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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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Gestalt der Puffmutter
Rangili Bibi, einer Hure, die so alt, zahnlos und verkniffen war, dass sie bereits wieder Respekt verdiente, außerdem so missmutig, dass jedermann Angst vor ihr hatte, sogar die Polizisten, deren Aufgabe es eigentlich war,
ihren Laden zu schließen, doch wagten sie nicht, gegen
Madame Bibi vorzugehen, da sie fürchteten, sie könnte
mit dem bösen Blick lebenslanges Unglück auf sie herab
beschwören. Eine andere, rationalere Erklärung für den
Fortbestand des Bordells besagte, sein Besitzer sei ein
einflussreicher Adliger am Hofe - vielmehr (davon waren
die Klatschtanten der Stadt überzeugt, kein Adliger, sondern ein Priester, vielleicht gar einer der Mystiker, die
pausenlos an Chishtis Grabe beteten. Doch Adlige steigen und fallen in der Gunst des Monarchen genau wie
Priester. Ein Fluch dagegen hält auf ewig an, und deshalb
war die Angst vor Rangili Bibis Silberblick mindestens
ebenso mächtig wie ein unbekannter Heiliger oder ein
aristokratischer Schirmherr.
Mohinis Verbitterung hatte nichts mir ihrem Leben als
Hure zu tun. Ihren Körper zu verkaufen war für sie eine
Arbeit wie jede andere; sie verhalf ihr zu einem Dach
über dem Kopf, zu Kleidern und gab ihr zu essen, weshalb sie ohne ihre Tätigkeit wohl nicht besser dran gewesen wäre als ein streunender Hund und vermutlich auch
wie ein Hund im Straßengraben krepieren würde. Nein,
ihre Verbitterung galt einer Frau, ihrer früheren Arbeitgeberin, der vierzehnjährigen Dame Man Bai von Amer,
gegenwärtig wohnhaft in Sikri, einem Flittchen, das insgeheim die lüsternen Aufmerksamkeiten ihres Vetters
genoss, des Kronprinzen Salimo Dame Man Bai besaß
über hundert Sklavinnen, doch Mohini, das Skelett, war
ihr Liebling gewesen. Wenn der Prinz kam, schwitzend
vom anstrengenden Tagwerk, vom Herumreiten in der
Mittagshitze, vom Tieretöten, stand Mohini am Kopf des
Gefolges, dessen Aufgabe darin bestand, den Prinzen zu
entkleiden und seine fahle Haut mit duftenden, kühlenden Ölen einzureiben. Mohini war es, die das Parfüm
aussuchte, Sandelholz oder Moschus, Patschuli oder Rosenduft, und Mohini war es, der allein die Aufgabe zukam, die Männlichkeit des Prinzen für Dame Man Bai
vorzubereiten. Andere Sklavinnen fächerten ihm Luft zu,
massierten ihm Hände und Füße, doch nur das Skelett
durfte das Geschlecht des Prinzen berühren. Sie kannte
sich mit der Zubereitung jener Salben aus, die das sexuelle Verlangen steigerten und das Liebesspiel verlängerten.
Aus Tamarinde und Zimt, aus getrocknetem Ingwer und
Pfeffer stellte sie Pasten her, die, wenn vermengt mit
Bienenhonig, den Frauen intensives Vergnügen schenkten, ohne dem Mann allzu große Anstrengung abzuverlangen; außerdem bescherten sie dem Mann ein Gefühl
der Wärme und pumpender Zuckungen, die als äußerst
angenehm empfunden wurden. Manchmal strich Mohini
die Vagina ihrer Herrin damit ein, manchmal das Glied
des Prinzen, gewöhnlich aber bediente sie beide. Mit dem
Ergebnis waren sie sehr zufrieden.
Doch ihr Geschick im Umgang mit dem männlichen
Aufputschmittel «Was Männer zu Pferden macht» sollte
ihr zum Verhängnis werden. Eines Tages befahl sie, einen Ziegenbock zu kastrieren, und kochte dann die Hoden in Milch, fügte danach Salz und Pfeffer hinzu, briet
sie in geseihter Butter und zerstampfte sie schließlich zu
köstlichem Hack. Dieses Mittel musste gegessen, nicht
auf der Haut verrieben werden, also fütterte sie den Prinzen mit einem silbernen Löffel, während sie ihm erklärte,
diese Medizin erlaube es ihm, wie ein Pferd zu lieben,
fünf-, zehn-, gar zwanzigmal, ohne an Kraft zu verlieren.
Im Falle besonders viriler junger Männer könnte sie sogar über hundert Ergüsse in Folge ermöglichen. «Köstlich», sagte der Prinz und ließ es sich schmecken. Am
nächsten Morgen trat er aus dem Gemach seiner Geliebten, die dem Tode nahe war. «Haha! », rief er Mohini auf
dem Weg nach draußen zu. «Welch ein Spaß!»
Es sollten siebenundvierzig Tage und Nächte vergehen,
ehe Dame Man Bai an Sex auch nur wieder denken konnte, und in dieser Zeit bewies der Prinz, der sie regelmäßig
besuchte, volles Verständnis für den Schaden, den er
angerichtet hatte; er gab sich ebenso zerknirscht wie besorgt, vögelte unterdessen aber die Sklavinnen und bat
meist um die Gunst jenes dürren Geschöpfes, das ihm zu
seinen übermenschlichen Sexkräften verholfen hatte.
Dame Man Bai konnte ihm den Wunsch nicht verwehren,
doch kochte

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