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Russisch Blut

Titel: Russisch Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Weggabelung, an der sich der Fahrer offenbar nicht für eine der beiden Richtungen entscheiden konnte. Sie stellte das Rad vor dem Traiteurshaus ab und sah hinüber zum Turmflügel. Niemand zu sehen. Und wo blieb der Notarzt?
    In diesem Moment stürzte Alma aus dem Haus, in ihrem Gefolge Moritz Bergen. »Katalina, wo waren Sie, um Himmels willen!«
    »Was ist los? Ist ihm etwas passiert?« Sie blickte hinüber zum Schloß.
    »Wenn Sie nur dagewesen wären!« Almas Gesicht war gerötet, und ihre Hände kneteten ein Taschentuch.
    »Sie hätten nicht mehr helfen können«, sagte Bergen leise. »Er ist tot. Ich habe die Polizei gerufen.«
    »Wer war zuletzt bei ihm? Wer hat ihm die Medikamente gegeben?« Sie hörte, wie schrill ihre Stimme plötzlich klang. Ruhig, dachte sie. Ruhig.
    »Das – weiß ich nicht«, sagte Bergen langsam. »Ich weiß nichts von Medikamenten.«
    »Nein, nein, Katalina, Sie verstehen nicht. Es ist nicht –« Alma fuhr mit der Faust durch die Luft. »Es ist Sigurd Rust. Tot. Einfach so.«
    Katalina atmete aus. Es war unfair, aber sie fand die Nachricht erleichternd. »Herzinfarkt?«
    Rusts Kollege wiegte den Kopf.
    »Wo ist er gestorben?«
    »Hinter dem Pferdestall. Was immer er dort wollte.«
    »Und wann?«
    »Ich verstehe nicht viel von rigor mortis. « Moritz Bergen verzog das Gesicht. »Aber ich vermute mal – schon gestern nacht. Er war ganz durchnäßt.«
    Alma schüttelte den Kopf. »Es muß ein Herzinfarkt gewesen sein. Sie hätten die Polizei nicht holen müssen.« Dann setzte sie sich in Bewegung, Richtung Pferdekoppel.
    Katalina folgte, Moritz Bergen an ihrer Seite. »Ich hätte Ihren Kollegen nicht für einen Tierfreund gehalten.«
    »Ich auch nicht«, sagte Bergen. »Vielleicht war er mit jemandem verabredet?«
    Alex? Erin? Sophie? Sie waren am späten Nachmittag schon weggefahren. Alma? Sie hatte keinen Grund, sich mit Rust heimlich zu verabreden, und das auch noch bei den Pferden, für die sie erklärtermaßen nichts übrig hatte.
    Es blieb nur – Noa. Aber was wollte sie von einem Mann, der noch älter war als der liebe Onkel Alex? Zumal sie ihre Zuneigung für Alex erfolgreich auf Mark übertragen zu haben schien. Soweit sie wußte, war Noa keine berechnende Lolita.
    Sie kamen bei den Pferden an, als der Arzt, der neben dem regungslosen Körper gekniet hatte, ein Tuch über den Toten deckte, sich erhob und in sein Mobiltelefon sprach.
    »Er lag hinter dem Stall, auf der Wiese, auf dem Bauch. Es sah nicht aus, als würde er sonnenbaden. Und dann – naja. Ich habe keinen Puls gefühlt.« Bergen sprach noch immer leise. Aber Alma drehte sich wie eine Furie um.
    »Was hatten Sie hier überhaupt zu suchen? Was wollten Sie von ihm?« Katalina wunderte sich über die Erregung der Frau, bis sie die Tränen sah, die ihr in den Augen standen. Hatte die Ältere mehr mit der Anwesenheit Sigurd Rusts verbunden als das bißchen Schatzsuche, das er versprach? Und dann fiel es ihr wieder ein – der Mann, mit dem sie Alma über das Kirchfeld hatte spazieren sehen am Tag nach ihrer Ankunft mußte Rust gewesen sein.
    »Ich habe ihn gesucht. Die Studenten wollten sich absprechen. Sein Rat war gefragt.«
    Katalinas Blick ging zu den Pferden. Woodstock stand ruhig in der einen Ecke der Koppel und beäugte den Arzt und den Toten. Nur seine spitzen Ohren bewegten sich. Daphne stand in der anderen Ecke, biß und trampelte auf etwas herum. Sie ging hinüber zu der Stute und redete auf sie ein. Endlich hob Daphne den Kopf. Das Tier wirkte verstört. Auf dem Gras, halb verdeckt von einem ihrer Hufe, lag ein dunkles Etwas, ein Stück Stoff, nein: ein Stück Filz. Ein Hut?
    Als sie sich wieder umdrehte, stand Bergen neben ihr. Er streckte die Hand nach Daphne aus. Fast hätte Katalina ihn zurückgehalten. Es war immerhin möglich, daß die Stute – gefährlich war. Sie ließ den Gedanken endlich zu. Aber Daphne ließ sich von dem Mann streicheln, ja sie schien sich sogar langsam zu beruhigen. Bergen hatte ein Händchen für Tiere.
    Der Arzt beendete sein Telefongespräch. »Ich habe den Leichenwagen bestellt.« Der Mediziner sah fragend von Alma zu Katalina zu Bergen. »Sie sind –«
    »Alma Franken.« Alma reichte dem Mann die Hand, die er nur zögernd ergriff. »Professor Rust war mein Gast.«
    »Ah ja.« Der Arzt kratzte sich hinter dem Ohr. »Die Kripo wird gleich dasein und Sie befragen wollen. Ich kann keinen Totenschein ausstellen, der eine unnatürliche Todesursache ausschließt.«
    »Was

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