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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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hätte Lust gehabt, den Anrufbeantworter noch einmal anzuklingeln, um Marjas Stimme ein zweites Mal zu hören. Doch stattdessen rief ich Karpow an.
    »Eine fremde Nummer«, wunderte er sich.
    »Ich bin immer noch auf Achse«, erwiderte ich ausweichend. »Ich versuche, dorthin zu kommen, und es kann sein, dass ich deine Hilfe brauche.«
    Karpow schwieg eine Weile. »Ja gut, in Ordnung. Wie ich dir ja schon gesagt hab, wirst du offenbar erwartet. Aber ich helf dir natürlich. Wann kommst du, was hast du vor?«
    »Ich fange gerade erst an, das Bild zu erkennen«, antwortete ich. »Und deswegen brauche ich dich und deine Männer. In Sankt Petersburg kommt garantiert keiner auf die Idee, dass ich nicht wegrenne, sondern mich verstecke, einen Haken schlage und direkt ins feindliche Hauptquartier vorstoße.«
    »Na, du hast ja schon eine fertige Strategie. Nach Petersburg also. Tja, du musst wissen, was du tust. Was meinst du, wann du kommst? Und auf welchem Weg?«
    »Ich melde mich dann«, sagte ich und beendete das Gespräch.
    Korhonen war zu mir getreten. »Du erzählst nicht viel von deinen Plänen. Weder mir noch anderen«, meinte er verwundert und ein wenig vorwurfsvoll.
    »Nein. Es ist sicherer für dich und Karpow, wenn ihr möglichst wenig wisst«, erklärte ich und ging noch ein Stück weiter weg. Die Nummer, die ich nun eintippte, wusste ich auswendig, vorwärts wie rückwärts und notfalls auch im Schlaf.
    »Bei Juutilainen.« Die Männerstimme betonte den letzten Teil des Namens..
    »Spreche ich mit Eljas?«, vergewisserte ich mich.
    »Am Apparat«, sagte der Mann, und ich konnte förmlich sehen, wie er sich straffte.
    »Stromgesellschaft Kainuu, guten Tag. Möglicherweise gibt es eine Unterbrechung der Stromversorgung am frühen Abend. Wegen Arbeiten an der nordöstlichen Hauptader.« Der Satz ging mir mühelos über die Lippen.
    »Aha. Ja. Heute Abend also? Na schön, ich stelle mich darauf ein«, sagte Eljas Juutilainen und legte auf.
    Ich löschte die Nummer aus der Liste der Telefonate, brachte Korhonen das Handy und forderte ihn auf, zu Hause oder bei seiner Dienststelle anzurufen.
    »Erzähl ihnen, dass du ein paar Tage, vielleicht auch eine Woche wegbleibst. Sag meinetwegen, du hast Bauchschmerzen und Menstruationsbeschwerden oder läufst einer Frau nach, machst Urlaub oder jagst Räuber. Egal was, aber du sagst auf keinen Fall, dass du in Kuhmo bist und bald über die Grenze gehst.«
    »Dann gehen wir also in Vartius rüber? Wirst du da nicht gejagt?«, erkundigte er sich.
    »Telefonier, statt dumme Fragen zu stellen. Und danach gibst du mir das Handy«, kommandierte ich.

14
    In der letzten Phase der Spezialausbildung hatte man mir zwei persönliche Grenzübergangsstellen zugeteilt. Ich wusste, dass es sich um eine Anerkennung handelte, um ein Zeichen für eine gewisse Reife und Leistungsfähigkeit. Ich hatte die Anweisungen auswendig gelernt und die Landkarten studiert, mir Höfe und Buchten, Hügel und blanke Felsen und einen einsamen Teich eingeprägt.
    Für die nördliche Etappe hatte ich eine Telefonnummer und Kennworte. Wenn ich dagegen die Grenze im Südosten bei Ilomantsi überqueren wollte, musste ich eine Ansichtskarte vom Vergnügungspark Linnanmäki schicken. Den Weg zu den Kontaktpunkten würde ich unter allen Umständen finden, durch die Wälder oder auf der Straße, bei Tageslicht so gut wie in der finstersten Nacht.
    Bisher hatte ich meine Etappen nicht gebraucht. Ich war nicht zu geheimen Missionen entsandt worden, und als ich ein paarmal zu Skiwettkämpfen nach Finnland reisen durfte, hatte ich die offiziellen Grenzstationen benutzt. Bei der Gelegenheit hatte ich einige Berichte über meine Beobachtungen abliefern müssen, aber ansonsten schien meine gründliche Ausbildung in Vergessenheit geraten zu sein. Ich hatte mich nicht weiter darüber gewundert. In der Sowjetunion liefen die Dinge nun mal wie ein riesiger Zug. Ein kleiner Passagier merkte oft gar nicht, dass der Zug sich bewegte, und wusste auf keinen Fall, in welcher Richtung er fuhr.
    Und dann gab es keine Sowjetunion mehr, und ich hatte nicht einmal mehr die früheren geringfügigen Spezialaufgaben. Russlands Sicherheitsorgane traten allerdings das Erbe ihrer Vorgänger an, die Armee ebenso wie die Spezialtruppen des Innenministeriums und der Sicherheitsdienst. Auch die Namen blieben dieselben.
    Ich war aufgefordert worden, mich im Büro für Spezialausbildung des Stabs der 17. Armee des Wehrbezirks Leningrad am

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