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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wieder einmal alle vereint sind. Familienidylle.
    »Wenigstens ist die Sache mit Professor Welser jetzt geklärt«, sagt Oskar.
    »Ich weiß nicht«, erwidere ich nachdenklich. »Er hat es nicht ungeschickt gemacht, aber ob er gar so harmlos ist? Sein Neid auf die Kollegen, die mit Gutachten Hunderttausende verdienen …«
    Oskar lacht. »Der ist in unserer Branche weit verbreitet. Natürlich gerade unter denen in den Exotenfächern.«
    »Und wenn so einer endlich auch einmal reich werden will?«
    »Welser ist viel zu sparsam, um Geld in riskante Unternehmungen zu stecken, da kannst du jeden auf der Uni fragen. Der nimmt aus der Kantine sogar die Papierserviette mit, wenn er sie nicht benutzt hat.«
    »Wenn er so spart, dann hat er Geld, das er investieren könnte. Gerade wenn er sonst ein wenig weltfremd ist, könnte ihn doch dieser Russenboom beflügeln, all die Geschichten, bei denen es um enorme Gewinne geht. Wenn dann im richtigen Moment einer daherkommt …«
    »… am Arlberg, wo er Urlaub macht und zufällig sein Erspartes mitträgt …«, spottet Oskar.
    »Wer sagt, dass das Geschäft erst am Arlberg eingefädelt wurde?«
    »Du hast es bisher behauptet.«
    »Eine Hypothese. Nicht mehr. Es könnte auch einfach ein Treffen der Investoren gewesen sein.«
    »Es gibt kein einziges Geschäft, kein einziges konkretes Projekt, bei dem ›Direktinvest‹ erscheint«, gibt mir Oskar zu bedenken.
    »Wie viel erfahren wir von russischen Geschäften? Es geht ja um Investitionen in Russland«, erwidere ich.
    »Du hast selbst gesagt, sogar auf den russischen Internetseiten kommt ›Direktinvest‹ nicht vor. Was können sie also schon groß getan haben bisher?«
    »Vertrauliche Geschäfte brauchen keinen Internetauftritt«, beharre ich.
    Oskar seufzt. »Aber du lässt Professor Welser jetzt in Ruhe, ja? Thema abgehakt?«
    Ich schüttle langsam den Kopf. »Vielleicht. Wir müssen noch mit diesem Jürgen Flemming reden. Irgendjemand hat die Liste der Heli-Skiausflüge geklaut. Das muss einen Grund haben. Vesna versucht herauszufinden, wem ›Direktinvest‹ sonst noch teure Skitage gezahlt hat.«
    »Welser kommt in deiner nächsten Reportage nicht vor, oder?«
    »Nicht mit Namen. Ich werde von einem ›angesehenen Juristen und Hochschullehrer‹ schreiben.«
    Wir sitzen nebeneinander, haben beide den Blick geradeaus auf die Glasfront zur Dachterrasse gerichtet. Gismo hat zu schnurren aufgehört. Oskar nimmt mich am Arm und versucht, mich zu ihm zu drehen. Er fasst exakt an meine Wunde, ich kann einen Schrei nicht unterdrücken. Er fühlt den Verband.
    »Was ist das?«, sagt er scharf.
    Ich bin nicht sein Besitz. Kein Grund, wütend zu werden, nur weil ich etwas ramponiert bin. Er springt auf, versucht meinen Ärmel hochzuschieben. Ich wehre ihn ab.
    »Ich will sofort wissen, was da los ist. Wo du dir das zugezogen hast«, verlangt Oskar.
    »Impfung. Ist etwas schiefgegangen.«
    »Mira!«
    Ich habe ohnehin nicht geglaubt, dass ich damit durchkomme. »Man hat mir die Handtasche geklaut.«
    »Da braucht man danach keinen Verband, sondern eine neue Tasche.«
    »Sie haben mit einem Messer in meinen Arm geritzt, da bist du abgelenkt und die Tasche ist weg«, murmle ich.
    »Geritzt?« Er schiebt den Ärmel meines weiten Pullovers nun endgültig nach oben. »Dafür ist das viel Verband.«
    »Sie haben mich genäht. Nur aus Vorsicht«, erwidere ich lahm.
    »Und warum hast du mir das verschwiegen?«
    »Bin noch nicht dazu gekommen …«
    »Deswegen warst du auch am Mobiltelefon nicht erreichbar, weil es samt der Tasche weg war. Du bist nicht dazu gekommen, mir das zu sagen, ich bin kein Idiot, Mira. Die Sache hat mit dem Russen-Fall zu tun. Haben sie dich angeschossen?«
    Ich sehe ihn verblüfft an. »Nein. Ein Stich. Ein kleiner Stich, nicht tief.«
    »Ab jetzt wirst du nichts mehr unternehmen, gar nichts, ist das klar? Weiß Zuckerbrot von der Sache? Wenn nicht, werde ich ihn anrufen. Gleich morgen.«
    »Die Polizei weiß davon. Ich habe eine Diebstahlsmeldung gemacht.«
    »Raub, das ist Raub.«
    »Wenn du auf juristische Exaktheit Wert legst …«
    Oskar schenkt uns beiden noch einen Trebernschnaps ein, nicht zu knapp davon. »Du versprichst mir hier und jetzt, nichts mehr im Zusammenhang mit dem toten Russen zu unternehmen. Schreib deine Story, davon kann ich dich ohnehin nicht abhalten, und das war es dann. Du hast es mir eigentlich schon vor einer Woche versprochen.«
    Ich weiß nicht weiter, es kommt mir vor, als würde ich im

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