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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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betriebenen Sitze surren lassen und an der Fernbedienung für das Radio hantiert. »Avantgardistische Ausstattung«, hatte er erklärt. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass er selbst nur dann Sinn für neue Ausdrucksformen hatte, wenn es darum ging, Steuern zu umgehen und Zölle zu vermeiden.
    Ruuskanen hatte seine Geschäfte anfangs in Tikkurila auf einem pfützenreichen Kiesplatz an der Umgehungsstraße geführt, wo ihm eine mobile Holzhütte als Büro diente. Ich hatte ihn beim Verkauf einiger Tax-free-Wagen nach Russland kennengelernt und erfahren, dass er irgendwo in Richtung Sipoo eine Werkstatt betrieb. Und als ich, nun bereits ein vertrauenswürdiger Partner, dort gewesen war, hatte ich erkannt, dass Ruuskanen auch gestohlene Wagen zerlegte und in neuer Kombination wieder zusammenbaute und aus Unfallschrott und importierten Teilen unversteuerte Karren zusammenstückelte.
    Die Reform der Kfz-Steuer hatte Ruuskanen neue und legalere Geschäftsaussichten eröffnet. Nun fuhr er kreuz und quer durch Europa und kaufte nutzlos herumstehende Audis, Mercedesse und BMW s, transportierte sie in seine neue Halle in Hyrylä, fabrizierte nötigenfalls ein neues, lückenloses Wartungsheft samt den erforderlichen Stempeln, polierte die Armaturenbretter, bis sie nur noch nach Silikon und Zitrusaroma rochen, und verscherbelte die Wagen.
    »Man muss sich weiterentwickeln, auf die Veränderungen der internationalen Wirtschaft reagieren!«, hatte Ruuskanen geprahlt, seinen Kugelbauch vorgestreckt und, ohne sich im Geringsten zu genieren, erzählt, er habe im Hinblick auf die Zukunft schon einen neuen Firmennamen registrieren lassen: Global-Auto Ruuskanen.
    Ruuskanen suchte in seiner Schreibtischschublade im Büro nach den Papieren für den Audi. Er nahm einen Stapel Kfz-Scheine in die Hand und blätterte sie durch, feuchtete ab und zu den Finger an. Korhonen schien seinen Akku durch das Nickerchen während der Fahrt wieder voll aufgeladen zu haben. Er stolzierte durch das Büro, kniff dem Mädchen auf dem dreidimensionalen Reifenkalender in die Brustwarze und kreischte im Falsett: »Aiihhh!«
    An der Wand hing eine vergessene Einladung zu einer Jahre zurückliegenden Adventsfeier. Auf dem roten Papierbogen lächelte ein stümperhaft gezeichneter Wichtel. Der Text lud zu Reisbrei ins Freizeitheim der Polizei ein und versprach, an der Feier werde auch ein Michelin-Vertreter teilnehmen.
    »Da sollte er lieber nicht rein«, stammelte Ruuskanen, als Korhonen die Tür öffnete, die vom Büro in die Wartungshalle führte. Korhonen pfiff durch die Zähne und spähte zu zwei auf den Lackierer wartenden Wagen hinüber, deren Kotflügel entbeult und mit Spachtel geglättet worden waren. Auf dem Fußboden lag das halbe Chassis eines BMW . Korhonen bückte sich und betrachtete den Rahmenträger mit der frisch eingestanzten Fahrgestellnummer, die bis ins Büro zu sehen war.
    »Sind Sie Autoliebhaber?«, rief Ruuskanen.
    »Mach dir nicht in die Hose und krieg keinen Herzinfarkt. Schön gleichmäßig atmen«, sagte Korhonen ungerührt. »Es interessiert mich nicht so wahnsinnig, ob du den Kilometerstand mit der Bohrmaschine zurücksetzt und ob du deine Buchführung im Karton aufbewahrst oder nachträglich erfindest. Aber einigen wir uns darauf, dass du mir Bescheid gibst, wenn man dir massenhaft Autoteile oder ganze Karren zum Zerlegen anbietet.«
    Ruuskanen setzte bereits zu einer Brandrede über die Ehrbarkeit seiner Geschäfte und die Unbestechlichkeit seines Buchhalters an. Ich stand auf und stoppte seinen Redefluss mit einer knappen Handbewegung.
    »Korhonen will damit nur sagen, er wäre dankbar für einen Tipp, falls du irgendwann mal auf professionelle Autodiebe oder andere Verbrecherbanden stoßen solltest«, erklärte ich.
    Ich setzte mich wieder hin und rollte den Teppich fester um die Kalaschnikow. Ruuskanen klappte den Mund auf und zu. Als ich wieder warnend die Hand hob, presste er die Lippen zusammen.
    »Jussuf bringt dir Korhonens Renault zum Glattbügeln. Der hat im Stadtverkehr ein paar Blessuren abgekriegt. Anständige Arbeit zum Freundschaftspreis, nicht wahr?«, schlug ich vor.
    Ruuskanen nickte beflissen.
    » Guten Morgen, Finnland, hast du gut geschlafen? Ich bin die ganze Nacht für dich gefahr’n «, sang Korhonen den Brummischlager im Radio mit. Wir fuhren in östlicher Richtung über die Autobahn nach Porvoo. Der alte Audi war auf dem Asphalt der deutschen Autobahnen ziemlich geschunden worden. Bei kleinen

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