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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Computer, da braucht man so Service nicht mehr.«
    Er sollte nicht von sich ausgehen. »Weiß man, ob dieser Jürgen Flemming tatsächlich am Arlberg war?«
    »Weiß man«, erwidert Vesna. »Ich habe ihn angerufen und gesagt, dass er mit seinem Skipass am Arlberg automatisch an einer Verlosung teilgenommen hat, er hat etwas gewonnen. Arlberg-Skimütze. Hat er sich gefreut. Und er kennt Professor Welser.«
    »Du hast ihn nach Welser gefragt?«
    »Ich habe gesagt, Skikamerad, Universitätsprofessor Welser, hat auch etwas gewonnen. Schneehemd. Und er: ›Die Welt ist klein‹, hat er gesagt. Ich weiß nicht, gut scheint er ihn nicht zu kennen, grüßen gelassen hat er ihn nicht.«
    »Und morgen? Sollen wir Welser weiter beobachten?«, frage ich.
    »Ich sage Ja. Irgendwann muss ihn jemand kontaktieren. Entweder Dolochows Leute. Oder Polizei. Sie werden mit allen reden wollen, die Kontakt zu Dolochow hatten. Wenn du auf ihn gekommen bist, die kommen auch auf ihn.«
    Stimmt.
    »Ich muss hinein, ich will Valentin nicht warten lassen«, sagt Vesna und deutet zur festlich erleuchteten Oper hinüber.
    »Du lässt ihn schon seit mehr als einem halben Jahr warten«, sage ich mit leisem Spott.
    »Eben«, erwidert Vesna.
    »Hast du schon mit Welser geredet?«, fragt mich Oskar, als er am späteren Abend heimkommt und mich vor meinem Laptop findet. Ich bin dabei, die neuen Fakten zusammenzuschreiben und zu ordnen. Vor allem Zweiteres ist keine einfache Aufgabe.
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen«, sage ich rasch und erzähle ihm von meinem Mittagessen mit dem Chefredakteur.
    »Wie alt ist er, hast du gesagt?«, will Oskar wissen.
    »Mitte dreißig.«
    »Zum Glück zu jung für dich«, murmelt Oskar und küsst mich auf den Nacken.
    »Dass du dich bloß nicht täuschst«, erwidere ich. »Wo warst du? Schon wieder ein Abendtermin?«
    »Wenn du wüsstest …« Oskar verdreht schwärmerisch die Augen. Ein Stich. Nur einen Moment lang. Ich versuche, möglichst spöttisch dreinzusehen,
    »Nein«, sagt er, »leider nur ein Rendezvous mit meiner Sekretärin. Es hatten sich ein paar Aktenberge zu viel angesammelt.«
    Auf seinen Vorzimmerdrachen kann ich beim besten Willen nicht eifersüchtig sein. Und wenn, dann höchstens, weil es bisweilen sie allein ist, die weiß, wo er steckt.
    Ich stehe an der Ecke beim U-Bahn-Ausgang. Wenn Vesna recht hat, muss Professor Welser in den nächsten zehn Minuten aus der U-Bahn kommen. Sie hat heute keine Zeit, ihn zu überwachen. Sie muss bei ihrem alten Notar putzen. Er war ihr erster Kunde in Wien und hat ihr in schwierigen Zeiten sehr geholfen. Jetzt wird er immer schrulliger und will außer ihr keinen in die Wohnung lassen. Ich weiß ohnehin nicht genau, was ich heute tun soll. Die Morgenzeitungen haben den Fall Dolochow nur noch klein gebracht, das »Blatt« spekuliert über eine Russenfehde und stellt den Oligarchen Dolochow als den einzigen Leidtragenden hin. Sein Bruder ist tot. Er ist in einen Fall hineingezogen worden, mit dem er nichts zu tun hat. Ob Dolochow auch mit jemandem vom »Blatt« geredet hat? Ich könnte ihn ja anrufen und fragen. Ich habe mir seine Nummer unter der Notiz »Zahnarztkontrolle« im Mobiltelefon gespeichert, da will sicher keiner nachschauen. Der karierte Zettel liegt in Oskars Wohnung, im Kochbuch »Österreichische Küche«.
    Welser kommt genau zur vorhergesagten Zeit. Offenbar ist sein Tagesablauf tatsächlich sehr gleichförmig. Ich gehe ihm nach, es ist keine besondere Vorsicht notwendig. In seine Richtung gehen am Vormittag viele Menschen, allein und in Gruppen. Er nimmt den Weg zum Juridicum. Um elf Uhr soll er ein Proseminar halten. Ob es auffällt, wenn ich mich hineinsetze? Wohl kaum. Gibt ja auch immer ein paar ältere Studentinnen.
    Jetzt kramt Welser sein Mobiltelefon heraus. Auch Rechtsgeschichte-Professoren können sich dem Fortschritt nicht ganz verschließen. Er hält es ans Ohr, bleibt stehen. Wirkt aufgeregt. Ich bin zu weit weg, um etwas hören zu können, versuche, unauffällig immer näher zu kommen. Aber da hat er das Telefon schon in seine Sakkotasche gestopft. Er schaut auf die Uhr, gehetzt, kommt mir vor. Er dreht um, seine Schritte sind jetzt deutlich schneller als vorher. Der Professor eilt durch die Herrengasse. In dieser Gasse ist das Innenministerium. Hat man ihn vielleicht hierherbestellt? Ich bleibe in einigem Abstand hinter ihm, aber er blickt sich ohnehin kein einziges Mal um. Plötzlich, ich hätte es beinahe übersehen, verschwindet

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