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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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lächelte fast zufrieden, nickte bestätigend, das habe er sich gedacht.
    »Lass uns ein Stück spazieren gehen, durchs Dorf. Ich mag es nicht, wenn die mir in den Nacken starren«, schlug er vor. Er machte ein paar Schritte und drehte sich um, wartete auf mich. Den Männern am Jeep gab er mit beiden Händen ein Zeichen, beim Wagen zu bleiben, deutete mit den Handflächen zur Erde, wie man einem Hund befiehlt, sich zu setzen.
    Wir gingen gemächlich durch das Dorf, bis hinauf auf den Hügel. Dort blieb Karpow stehen und lehnte sich an den neuen Zaun. Finnische Pfingstler hatten ein kleines Bethaus für die Dorfbewohner gebaut. Im Gras lagen noch Bretter und Kabelreste. Unter die Regenrinne hatte man einen Farbeimer gestellt, der das Wasser auffing.
    Korhonen hatte immer behauptet, Karpow sehe genauso aus wie der Sänger Jorma Hynninen. Ich musterte ihn, suchte in seinem Gesicht nach vertrauten Zügen, nach einer Verbindung zu meinem alten Freund. Waleris Antlitz war nicht mehr so rund und weich wie früher. Seine Schädelknochen schoben die Jochbeine hoch und legten Schatten über seine Augen und Schläfen. Ich fürchtete, Hass oder Trotz in seiner Miene zu finden, hoffte, Beschämung zu entdecken.
    Karpow erwiderte meinen Blick offen. Und wieder setzte sich in meinem Innern die Stimme durch, die mir sagte, dieser Mann sei mein Freund Waleri, Walja, Waljuscha. Dieser Partner hatte meine Holzgeschäfte vermittelt, Zigaretten importiert und den Wodkaverkauf organisiert. Diesen zuverlässigen Mann hatte ich um Hilfe gebeten, als meine Mutter in Sortavala erkrankt war. Und mit diesem Kumpel hatte ich Witze gerissen, wir hatten uns ohne große Worte verstanden, aus derselben Flasche getrunken.
    Auch jetzt hätte ich über das Produktionskombinat für geistlich-diakonische Dienstleistungen witzeln müssen. Waleri hätte mit einem Zitat aus einem unserer Schulbücher geantwortet, hätte mit Kommentatorenstimme erklärt, »vor zwei Jahrzehnten gab es hier inmitten der Taiga nur ein kleines Fischerdorf, doch heute ragen Fabrikbauten in die Höhe, besonders stark ist die Holz- und Maschinenindustrie vertreten, und auch Aufklärungsinstitute sind entstanden.«
    »Warum?«, zwang ich mich zu fragen.
    »Wegen Geld natürlich. Obwohl das ja keine Erklärung ist. Oder doch. Aber sie ist zu simpel«, spie Karpow eine Selbstverständlichkeit aus und schluckte am Nachgeschmack. Er schüttelte den Kopf, versuchte enttäuscht dreinzublicken. »Du hast nie etwas verstanden, Viktor. Mich nicht, unsere Familie nicht, überhaupt nichts. Meine Urgroßmutter ist früher von hier bis nach Oulu gefahren, als Wäscherin, hat für die Finnen Bettlaken gewaschen. Die alten Leute erinnern sich immer noch daran, wie es vor hundert Jahren war.«
    »Warum?«, wiederholte ich. »Verdammt noch mal, es geht ja wohl nicht um irgendeine Stammesgeschichte!«
    »Vielleicht doch«, beharrte Karpow. »Rückwanderer … bei dir verstehe ich es ja. Aber viele haben sich nach Finnland mogeln können, weil irgendein entfernter Cousin der Großmutter die richtige Nationalität im Pass hatte. Und ich? Ich geh nicht als Finne durch, ganz egal, wie gut ich die Grammatik beherrsche. Ich bin Karelier. Also muss ich hierbleiben … im Elend, verdammt. Weißt du, Viktor, was für ein Gefühl dat is, hier simmer un hier bleimmer un die Armut wird immer arjer. Un eigentlich will man gar nit wech von hier, aus der Heimat, aber hier bleim nur die Allerdümmschten.«
    »Lass die Ausflüchte«, unterbrach ich Karpows Erguss. Ich hatte den Verdacht, dass er aus kalter Berechnung zum Dialekt überging.
    Karpow wurde sofort wieder kühl und sachlich. »Warum wolltest du dich mit mir treffen? Warum bist du nicht einfach gegangen, geflohen?«, fragte er.
    »Weil auch ein Verräter eine ehrenhafte Behandlung verdient. Du musst eine Strafe bekommen, und du musst Gelegenheit haben, zu bereuen«, sagte ich, wie ich es mir zurechtgelegt hatte.
    Karpow lachte höhnisch. »Oje, Viktor, hast du zum Glauben gefunden? Alles vergessen, was man dir über den wissenschaftlichen Materialismus beigebracht hat? Die Götter helfen dir nicht.« Er brach ab und ging zum Russischen über. »Serjoscha, komm hervor.«
    Hinter dem Gebetshaus glitt ein blonder, langnasiger Mann hervor, dem Aussehen und der Größe nach ein gewöhnlicher Verbrecher. Auch die Maschinenpistole in seiner Hand war von Aussehen und Größe her ganz gewöhnlich. Einzigartig wurde sie nur dadurch, dass sie auf mich gerichtet

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