standen, indem sie ihre Fingernägel an
seine Wangen legte, an Unterlippe und Brust, ohne jedoch Spuren zu hinterlassen. Allerdings konnte sie ihn
auch markieren, ihm einen Halbmond auf den Hals drücken, konnte die Nägel langsam über sein Gesicht ziehen,
lange Schrammen über Kopf, Oberschenkel und seine so
überaus empfindliche Brust ziehen. Sie konnte den Hoppelnden Hasen machen, die Aureolen der Brustwarzen
umritzen, ohne ihn ansonsten zu berühren. Und keine
andere Frau wusste so geschickt den Pfauenfuß auszuführen, dieses delikate Spiel:
    Sie drückte den Daumen auf seine linke Brustwarze und
«spazierte» mit den übrigen vier Fingern über seine
Brust, grub ihre langen Nägel ein, die geschwungenen,
klauengleichen Nägel, die sie eigens für diesen Augenblick zugefeilt hatte, drückte sie in die Haut des Herrschers, bis sie Spuren hinterließen, die den Abdrücken
eines über Sand laufenden Pfaus glichen. Sie wusste, was
er sagen würde, wenn sie dies tat. Er würde ihr erzählen,
wie er in der Einsamkeit seines Soldatenzeltes die Augen
geschlossen, ihre Bewegungen nachgeahmt und sich voller Erregung vorgestellt hatte, die Fingernägel, die über
seinen Körper wanderten, seien ihre Fingernägel.
    Sie wartete darauf, dass er dies sagte, aber er tat es nicht.
Etwas war anders. Er ließ sich seine Ungeduld anmerken,
gar eine Verärgerung, eine Irritation, die sie nicht verstand. Es war, als hätten die vielen Feinheiten ihrer Liebeskunst an Charme verloren, und er wünschte sich nur
noch, sie zu besitzen, es zu Ende zu bringen. Sie begriff,
dass er sich geändert hatte. Und folglich würde sich auch
alles andere ändern.
Was den Herrscher betraf, so sollte er in Gegenwart eines
anderen Menschen nie wieder in der ersten Person Singular von sich reden. In den Augen der Welt war er ein Plural, ein Plural sogar im Urteil der Frau, die ihn liebte, und
ein Plural würde er bleiben. Er hatte seine Lektion gelernt.
5, Seine Söhne, wie sie geschwind auf ihren Pferden…
    Seine Söhne, wie sie geschwind auf ihren Pferden dahingaloppierten, mit den Lanzen auf im Boden steckende
Zeltheringe zielten; wie sie, immer noch auf Pferdesrücken, im Spiel chaugan brillierten und lange Stöcke mit
gebogenen Enden schwangen, um einen Ball ins netzverhängte Tor zu treiben; wie sie nachts mit einem Leuchtball Polo spielten; seine Söhne auf Jagdgesellschaften,
vom Meister der Jagd in die Mysterien der Leopardenhatz eingeführt; seine Söhne beim «Spiel der Liebe»,
ishqbazi, dem Taubenflug … wie schön sie waren, seine
Söhne! Wie kraftvoll sie spielten! Man nehme nur
Kronprinz Salim, gerade erst vierzehn Jahre alt, aber
schon ein solch exzellenter Bogenschütze, dass die Regeln des Sports ihm zuliebe umgeschrieben werden
mussten. Ach, Murad, Daniyal, meine Galoppierer, dachte der Herrscher. Wie er sie liebte, und doch, welche
Nichtsnutze sie waren! Täuschte der Blick in ihre Augen? Nein, sie waren schon betrunken. Gerade mal elf
und zehn Jahre alt, aber schon betrunken, obwohl sie
Pferde lenkten, diese Narren. Er hatte der Dienerschaft
strikte Anweisungen erteilt, aber die Jungen waren Prinzen von königlichem Geblüt; kein Lakai würde es wagen,
gegen sie aufzubegehren.
    Natürlich ließ er sie bespitzeln, weshalb er auch über
Salims Opiumsucht Bescheid wusste, ebenso über seine
nächtlichen Feiern pervertierter Lüsternheit. Vielleicht
war es verständlich, dass ein junger Bursche in der ersten
Blüte seiner Männlichkeit eine derartige Vorliebe für
Sodomie mit hübschen Dirnen bewies, doch dürfte bald
ein strenges Wort nötig sein, da sich die Tanzdirnen beklagten: Wegen ihrer blau geschlagenen Hintern, ihrer
zerquetschten Granatapfelknospen konnten sie kaum
noch auftreten, die kleinen Huren.
    Weh, 0 weh,

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