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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Baustellen schuftete, war so ein Typ. Er war mit einem Touristenvisum nach Finnland gekommen und machte nun Aktivurlaub auf dem Bau.
    Logistisch hatte die Fabrikhalle eine hervorragende Lage. Ein Großhandel für Holzwaren hatte sein Zentrallager ganz in der Nähe, die Umgehungsstraße war nur einen Kilometer entfernt, und auf dem Hof konnten notfalls mehrere Laster gleichzeitig wenden. Der Warentransport würde in beiden Richtungen reibungslos verlaufen.
    Mit diesen Plänen hatte ich mich abends vor dem Einschlafen beschäftigt. Ich hatte mir ausgemalt, wie meine Leute im Winter und bei Matschwetter in der warmen, hell beleuchteten Halle arbeiteten, sauber und trocken. Im Sommer würden sie dann umherreisen und die vorgefertigten Elemente zusammenbauen. Ich wollte alle Bauteile per Lkw von der Fabrik aufs Grundstück transportieren, nur das Fundament musste vor Ort gelegt werden. Dann kamen die Monteure, und im Handumdrehen war das Haus bezugsfertig.
    Hausfabrik Kärppä, lächelte ich über meinen Traum. Ich hatte Marja von meinen Plänen erzählt, hatte bescheiden gesagt, so etwas könnte Erfolg bringen. Kärppäs Nestbau, hatte Marja den Firmennamen weiterentwickelt. Oder Fertignest. Wie gefällt dir das: Kärppäs Heim und Herd, immer Goldes wert, hatte sie gedichtet. Ansonsten hatte ich über das Projekt Stillschweigen bewahrt. Nicht einmal Karpow wusste davon, obwohl ich vorhatte, ihn als Partner zu beteiligen oder als Subunternehmer und Lieferanten einzusetzen. Schnittholz für die Baukörper und Balken für die Wände der Ferienhäuser konnte er mühelos auftreiben.
    Neue Träume gibt’s kostenlos, und im Wolkenkuckucksheim sind die Quadratmeterpreise billig, holte ich mich vom Höhenflug zurück. In meiner Halle würde ich wohl eine Weile in Sicherheit sein. Ich hatte sie erst vor zwei Wochen auf meinen Namen einschreiben lassen und in den fast realzeitlichen Papieren der Businesszwillinge war sie noch nicht aufgeführt. Ein anorektisch magerer Trost. Ich war im Begriff, mein Eigentum und mein Gewerbe zu verlieren. Auch wenn ich die Halle billig bekommen hatte, würden sich die Zinsen für den Kredit bald auftürmen. Und irgendein Quatschmaul würde bald auch über diesen Ort reden, fürchtete ich.
    Ich streckte mich auf der Sitzbank des Wolga aus und beschloss, ein paar Stunden zu schlafen. Dann würde ich Kleider und sonstige Sachen einpacken, mir ein Auto beschaffen und mich auf den Weg machen.
    Ein Mann ohne Pferd hat keine Sorgen, hatte Mutter oft tröstend gesagt. Wie sich Sprichwörter doch irren können.

8
    Ich war plötzlich hellwach. Vorsichtig hob ich das Handgelenk vor die Augen, sodass ich die grün leuchtenden Zeiger und Punkte auf der Uhr sah. Halb eins. Ich hatte gut eine Stunde geschlafen, war geradewegs in die Tiefe gefallen, als wäre ich in einer kühlen Schlafkammer eingenickt, auf einer weichen Matratze und unter einer schweren Decke. Doch nun erwachte ich auf der leicht schrägen Vorderbank des Wolga. Sie war einteilig wie ein Sofa, aber als Nachtlager zu kurz für einen ausgewachsenen Mann.
    Wie eine Katze tauchte ich aus dem Schlaf auf. Ich hörte eine Bewegung, öffnete die Augen und bewegte langsam den Kopf. Sorgfältig suchte ich mein Blickfeld ab, ließ den Blick umherschweifen wie den Kegel eines Radargeräts.
    Dann sah ich den Mann. Ich vermutete, dass er durch das zerbrochene Fenster an der Rückwand eingestiegen war. Die Öffnung war mit einer Spanplatte abgedeckt, die man weghebeln konnte. Der Mann ging durch die Halle, blieb bei jeder Kiste und jedem Tisch stehen. Er schwenkte den Lichtstrahl einer kleinen Stablampe wie einen Stock durch das Halbdunkel. Die Sonne hielt sich noch verborgen. Die Nacht schwankte, wusste nicht, ob sie sich noch länger an die Dunkelheit klammern oder aufgeben und vor dem Morgen kapitulieren sollte.
    Der Mann kam näher. Ich tastete den Boden ab, fand aber nur den Steckschlüsselkasten. Vorsichtig fingerte ich in der Plastikschale herum und bekam einen Knarrenschlüssel zu fassen, der immerhin einen zwanzig Zentimeter langen Stahlgriff hatte. Rücksichtsvoll drehte ich ihn so, dass der scharfkantige Aufspannbolzen in meiner Faust verschwand. Dann sprang ich aus dem Wagen und schlug dem Mann den gummiumhüllten Dreharm ins Genick. Er sackte auf den Betonboden, gab nur einen leisen, resignierten Laut von sich.
    Ich schaltete das Licht ein. Der Eindringling trug ein Leinenjackett, das ich kannte, dazu ein weinrotes Pikeehemd, eine helle Hose und

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