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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Gemütsschwankungen; sie waren der Grund, weshalb ich ihm in letzter Zeit aus dem Weg gegangen war. Korhonen hatte mit der Waffe herumgefuchtelt und die Stadt von Verbrechern säubern wollen, als hätte er einen göttlichen Auftrag zu erfüllen, er hatte von Sünde, schlüpfrigen Pfaden und Missetätern gesprochen und düstere Choräle gesungen. Auch die Qualen seiner Midlife-Crisis hatte er bei mir abgeladen, mir verwundert erklärt, er könne sich über nichts mehr freuen, alles sei ihm gleichgültig geworden. Dabei hatte er doch alles, was man braucht, ein warmes Heim, kaltes Bier und karierte Pantoffeln.
    »Nein. Wie ich dir bereits gesagt habe, bin ich fit und ausgeglichen«, versicherte Korhonen und streckte die Hand aus, um zu demonstrieren, dass sie nicht zitterte. Ich glaubte ihm kein Wort.
    »Aber den Fall in Malmi zum Beispiel, den hab ich vergeigt. Den mit der zerstückelten Leiche. Ich sollte die Frau beobachten. Die Sache war unter Kontrolle und am Reifen. Da schlachten die Kerle urplötzlich die Hauptzeugin ab und deponieren sie stückweise auf der Müllhalde. Scheiße, ich war hundert Meter weg auf dem Balkon und hab geraucht, während die Schurken mit Einkaufstüten voll Frauengulasch auf dem Radweg unterwegs waren. Klar reiben die lieben Kollegen mir das unter die Nase. ›Korhonen, hast du genau hingeguckt, ob bei dir im Treppenhaus wieder ’ne Leiche liegt?‹«
    Er sah mich ernst an.
    »Ich brauch also einen großen Fall. Gleichzeitig kann ich dir aus der Klemme helfen«, erneuerte er Bitte und Angebot. »Als Erstes solltest du mir erzählen, worauf die Kerle aus sind, die dich bedrohen. Ich kenne keinen von denen.«
    Mir blieb keine Zeit zu überlegen, ob ich ihm eine erfundene Story auftischen oder ein kleines Stück Wahrheit enthüllen sollte, denn vom Hof kamen ein Knirschen und gedämpftes Poltern. Gleich darauf vernahm ich noch ein leiseres Klappern. Ich wusste, dass ein Auto auf den Hof gefahren war, dessen Türen geöffnet und wieder geschlossen worden waren, und dass irgendwo, vielleicht am Tor, ein zweiter Wagen stand, aus dem ebenfalls jemand ausgestiegen war.
    »Du erwartest wohl keine Verwandten zum Übernachten«, wisperte Korhonen und schaltete das Licht aus.
    Ich wartete, bis meine Augen sich wieder an das Halbdunkel gewöhnt hatten, und ging dann ohne Hast zu der Wand, an der einige überzählige Büromöbel aufgereiht waren. Ich nahm meinen Schlüsselbund und schloss den Aktenschrank auf. Unter der zweiten und dritten Schublade von oben waren mit Tesastreifen braune Umschläge befestigt. Ich riss sie ab, öffnete sie und leerte den Inhalt auf die Platte des Stahlschranks. Dann packte ich alles, was ich mitnehmen wollte, in eine Schultertasche. Einen russischen Pass und zwei finnische Führerscheine, das alte Modell, mit Fotos eines langhaarigen Mannes, die mich oder einen von zweihunderttausend anderen Männern zeigen konnten. Die Bankkarten für meine Konten bei Sampo und Nordea. Ich hatte ein wenig Geld auf den Konten liegen, als Sicherheitsdepot, für alle Fälle. Die PIN -Nummern hatte ich auf dem Handy gespeichert.
    Eine Waffe hatte ich hier nicht. Meine Pistole lag an ihrem Stammplatz im Kofferraum des Mercedes, und die Reservewaffe war in meinem Büro in Hakaniemi in der Schreibtischschublade. In der alten Halle hätten sich genügend Gewehre für eine kleine Revolte gefunden, in den verschlossenen Containern, die Karpow und ich dort untergestellt hatten. Aber dahin konnte ich jetzt nicht, schätzte ich. Ich sah Korhonen an, der allmählich nervös wurde.
    »Sollten wir nicht langsam …«, begann er.
    »Steht dein Wagen auf dem Hof?«, unterbrach ich ihn.
    »Nein, hinter dem kleinen Hügel da hinten. Keine schlechte Stelle, nur meine Schuhe sind auf dem Weg hierher im Gras ein bisschen nass geworden. Ich hab mich verfahren, obwohl ich doch schon mal hier war«, murmelte Korhonen verlegen.
    Ich bedeutete ihm, mir zu folgen. Wir gingen zur Rückwand der Halle, sprangen durch das mit der Spanplatte abgedeckte Fenster hinaus und rannten durch ein Loch im Panzerzaun in den Schutz des Erlengebüschs.
    Auf einem schmalen Pfad gingen wir zu Korhonens Auto. Die Büsche gaben uns Blickschutz. Ich blieb kurz stehen und sah zur Halle hinüber. Im Halbdunkel entdeckte ich ein halbes Dutzend Männer, die sich zu beiden Seiten der Tür an die Wand drückten. Gleich darauf rannten zwei von ihnen gebückt um die beiden Ecken. Auf dem Hof parkte ein Wagen, vermutlich der Toyota, den ich

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