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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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redete wie ein Wasserfall, nahm sich kaum die Zeit, Luft zu holen.
    »Und nicht lange danach hat die Polizei angerufen. Und ich dachte, das war kein Zufall. Zuerst die Zigarette und dann das Feuer.«
    Ich wendete, fuhr zurück, zu schnell für die kurvenreiche Straße, und versicherte Oksana immer wieder, sie sei eine gute Assistentin.
    »Meine kluge Sekretärin«, wiederholte ich im Takt der Kurven, spannte die Kinnmuskeln an und verschärfte das Tempo, pumpte den Schaltknüppel vom zweiten in den dritten Gang und wieder zurück. Es ging jetzt nicht um ökonomisches Fahren, das hier war eine Sonderprüfung, eine Beschleunigungsetappe, wilde Tempojagd in Ouninpohja und Tiergartenrallye und Todeskurve. Die Worte flitzten vorbei, als treibe der Bewusstseinsstrom sie durch eine mit Geröll gefüllte Klamm, sie stiegen überraschend und in willkürlicher Ordnung an die Oberfläche.
    In all dem Aufruhr war mir klar, zu klar, um es mir vor Augen zu führen und direkt auszusprechen, dass Marja am Morgen im Haus geblieben war. Sie hatte gesagt, sie wolle heute zu Hause arbeiten.
    Marja.
    Die engen Straßen und Gässchen waren über mehrere Viertel versperrt. Feuerwehrautos standen kreuz und quer am Hang. Neugierige drängten sich in geschlossener Reihe am Rand meines Grundstücks. Ich stellte den Mercedes an der unteren Straße ab, setzte ihn fast gegen den Plankenzaun eines hellblauen Hauses und rannte los, um nach meinem Haus zu sehen.
    Wenn ein Balken siebzig Jahre unter dem Dach trocknet, brennt er lichterloh. Und auch alles andere in meinem Haus, Sparren, Leisten und Bretter, jedes Stück der Wandvertäfelung, und das isolierende Sägemehl war trocken und von guter Qualität. Oder war es gewesen. Nur der Steinsockel, den ich vor zwei Jahren verstärkt und verbreitert hatte, war unversehrt geblieben. Das Dach war eingestürzt, und wo die Wände gewesen waren, ragten verkohlte Balken in die Gegend. Die gemauerten Öfen trotzten der Vernichtung und verwandelten das Löschwasser in lauwarmen, rauchigen Nebel.
    Die Feuerwehrleute spritzten immer noch Wasser auf die Überreste des Hauses, wohl um sie abzukühlen, damit das Feuer nicht erneut aufflammte und auf die Nachbarhäuser übergriff. Das Saunagebäude und der angrenzende Schuppen waren verschont geblieben. Die kürzlich erst aufgesprungenen Blätter der Birken waren gelb verschrumpelt, als hätte der verschlagene Herbst den Frühling überrascht, sich hinterrücks angeschlichen und die Bäume erdolcht.
    Ich ging nicht zu der Ruine, um in der heißen Asche zu wühlen oder die glühenden Brocken und verformten Eisenteile anzuheben, die einmal meine Möbel und Küchengeräte gewesen waren. Ich wusste, dass mein liebevoll mit Sammlerstücken möbliertes Wohnzimmer Vergangenheit war. Die Einrichtung, stilreine Sowjeteleganz, war die Erfüllung meiner Kinderträume gewesen. Prachtvolle Teetassen hatten hinter Glastüren in Glanzlackschränken gestanden, der Sofatisch hatte eingelegte Ornamente aus verschiedenen Holzarten gehabt, und den Röhren der Rigonda-Bolschoi-Stereoanlage waren staubige Wärme und tiefe Bässe entströmt.
    Ich wusste, dass ich diesen Dingen später nachtrauern würde. Jetzt suchte ich nur Marja. Ich spähte hinter die ins Leere führende Vortreppe, suchte nach irgendeinem Hinweis in der Asche und dem Rauch, versuchte mich zu erinnern, was Marja angehabt hatte.
    »Viktor! Was um Himmels willen ist passiert?«, fragte eine Stimme hinter mir, vertraut und bestürzt.
    Marja, durchflutete es mich heiß. Vor Erleichterung hätte ich beinahe gelacht. Ich drehte mich um, fasste Marja an den Schultern und drückte sie. Marja sah mich durchdringend an. Sie trug einen Windanzug und hatte einen Sportbeutel umgehängt.
    »Du warst zur Gymnastik im Verein … oder im Fitness-Center. Vormittags gibt’s ja nur Mutter-Kind-Gymnastik. Oder du warst irgendwo zum Spinning … du warst nicht im Haus …«, stammelte ich glücklich.
    »Nein. Aber was zum Teufel ist hier passiert? Das Haus hat sich in Rauch aufgelöst«, fragte Marja noch einmal. Ihre Worte hatten etwas Anklagendes, als wollte sie sagen, dass ich das Haus angezündet hatte.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich, klammerte mich an das, was Marja laut ausgesprochen hatte. »Oksana hat angerufen und gesagt, dass das Haus brennt und die Feuerwehr da ist. Die Sachen kann man ersetzen, aber ich …«
    Ich kam nicht dazu, Marja zu erzählen, welche Sorge ich mir um sie gemacht hatte.
    »Kornostajew«, wurde

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