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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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schummrig war. Ich brauchte keine Blutuntersuchung, um die Diagnose zu stellen, dass die Zuckerwerte in den Keller gesackt waren; immerhin waren vierundzwanzig Stunden vergangen, seit ich zum letzten Mal richtig gegessen hatte.
    Auch Korhonen langte tüchtig zu, trank schon zum Essen zwei Glas Bier und machte dann trotz meiner Einwände an der Bar weiter. Ich leistete ihm Gesellschaft, nippte am Bier und schaukelte auf dem Barhocker. Die Band eines ehemaligen Tango-Königlichen begann zu spielen, und als eine halbe Stunde später der Prinz selbst die Bühne betrat, hatte sich das Parkett bereits mit Tänzern gefüllt und die Gaststätte war prallvoll, mitten in der Woche.
    »Ich bin auf immer und ewig verbittert, weil mein Bruder bei den Aufsatzwettbewerben der Abstinenzler spannende Bücher gewonnen hat, zum Beispiel ›Die Schlingel der Garnison‹ oder ›Admiral Spoofs Trommler‹ … richtig dramatische Geschichten«, erzählte Korhonen zwei Cidre trinkenden Frauen. »Es war so unfair! Ich war in Bestform, hab scheißklug über die Gefahren des Alkohols und die teuflischen Folgen des Nikotins geschrieben. Und was gewinne ich? Ein Opus namens ›Der Tatzenhügel in Sommer und Winter‹! Der Höhepunkt in der Geschichte bestand darin, dass die Kinder riefen, jetzt aber schnell ans Gatter, die Kühe werden auf die Weide getrieben. Oh verdammt, das war echt ein Klassiker.«
    Korhonen spielte den Empörten und brachte die Frauen zum Lachen.
    Die beiden, die sich als Titta und Ansku vorgestellt hatten, waren irgendwann neben uns aufgetaucht, hatten sich im Gedränge zur Bartheke vorgekämpft, um ihre Getränke zu bestellen. Korhonen hatte sie in ein Gespräch verwickelt. Die Frauen erzählten, sie seien sozusagen auf Dienstreise. In Tittas Sommerhaus, weitab vom Lärm der Stadt, wollten sie in aller Ruhe eine neue Marketingstrategie entwickeln.
    Korhonen kramte weitere Kindheitserinnerungen hervor. Ich saß freundlich lächelnd dabei, sträubte mich, als Korhonen mich aufforderte, aus meiner Pionierzeit zu berichten. Immerhin erzählte ich von der Schule Nummer Zwei in Sortavala, von den ersten blauroten Stiften und den weißen Möwen, die wir ausgeschnitten und auf Glanzpapier geklebt hatten, und davon, wie Mutter das Bild mit einer Reißzwecke an der Stubenwand befestigt, es gelobt hatte, und dass es immer noch dort hing, an der Wand unter der Uhr, obwohl Mutter nicht mehr lebte.
    Ich stimmte Tjomnaja notsch an, auf Russisch, sang dann auf Finnisch weiter: » Tumma on yö  …« Korhonen stimmte ein, enthüllte dann laut flüsternd, sein Freund Viktor sei einer der tragenden Baritone im Chor der Roten Armee gewesen. Soldat sei ich geworden, nachdem ich aus dem Kloster Nowospasski geflohen war, weil mich die Aussicht entsetzt hatte, als Mönch mein Leben lang nur Kirchenlieder zu singen.
    Wir tanzten. Titta sagte, ich könne gut führen. Ich erklärte ihr ernsthaft, bei den Tests an der Sporthochschule habe man festgestellt, dass ich das Rhythmusgefühl eines Trommlers besaß. Außerdem sei es mir ganz egal, in welcher Richtung wir uns beim Tanzen drehten, für mich sei die Welt symmetrisch und in beiden Richtungen gleichermaßen schön. Ich prahlte, obendrein sei ich ziemlich ambidexter, mit beiden Händen gleich geschickt. Titta nahm meine Arme, legte sie um sich und bat mich, sie festzuhalten, mit beiden Händen. Ich lachte, drückte Titta an mich und fühlte ihre Weichheit.
    Ich war blau wie ein Veilchen.
    Im Allgemeinen betrank ich mich nicht unter Fremden. Lieber holte ich mir meinen Rausch wie ein Waldtier, das sein Bedürfnis verrichtet, suchte vorsichtig nach einer geschützten und ruhigen Stelle, wo ich allein wegdämmern konnte und im verletzlichsten Moment sicher war. Ein lärmendes Tanzlokal und eine angetrunkene, grölende Menschenmenge waren etwas anderes als meine eigene Sofaecke oder die Kumpels, mit denen ich in der Sauna hockte.
    Ich schärfte mein Bewusstsein und sah mich um. Ich wusste, dass ich immer eine gewisse Handlungsfähigkeit behielt, selbst wenn ich mir Schnaps hinter die Binde goss, und die gutmütige Meute im Lokal wirkte nicht direkt gefährlich. Dennoch bat ich Korhonen, nicht ganz so laut zu reden. Es war nicht nötig, die ganze Provinz Ostfinnland wissen zu lassen, dass Viktor Kärppä sich in Tuusniemi aufhielt.
    Das Orchester spielte den letzten Walzer, und wir spazierten hinaus in die helle Nacht. Korhonen erklärte, wir würden die Damen nach Hause bringen. Ansku drehte ihren

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