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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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«Niemals werde ich als armer
Mensch nach Florenz zurückkehren, nur als ein mit
Reichtümern beladener Prinz.» Sein Vorhaben war wirklich sehr einfach. Die Natur der Welt hatte sich offenbart.
    Wenn die Dinge am einfachsten scheinen, erweisen sie
sich unweigerlich auch als höchst tückisch. Nach einer
siegreichen Begegnung mit den Piratenschiffen der Barbarossa-Brüder von Mytilene troff der Admiral auf
höchst befriedigende Weise vor Sarazenenblut und verfolgte selben Tags noch die Hinrichtung der gefangenen
Piraten - sie wurden geteert und bei lebendigem Leib auf
dem Marktplatz ihrer Heimatstadt verbrannt -, als ihm
der tollkühne Einfall kam, in die Ägäis vorzudringen und
die Osmanen in ihren heimischen Gewässern anzugreifen. Doch kaum befuhr die Goldbande das sagenumwogte Meer, um sich den osmanischen Galeeren zu stellen,
da stieg ein seltsamer Nebel auf, beinahe so, als wäre
olympischer Unfug am Werk oder als hätten die alten
Götter dieser Gegend, frustriert von der langen Tristesse
eines Zeitalters, in dem es ihnen an unmittelbarem Einfluss auf die Gefühle und Treuepflichten der Menschen
mangelte, beschlossen, mit ihnen zu spielen und allein
um der alten Zeiten willen ihre Pläne zu durchkreuzen.
Die acht Genueser Trieren bemühten sich, die Kampfformation zu halten, doch zu verwirrend war der mit dem
Geheul von Ghulen, dem Gekreisch von Hexen, dem
Gejammer Ertrunkener und dem Gestank der Pestilenz
durchsetzte Nebel, weshalb selbst die abgebrühtesten
Söldner bald in Panik gerieten. Das System von Nebelhornsignalen, das Admiral Doria sich eigens für einen
solchen Tag ersonnen hatte, erwies sich nur allzu bald als
völlig wertlos. Jedem Schiff war eine Abfolge kurzer und
langer Hornstöße zugeordnet worden, doch angesichts
eines derartigen Miasmas des Todes und des Aberglaubens verloren die Kommunikationsversuche der verstörten Söldner rasch an Eindeutigkeit, ganz wie die Nebelhornsignale der Osmanen, sodass schließlich niemand
mehr wusste, wer Freund und wer Feind war.
Abrupt begannen die Kanonen der Trieren zu feuern,
ebenso die mächtigen Drehbassen an Deck der osmanischen Galeeren, sodass die roten Mündungsflammen und
hellen Blitze der mächtigen Geschütze inmitten dieses
gestaltlosen Nebelinfernos wie kleine Ausblicke auf das
Höllenfeuer wirkten. Überall erblühte Gewehrfeuer, ein
flackernder Garten roter, tödlicher Blumen. Niemand
wusste, wer auf wen schoss oder wie man sich am besten
verhielt; eine große Katastrophe schien unvermeidlich.
Doch dann, so plötzlich, als hätten beide Seiten in genau
demselben Moment die Gefahr erkannt, wurde es still.
Kein Schuss war mehr zu hören, keine rufende Stimme
ertönte, kein Nebelhorn. Überall in der weißen Leere
begannen leise, verstohlene Bewegungen. Argalia, der
allein auf dem Deck des Flaggschiffes stand, spürte, wie
ihm das Schicksal die Hand auf die Schulter legte, und
merkte überrascht, dass diese Hand vor Angst zitterte. Er
wandte sich um. Nein, kein Schicksal stand hinter ihm,
sondern Ceva, der Bootsmann, nicht länger grimmig und
furchteinflößend, sondern so mutlos wie ein geschlagener
Köter. «Der Admiral braucht dich», flüsterte er dem Jungen zu und führte ihn unter Deck, wo Andrea Doria ihn
erwartete, in der Hand das große Nebelhorn des Flaggschiffs. «Heute ist dein Tag, mein kleiner Mann und Geschichtenerzähler», verkündete der Admiral leise. «Heute
wirst du mit Taten und nicht mit Worten wahre Größe
erlangen.»
Der Plan sah vor, dass Argalia in einer kleinen Jolle ins
Wasser gelassen wurde, um dann so rasch wie möglich
vom Flaggschiff fortzurudern. «Nach jedem hundertsten
Ruderschlag», sagte der Admiral, «stößt du in dieses
Horn. Der Feind wird meine Raffinesse für Arroganz
halten und die Herausforderung von Andrea Dorias cornetto annehmen, wird dich mit seinen Schiffen verfolgen
und glauben, große Beute zu machen - soll heißen, mich
höchstpersönlich gefangen zu nehmen! -, doch unterdessen bietet sich mir ein Vorteil, und ich werde ihn vernichtend von einer Seite schlagen, aus der er mich nicht erwartet.»
Argalia schien es ein schlechter Plan zu sein. «Und ich?»,
fragte er mit Blick auf das Horn in seiner Hand. «Wenn
die Schiffe der Ungläubigen meinem kleinen Boot nachjagen, was soll ich dann tun?» Ceva der Skorpion packte
ihn, hob ihn hoch und warf ihn in die Jolle. «Rudere»,
zischte er, «kleiner Held, rudere um dein verdammtes
Leben.»
«Wenn

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