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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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hat.«
    Guggenbauer schüttelt den Kopf. »Das sicher nicht. Sachow war noch am Arlberg, als es passiert sein muss.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe das Geld nicht so schnell locker machen können, und Hanni sollte auch nichts davon wissen. Und ich glaube, er hat auch noch auf Geld von anderen gewartet.«
    »Sie haben ihm Geld gegeben, da war Dolochow schon tot?«
    »Er ist mit dem Geld gefahren, einen Tag bevor das mit Dolochow bekannt geworden ist.«
    »Es war Welser, der Sie überredet hat zu investieren«, forsche ich weiter.
    »Ja, mein Stammgast Welser, dieser noble Herr Universitätsprofessor. Er hat gesagt, es ist eine einmalige Gelegenheit, auch nur ganz kurzfristig, nur einen Monat, dann kommt das Kapital und mehr zurück. Er hat eine halbe Million investiert, er kennt ein paar, die haben noch viel mehr investiert, es ist ein Glück, dass uns Dolochow in das Geschäft mit hineinnimmt, hat er erzählt. Jetzt braucht man noch etwas Kapital, dann kann man ohne jeden Kredit einen der besten Baugründe in Moskau kaufen. Und einen an der Schwarzmeerküste. Man wird dann andere Anleger dazunehmen, die werden mit Begeisterung einsteigen, wenn wir die Baugründe haben, und schon können wir den Großteil des Kapitals wieder herausnehmen, aber wir bleiben beteiligt an den Gewinnen. Wie viel Geld man in Russland verdienen kann, das sehen wir ja. Jeden Winter.«
    »Und warum hätte der reiche Dolochow ausgerechnet auf Ihr Geld warten sollen? Er hätte das Kapital doch gehabt«, gebe ich ihm zu bedenken.
    Der Hotelier sieht mich verzweifelt an. »Einem Dolochow, dem glaubt man eben. Dem Freund des russischen Präsidenten. Dem Oligarchen. Und wo alle Geschäftsleute jetzt in Russland investieren. Er hat gesagt, er braucht für die Projekte europäisches Kapital, sonst bekommen wir die Grundstücke nicht. Und dann kommen wir auch an ganz neue Entwicklungsförderungen heran. Er will uns einfach die Chance geben, auch Millionen zu verdienen. Wenn wir es ernst meinen. Wenn wir ihm vertrauen. Langfristige Zusammenarbeit zum Vorteil von allen. Er hat dafür überlegt, bei uns zu investieren. Risikostreuung.«
    »Wohin ist das Geld gegangen?«, will ich wissen.
    Er sieht zu Boden. »Das meiste Geld haben sie bar illegal über die Grenze gebracht, damit wir keine Abgaben zahlen müssen. Ein Teil ist bei der Bank eingezahlt worden, Ost-West-Kredit, einer Privatbank.« Er heult auf: »Es hat doch alles so gut ausgesehen, alles war so klar. Und dann noch der Universitätsprofessor von der Juristenuniversität, der auch selbst investiert hat, und der Anwalt, der die Verträge gemacht hat und die Beglaubigungen der Verträge des russischen Anwalts. Und vor allem Dolochow selbst.«
    »Es war der falsche Dolochow«, sage ich leise.
    »Wie sollte ich das wissen? Wie sollten wir das wissen?«, flüstert er.
    »Welser dürfte es um diese Zeit zumindest schon geahnt haben«, murmle ich. »Warum sind Sie nie zur Polizei gegangen?«, frage ich.
    Er sieht mich müde an. »Zuerst hat Sachow versprochen zu retten, was zu retten war. Dann, als ich gemerkt habe, dass das nicht stimmt, waren Männer da mit russischem Akzent, die haben gedroht, wenn ich rede, werde ich wie Dolochow sterben. Oder sie zünden mir das Hotel an. Und sie erzählen den Behörden, wie viel Geld ich außer Landes habe bringen lassen.«
    »Wie haben die Männer ausgesehen?«
    Die Beschreibung des einen passt exakt auf Sergej Popp.
    »Haben Sie mit den anderen Investoren Kontakt?«
    Guggenbauer schüttelt den Kopf. »Wenn alles den Bach runtergeht, will keiner mehr etwas vom anderen wissen. Ich hab versucht, mit Professor Welser zu reden, er war der Einzige, von dem ich mir sicher war, dass er mit dabei war, wohl auch sein Freund, dieser Deutsche. Jedenfalls: Er hat mir gesagt, dass wir jetzt Ruhe bewahren müssen. Und abwarten. Und ab da hat er sich verleugnen lassen.«
    »Weiß Ihre Frau von alldem?«
    »Ich hab es ihr erzählt, ich hätte es ja nicht mehr verschweigen können. Ich bekomme kein Geld mehr von der Bank.«
    »Haben Sie wirklich alles investiert?«
    »Ich habe für den Ausbau viel Geld beisammen gehabt, ich mache nicht gern zu viel auf Kredit. Das ganze Geld habe ich genommen, ich hätte es ja gleich wieder zurückbekommen sollen, sodass ich alle Handwerker rechtzeitig hätte zahlen können. Und der Gewinn sollte auch wieder ins Hotel gehen: endlich auf fünf Sterne aufrüsten.« Er schüttelt den Kopf. »Ich hab sogar noch einen Kredit über dreihunderttausend

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