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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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von gegenüber kam gerade im passenden Moment heraus, um seinen eigenen leeren Briefkasten zu inspizieren. Er war um die fünfzig, band sich die Haare zum Pferdeschwanz, um sich einen jugendlichen Anstrich zu geben. Unter seinen Augen hingen schwere Tränensäcke. Er prahlte und klagte zugleich, am Abend sei es spät geworden, weil man die Kampagne eines wichtigen Kunden begossen habe. Mein Nachbar nahm ohne Weiteres an, dass ich wusste, dass er in der Werbebranche tätig war. Ich hatte eine vage Erinnerung, davon gehört zu haben. Vielleicht hatte er selbst mir einen Vortrag über seine Aufträge gehalten, oder seine Frau, die mich immer zu lange anschaute, hatte seinen Beruf erwähnt. Ich nickte mitfühlend zu den Klagen des Mannes, wandte ihm mein Gesicht zu, während meine Augen langsam über das gesamte Blickfeld schweiften.
    Mein Haus stand inmitten der alten, verwinkelten Viertel von Tapanila an einem Abhang. Ich kannte alle Einwohner der näheren Umgebung vom Sehen, ebenso ihre Fahrzeuge. Weiter oben stand ein großer metallicroter Toyota auf der Straße. Ein fremder Wagen.
    Ich nickte dem Nachbarn zum Abschied zu, stieg in meinen Mercedes und setzte vom Grundstück auf die kleine Seitengasse zurück. Von dort fuhr ich zur Straße hoch und verlangsamte an der Kreuzung das Tempo, ganz der aufmerksame Autofahrer. Dem Toyota entstiegen zwei Männer. Sie trugen fast trübsinnig braune Kleidung. Die beiden stellten sich vor ihren Wagen, die Beine gespreizt, die Arme locker hängend. Die Szene hätte direkt aus einem Werbespot stammen können, in dem die Schauspieler betont langsam dahinschreiten und die Bässe dröhnen.
    Ich wusste, dass sie sich meinetwegen produzierten. Ich fuhr ausdruckslos an den Mannequins der Gewalt vorbei, zeigte, dass ich sie bemerkt hatte, sonst nichts. Im Rückspiegel beobachtete ich, wie sie ohne Eile einstiegen, dann wurden die Scheinwerfer eingeschaltet, und der Toyota folgte mir.
    Ich hob die Nagelpistole und den Kompressor aus dem Kofferraum und bat Paavo Vatanen, sie ins Haus zu tragen. Karpow hatte mir Vatanen empfohlen, da kommt so ein kubikmetergroßer Karelier für einige Wochen mit einem Touristenvisum, hatte er gesagt, und würde gern arbeiten, egal was. Auf Karpows Urteil hatte ich mich meist verlassen können, und tatsächlich scheute Vatanen vor keiner Arbeit zurück. Er war in jeder Richtung groß, in seinen Händen wirkten die Betonklötze wie Legosteine und die Schaufeln wie etwas zu groß bemessene Kochlöffel.
    Aus dem Seitenfach des Kofferraums, neben dem Ersatzreifen, nahm ich meine alte CZ -Pistole. Ich warf das Etui zurück in den Kofferraum und steckte die blanke Pistole hinten in den Gürtel. Dann rief ich Vatanen, Antti Kiuru und seinen Sohn Matti zu mir und gab ihnen Anweisungen. Mit forschen Schritten ging ich zu dem roten Toyota, der mir treu gefolgt war, wie ein alter Hund einer Packung Kekse. Meine Verfolger stiegen aus. Beide Männer hatten lehmbraune, struppig vom Kopf abstehende Haare, gleichermaßen schlecht geschnitten. Offenbar waren sie nicht beim Friseur gewesen, sondern hatten selbst geschnippelt.
    » Sdrasdwite «, nickte ich und fragte weiter auf Russisch: »Habt ihr euch verfahren?«
    »Wir sind dir gefolgt. Damit du nicht vergisst, in dein Büro zu gehen und zu tun, was du tun musst«, bekannte der Fahrer offen, professionell. »Wir erstatten regelmäßig Bericht über die Observation.«
    Bei diesen Worten klopfte er auf sein Freisprechgerät. Er sah aus wie ein Fluglotse: Knopf im Ohr und Heldenmikrofon unter dem Kinn.
    »Ach. Ich dachte, das wäre so ein Ding, das den Speichel absaugt. Wie beim Zahnarzt«, raunzte ich ihn an, nur um etwas zu sagen. Ich fragte mich, wo meine Männer blieben.
    »Mit Ausflüchten kommst du nicht weit.« Auch der zweite Mann konnte sprechen. »Momentan haben wir nur Anweisung, dich zu beobachten. Aber ich weiß, welchen Auftrag wir bekommen, wenn du dich nicht richtig verhältst.«
    Matti Kiuru rammte den Kleintransporter vor den Bug des Toyota, der ein paar Zentimeter nach hinten rutschte.
    »Ein rücksichtsloser Fahrer«, bedauerte ich und zog meine Pistole. Die Männer, die ihrerseits gerade zu den Waffen greifen wollten, erstarrten mitten in der Bewegung.
    Matti Kiuru blieb im Wagen, sein Vater Antti hüpfte vom Beifahrersitz und zog die Schiebetür auf. Paavo Vatanen sprang heraus wie ein Gorilla aus seinem Käfig. Er nahm sich die beiden einzeln zur Brust, klopfte sie von den Hosenbeinen bis zu den Achseln

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