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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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jetzt«, befahl Korhonen.
    Niilo machte vorsichtig ein paar Schritte, beschleunigte dann das Tempo und verschwand in einer Seitenstraße.
    »Können wir jetzt endlich weiterfahren?«, fragte ich. »Ich verstehe ja, wie wichtig Erziehung ist, aber man hat ganz in der Nähe nach uns gesucht, also wäre es vielleicht klüger, dass wir uns riffel raffel davonschleichen.«
    »Ennege, bennege, rumpeldi, riffel, raffel, mannewi«, trällerte Korhonen. »Ich bin Polizist, ich vertrete Recht und Ordnung. Wenn ich etwas Ungesetzliches sehe, muss ich eingreifen«, erklärte er dann würdevoll und stieg in den Wagen.
    »Sind deine Medikamente richtig dosiert?«, fragte ich zweifelnd.
    »Der Kerl ist bekloppt. Total bekloppt«, stellte Jussuf entzückt fest.
    Wir setzten uns zu Korhonen in den Wagen. Jussuf fuhr los. Er schaltete flüssig von einem Gang in den anderen, schaute regelmäßig in den Rückspiegel und achtete bei jeder Zufahrt auf die Wagen, die sich in den Verkehr einfädelten. Noch bevor wir die Autobahn erreicht hatten, begann Korhonen zu schnarchen, die Nase zum Plafond gereckt. Ich rüttelte ihn wach.
    »Schalt dein Telefon aus. Ich fürchte, die verfolgen unsere Bewegungen«, befahl ich. Korhonen murmelte etwas von den Problemen beim Abhören, von Sendemasten und Teledaten. Ich riet ihm, sich als Pressesprecher bei der Telekom zu bewerben, bis dahin aber den Mund zu halten. Mir erschienen nur noch persönliche Gespräche unter vier Augen zuverlässig, am liebsten im Flüsterton.
    Es war halb sechs. Ich tippte eine SMS an Ruuskanen, erklärte ihm, ich sei auf dem Weg zu ihm und brauche ein Auto. Sobald ich die Nachricht abgeschickt hatte, schaltete ich das Handy wieder aus. Dann stellte ich die Rückenlehne schräg und schmiegte mich an sie. Ich schloss die Augen und bekam gerade noch mit, dass ich unendlich müde war.
    Ich schrak hoch, als Jussuf auf den Hof des Autohändlers kurvte. Er hatte den Weg ganz allein gefunden. Ich schlug ihm vor, Korhonen gleich wieder mitzunehmen, doch Jussuf packte unsere Sachen aus, lächelte verhalten und schüttelte den Kopf.
    »Der ist bekloppt«, sagte er noch einmal, sah Korhonen, der sich müde reckte, kopfschüttelnd an und preschte davon. Die Auspuffgase schwebten wie eine Federwolke im dünnen Morgenlicht. Die zartblaue Farbe biss sich mit dem Ölgeruch.
    Wir hatten kaum eine Viertelstunde auf einem Stapel Autoreifen gesessen, als Ruuskanen angekurvt kam und sich ächzend aus einem alten blauen Audi hievte. Er hatte lockige Haare, einen weiblich geschwungenen Amorbogen und eine solide Neigung zu birnenförmiger Beleibtheit. Er stand wie eine Statue auf dem Hof, pries lauthals die Sonnenhelle und den Segensreichtum frühen Aufstehens auf dem Pilgerzug einer demütigen Seele.
    »Deinen Freund hier kenne ich noch gar nicht. Kommt der Herr von jenseits der Grenze? Ich meine natürlich die Ostgrenze, nicht die zum Jenseits. Oder sind Sie ein einheimischer Kompagnon? Womöglich mit ungesättigtem Autowunsch?«, versuchte sich Ruuskanen einzuschleimen und hielt Korhonen die Hand hin.
    »Korhonen. Dezernat für Berufs- und Gewohnheitskriminalität. Diesseits jeglicher Grenzen. Und ungesättigt sind bei mir nur die Fettsäuren«, gab Korhonen barsch zurück und versuchte durch das Bürofenster zu spähen, die Hand als Schirm an die Stirn gelegt.
    »Kümmer dich nicht um Teppo. Der hat seine eigene Art von Humor. Wir wollen verreisen. Wenn du mir also ein Auto geben könntest, und zwar schnell«, beruhigte ich Ruuskanen und drängte ihn gleichzeitig zur Eile.
    Der Autohändler bot mir seinen eigenen Audi an, ohne Fragen zu stellen. Er prahlte, er habe den Wagen selbst aus Deutschland geholt, höchstpersönlich ausgesucht und auf seinen Namen registriert. Ich unterbrach seine Lobrede und wies ihn darauf hin, dass ich die Karre nicht kaufen, sondern nur ausleihen wolle. Es gehe darum, ans Ziel und vielleicht auch wieder zurück zu kommen, und zwar mit einem Transportmittel, das keine Aufmerksamkeit errege.
    Ich war bereits seit Langem Kunde bei Top-Auto Ruuskanen. Zuerst hatte ich preiswerte und unauffällige Wagen gekauft, aber dann hatte Ruuskanen mich bekehrt wie ein Sektenprediger. Er hatte mich dazu überredet, einen alten Mercedes der S-Klasse zu erwerben, obwohl solche Schlitten nur Drogendealer und arabische Terroristen im Film fuhren. Und im letzten Winter hatte ich einen Kaufvertrag über einen fast neuen Mercedes Diesel unterschrieben. Ruuskanen hatte die elektrisch

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