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Russisch Blut

Titel: Russisch Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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heißt das?« Bergen fragte anstelle von Alma, die sich die Tränen aus den Augen wischte.
    »Sie sollten die Koppel nicht betreten, bevor nicht die Spurensicherung da war. Tja.« Der Arzt wirkte verlegen. »Tut mir leid. Herzliches Beileid.« Als er sich umdrehte, wäre er fast mit Noa zusammengestoßen.
    »Was ist los?« Noa schaute von einem zum anderen. Der Student, der mit ihr gekommen war, sah ebenso ratlos aus.
    Alma starrte dem Krankenwagen hinterher, der ohne Sirene und Blaulicht abfuhr. »Professor Rust ist tot.«
    Noa schlug die Hand vor den Mund und sagte theatralisch: »Wie ab-so-lut furchtbar.«
    »Verdammt. Was wird jetzt aus unserem Projekt?« Der junge Mann hatte den Anstand, zu erröten, kaum daß er die Frage gestellt hatte.
    »Das Projekt geht weiter«, sagte Alma mit plötzlich wieder fester Stimme und nickte Bergen zu. »Unter Ihrer Leitung. Was halten Sie davon?«
    Bergen kniff die schmalen blauen Augen zusammen und schien nachzudenken.
    »Oder sind Sie nicht – qualifiziert?«
    »Das ist nicht das Problem.« Rusts Kollege wich noch immer aus.
    »Ich kann euch sagen, was das Problem ist.« Noa hatte Marks Hand ergriffen und zerrte ihn jetzt nach vorn. »Er hat sich mit dem Professor gestritten. Er hat ihn beschimpft. Ihn Lügner genannt. Stimmt doch, Mark, oder?«
    Der Student blickte verlegen.
    »Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit, das ist richtig.« Bergen blieb ruhig.
    »Sie wollten nicht, daß er etwas herausfindet. Sie wollten nicht, daß er das Schloß rettet. Sie wollten nicht, daß er Erfolg hat. Und deshalb –«
    »Nein, Noa.«
    »Sie sind bloß neidisch!«
    Katalina bemühte sich, nicht zu lächeln. Noas Ernsthaftigkeit war hinreißend und komisch zugleich.
    »Ich war der Meinung, daß er Ihnen allen falsche Hoffnungen machte, Noa.« Bergen neigte den Kopf.
    Noa ließ sich nicht bremsen. »Aber deshalb hätten Sie ihn doch nicht gleich umbringen müssen!« Totenstille. Katalina sah, wie Noa rot wurde. »Ich meine –« stotterte sie.
    »Und woher weiß die kleine Lady hier, daß der Tote umgebracht worden ist?« fragte eine butterweiche Stimme hinter ihnen. Katalina sah gerade noch, wie Noa ein gepeinigtes Gesicht zog, bevor sie sich zu den beiden Männern umdrehte.
    »Kriminalhauptkommissar Köster«, sagte der eine und hielt seinen Ausweis in die Runde. »Und das ist Kriminalkommissar Sager.« Ein junger Mann mit breitem Kreuz und Intellektuellenbrille nickte und lächelte verbindlich.
    Bergen schilderte das Auffinden des Toten. Alma erzählte, wie sie Rust kennengelernt hatte.
    »Im Internet?« Köster guckte anerkennend. »Und Sie haben ihn hierhin bestellt, als er in der Nähe einen Vortrag über die – was für eine Schlacht hielt?« Katalina bemerkte amüsiert das Staunen, das sich über Noas Gesicht legte. Soviel Eigeninitiative hatte sie ihrer Mutter offenbar nicht zugetraut.
    »Und wie kam Herr Dr. Bergen ins Spiel?«
    »Da müssen Sie ihn schon selber fragen«, sagte Alma mit einer abwehrenden Kinnbewegung in Richtung Bergen. »Ich habe ihn nicht eingeladen.«
    »Ich war an Blanckenburg und seiner Geschichte interessiert und habe mich angeboten, den Kollegen Rust hinzufahren.«
    »Konnte er das nicht selber?«
    »Ihm fehlte, vorübergehend, wenn ich ihn richtig verstanden habe, der Führerschein.«
    Katalina wunderte sich nicht. Rust hatte auf Almas Empfang auffällig viele Gläser geleert.
    »Aha. Sie taten also einem Kollegen einen Gefallen, mit dem Sie Streit hatten?«
    »Ich tat vor allem mir einen Gefallen.«
    »Aber Sie hatten eine Meinungsverschiedenheit mit ihm?«
    »Das stimmt.«
    In diesem Moment schnippte der Kripomann mit der Brille mit den Fingern. Alle sahen auf. »Ich hab’ da was gelesen. Von einem Moritz Bergen. Worum ging es da noch?«
    »Das war eine Polemik gegen den Geschichtstourismus.« Man sah Bergen an, daß es ihm schmeichelte, daß man ihn auch in Kripokreisen kannte. »Die Archäologie ist von einer Wissenschaft zur Dienstmagd der Tourismusindustrie geworden. Da wird schon mal die Wahrheit zurechtgebogen.«
    Köster blickte mit hochgezogenen Augenbrauen auf seinen Kollegen. »Du liest?«
    Der lächelte bescheiden. »Nur heimlich.«
    Sager nahm die Personalien und das Protokoll auf, und Köster stellte die Fragen. Keiner der Anwesenden hatte etwas gesehen, etwas gehört, etwas geahnt. Natürlich nicht. Irgendwann sah der Hauptkommissar seinen jüngeren Kollegen an und nickte. Der klappte sein Büchlein zu.
    Die beiden wollten bereits

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