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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Euro aufgenommen. Wenn ich jetzt mein Haus verkaufen muss …« Er sinkt zusammen, scheint wieder einzuschlafen. Ich rüttle ihn wenig sanft.
    »Sie müssen endlich zur Polizei. Ihre Frau hält zu Ihnen. Sie wird Ihnen helfen. Ihr Hotel läuft doch gut. Es kann sein, dass ein Teil des Geldes in Russland wieder auftaucht. Auch dort gibt es so etwas wie Banken und eine Bankenaufsicht.« Hoffentlich funktioniert sie auch, füge ich in Gedanken hinzu. »Es ist Ihre letzte Chance.«
    »Schon wieder eine letzte Chance. Die Finanzbehörden …«
    »Sie bekommen eine Strafe, das ist besser, als weiter den Mund zu halten und vielleicht wirklich alles zu verlieren.« Mir fällt etwas ein: »Wo sind die Verträge eigentlich?«
    Guggenbauer schüttelt den Kopf. »Sachow hat sie mitgenommen, er braucht sie nach dem Tod von Dolochow für die russischen Banken, hat er gesagt.«
    »Er war also später noch einmal da?«
    »Wir haben uns in Wien getroffen, zwei Tage nachdem das mit Dolochows Tod bekannt geworden war. Ich hab eine Kopie der Verträge im Safe. Meine Bank hat versucht, mit der russischen Bank Kontakt aufzunehmen. Aber die kennen dort keine Firma ›Direktinvest‹.«
    »Wer war übrigens dieser österreichische Anwalt, der die Verträge gemacht und alles beglaubigt hat?«
    Guggenbauer schaut zu Boden. Dunkelgrüne Nachtwiese über Lech.
    »Sie müssen sich erinnern!« Ich schreie ihn fast an.
    »Dr. Gustav Kronberger«, sagt er.
    Ich habe noch nie von ihm gehört.
    Ich fahre die Nacht durch. An jeder Autobahnraststätte bleibe ich stehen, noch ein Kaffee und bei der nächsten noch einer, ich darf nicht einschlafen. Ich fahre wie unter Strom. Guggenbauer hat gestanden, die Heli-Listen geklaut zu haben. Ich hätte schon damals auf die Idee kommen können, dass er mit der Sache zu tun hat. Wer hat denn sonst gewusst, dass ich in Zürs bin und die Investoren suche? Auch er war auf einer Tour mit den »Direktinvest«-Leuten. Und zur Skischule hatte er einen Schlüssel. Wie praktisch. Ich muss diesen Anwalt finden. Es sieht so aus, als wäre Sachow nicht der Mörder. Popp. Oder bin ich immer noch auf der falschen Spur? Viele Investoren, die wenig miteinander zu tun haben. Geschickt eingefädelt. Wenn Sonja die Verträge der russischen Bank übersetzt hat, dann weiß sie noch um einiges mehr, als wir gedacht haben. Gefährlich für sie. Die Ost-West-Kreditbank. Noch nie davon gehört. Ich habe eine Kopie der Kopie der Verträge von Guggenbauer in der Handtasche. Bei jedem Stopp versuche ich, aus ihnen schlau zu werden. Ich bin Juristin. Aber ich habe den Beruf nicht ausgeübt. Nur eines kann ich sicher sagen: Die Verträge sind hinreichend verwirrend. Man hat sich wohl vor allem auf den Oligarchen Dolochow, den Mann mit den Milliarden, verlassen. Und dann noch auf diesen Anwalt. Dr. Gustav Kronberger. Ich habe kein gutes Personengedächtnis, aber der ist mir sicher noch nie untergekommen. Ich brauche Oskar. Ja, um glücklich zu sein, das wird mir bei der Raststätte »Mondsee« klar, aber ich brauche ihn auch wegen der Verträge. Und wenn jemand etwas aus diesem, Anwalt herausbekommen kann, dann Oskar. Von Kollege zu Kollege. Idiotisch, ihn um drei in der Nacht aufzuwecken.
    Tankstelle bei Linz. Ich werde ihn doch anrufen. Er wollte nicht mit mir reden. Vielleicht kann ich ihn in der Nacht überrumpeln, und er hört mich an. Der Kaffee ist heiß und stark. Männer an der Theke, Fernfahrer in verwaschenen Wollwesten und Pantoffeln. Sie haben nicht das geringste Interesse an mir. Sic rauchen, reden wenig. Die Sprache könnte Bulgarisch sein. Die Frau hinter der Theke hat müde Augen, auch sie raucht. Schwarze Haare mit einem Blaustich. Dunkelblaue Fingernägel. Mira, was willst du von Oskar? Dass er dir verzeiht? Was gibt es zu verzeihen? – Das ist nicht die Frage. Dass er dir bei der juristischen Seite des Falls hilft? Ich brauche ihn. Punkt. Überhaupt. Ich nehme das Wertkartentelefon. Vielleicht erkennt er die Nummer nicht und geht dran. Mein Herz schlägt im Galopp, Das ist der viele Kaffee. Watte im Hirn.
    »Kellerfreund?«
    Nicht erkennbar, ob er geschlafen hat.
    »Oskar, bitte leg nicht auf«, sage ich.
    »Was ist los?« Alarm in der Stimme.
    »Ein Anwalt ist in den Fall verwickelt. Er heißt Gustav Kronberger. Soll aus Wien sein. Ich habe eine Kopie der Verträge eines Investors. Ich brauche dich.«
    Schweigen in der Leitung. Ich erschrecke. Hat er schon aufgelegt? »Ich brauche dich nicht nur für diesen blöden Fall,

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