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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Russen-Fall ohnehin nur noch meine eigene Fantasie jagen. Und von ihr gejagt werden. Zuckerbrot und seine russischen Freunde haben ganz andere Quellen als ich, andere Möglichkeiten, Dolochow weiß mit Sicherheit auch mehr, vielleicht hat er sogar noch bessere Möglichkeiten als Polizei und Geheimdienst zusammen. Vielleicht spielt er mit mir seit Anfang Katz und Maus, und Bruder Wassili ist das Opfer seiner internationalen Strategien geworden, die niemand stören darf. Der eine Bruder kann gut Deutsch, der andere kann schlecht Deutsch. Schlecht Deutsch zu können kann man auch vortäuschen.
    »Was ist?«, sagt Oskar.
    Ich seufze. »Okay.«
    »Hast du Schmerzen?«, fragt Oskar und sieht mit einem Mal wieder liebevoll drein. Und besorgt.

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    D iese Reportage schafft es nicht mehr auf die Titelseite, ich habe es auch nicht angenommen. Auf das Cover kommt »Der ganz normale Steuerbetrug«. Eine ziemlich gut recherchierte Geschichte unserer Wirtschaftsredaktion, in der nachgewiesen wird, dass eigentlich alle versuchen, das Finanzamt zu betrügen. Bis auf die, die zu wenig haben, um überhaupt Steuern zu zahlen, Freiberufler, die private Abendessen als Geschäftsessen verbuchen. Weingüter, die ihre Weine an der Steuer vorbei verkaufen. Lebensmittelgroßhändler, die mit den Restaurants von Hotelketten zusammenspielen. Kleine Wirte, die das meiste, was sie bar bekommen, in der Hosentasche verschwinden lassen. Konzerne, die Schwarzgeld im großen Stil brauchen, um Auftraggeber, Zulieferer, öffentliche Stellen zu schmieren. Hätte ich rechtzeitig davon erfahren, ich hätte einige Schnurren beisteuern können: etwa die eines Typen, der über ein halbes Jahr lang einen auch von Finanzbeamten sehr gut besuchten Würstelstand ohne jegliche Steuernummer betrieben hat. Eva Berthold hat mir davon erzählt.
    »Wie nahe ist Wien dem Balkan?«, fragt ein Finanzwissenschaftler in einem Kommentar. Was für eine seltsame Frage, auf dem Balkan gibt es deutlich weniger Menschen, für die es sich auszahlt, das Finanzamt zu betrügen. Ich überlege. Schwarzgeld. Auch dafür sind Direktinvestitionen sicher gut. Zahlt man Schwarzgeld ein, hat das allerdings den Nachteil, dass man sich kaum an die Polizei wenden kann, wenn bei den Investitionen etwas schiefgeht. Geldwäsche. Der in Unterlagen verbuchte eingezahlte Betrag ist nur halb so hoch wie der tatsächliche. Das Projekt macht Gewinne, die noch etwas höher angesetzt werden, als sie in Wirklichkeit sind. Der Investor bekommt quasi als Teil seines Gewinns das schwarz eingezahlte Geld ausbezahlt, und nun ist es weiß. Hm. Davon muss er dann aber Steuer zahlen. Macht vielleicht gar nichts, hängt wohl davon ab, woher das Schwarzgeld gekommen ist. Wenn so Drogengelder legalisiert werden, zahlen gewisse Leute wohl gerne Steuer. Also wirklich, Mira, wie ein Drogenhändler hat Welser nun nicht gerade gewirkt.
    In meiner Reportage »Die Arlberg-Connection« schreibe ich über Treffen von Investoren mit den Russen von ›Direktinvest‹. Von der geheimnisvollen Flucht Dolochows durch die Hintertür – diese Passage ist mir besonders gut gelungen, die Flasche Pomerol gibt dem Ganzen den nötigen Pfiff – und den gestohlenen Listen der Heli-Skitouren. Wer will verhindern, dass bekannt wird, dass er auf Einladung der Russen Ski fahren war? Welser kommt als »angesehener Jurist und Hochschullehrer« vor, Flemming wird als »deutscher Unternehmer« erwähnt. Kein Grund, noch irgendetwas zurückzuhalten. Selbst das geheimnisvolle Treffen Welsers mit einem Unbekannten und der Angriff auf mich, die Reporterin, werden beschrieben. Nur die E-Mail mit den Grüßen aus Moskau lasse ich weg. Warum, weiß ich selbst nicht so genau. Ich stelle die Frage: »Bin ich tatsächlich Opfer eines Handtaschenräubers geworden? Oder ist das ›Magazin‹ schon zu nahe dran am Russen-Mord und den Machenschaften von ›Direktinvest‹?« Dazu noch ein Interview mit einem der Fremdenverkehrsmanager vom Arlberg, der nicht das Geringste über seine russischen Gäste kommen lässt. Hanni Guggenbauer hat mich an ihn verwiesen, sie will lieber nicht erscheinen. Wenn sie im »Sonnenhof« Schwarzgeld gehabt haben, dann haben sie es vielleicht doch investiert … Wie kommt man zu Schwarzgeld im Hotelgewerbe? Jeder, der übernachtet, bekommt heutzutage eine Rechnung. Wen kenne ich aus der Branche, den ich das fragen könnte? Am ehesten Manninger, Wirt und viel gepriesenen Koch des »Apfelbaums« im Weinviertel, des

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