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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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ihm, Kaschtschei lebe noch.
    Da sprach Prinz Astrach: »So gehe zum unsterblichen Kaschtschei und frage ihn recht zärtlich, wo sein Tod ist: er betrügt dich in Allem.« – Da ging die Zarewna Darisa zu dem unsterblichen Kaschtschei und sprach zu ihm mit Thränen: »Du liebst mich nicht aufrichtig und sagst mir die Wahrheit nicht, wo dein Tod ist; du hast mich immer zum Besten, wie eine Närrin.« Dann fing sie wieder an, ihn heuchlerisch zu umarmen und zu küssen; alsdann fragte sie ihn, wo sein Tod sei. Da sagte ihr der unsterbliche Kaschtschei die ganze Wahrheit; er sprach zu ihr: »Mein Tod ist fern von hier und schwer zu finden: er ist auf dem Weltmeer; auf diesem Meere ist eine Insel Bujan, und auf dieser Insel Bujan ist eine grüne Eiche, und unter dieser Eiche ist ein eisernes Kästchen, und in diesem Kästchen ein Körbchen, und in diesem Körbchen ein Hase, und in diesem Hasen eine Ente, und in dieser Ente ein Ei, und wer dieses Ei erhält und zerbricht, der bewirkt in derselben Minute meinen Tod.«
    Als die Zarewna diese Worte gehört hatte, eilte sie zum Prinzen Astrach und sagte es ihm. Prinz Astrach setzte sich sogleich auf sein gutes Roß und begab sich an das Weltmeer. Da sah er einen Fischer in einem Kahn, und er sprach zu diesem Fischer: »Bringe mich auf die Insel Bujan.« – Der Fischer sagte darauf: »Herr, setze dich zu mir in den Kahn.« – Und Prinz Astrach setzte sich darauf zu dem Fischer in den Kahn, und der Fischer brachte ihn auf die Insel Bujan.
    Prinz Astrach fand dort die grüne Eiche und grub unter der Eiche das eiserne Kästchen aus, und er zerbrach dieses Kästchen und öffnete das Körbchen und nahm aus dem Körbchen den Hasen; er riß diesen Hasen von einander, und kaum hatte er ihn zerrissen, so flog aus ihm eine graue Ente hervor und schwang sich auf, und sobald sie über dem Meere hinflog, ließ sie das Ei in das Meer fallen. Als dies Prinz Astrach sah, war er sehr traurig und befahl dem Fischer, das Netz in's Meer zu werfen. Der Fischer warf sogleich das Netz aus und zog einen großen Hecht empor. Prinz Astrach ließ diesen Hecht ausnehmen, und sie fanden das Ei, welches die Ente hatte fallen lassen. Prinz Astrach setzte sich in den Kahn und ließ sich vom Fischer an's Gestade bringen. Als sie übergefahren waren, gab Prinz Astrach dem Fischer Geld für seine Bemühungen, er selbst setzte sich aus sein gutes Roß und begab sich zur Zarewna Darisa.
    Sobald er zu ihr kam und ihr sagte, daß er das Ei bekommen habe, sprach die Zarewna Darisa zu ihm: »Nun fürchte nichts, gehe mit mir zugleich zu Kaschtschei.« Und als er vor ihm erschien, sprang Kaschtschei auf und wollte den Prinzen Astrach umbringen; aber Prinz Astrach nahm sogleich das Ei in die Hand und fing allmälig an, es zu zerdrücken. Kaschtschei, anstatt den Prinzen Astrach zu tödten, fing an zu schreien und zu brüllen aus voller Kehle und sagte dabei zu Zarewna Darisa: »Siehe, aus Liebe sagt' ich dir, wo mein Tod sei, und was machst du jetzt aus mir?« – Darauf riß er das Schwert von der Wand und wollte die Zarewna Darisa in Stücke zerhauen; aber in derselben Zeit zerbrach Astrach, der Königssohn, das Ei, und Kaschtschei fiel todt zu Boden, wie eine Garbe.
    Die Zarewna Darisa führte dann den Prinzen Astrach in den Pallast, wo die selbstspielende Harfe war, und als sie dorthin kam, sagte sie zu ihm: »Nun ist diese Harfe dein! Nimm sie, aber bringe mich dafür in meine Heimath.« Prinz Astrach nahm die Harfe an den Busen, und sie spielte so herrlich und stark, daß er darüber erstaunte, und zwar nicht blos, weil die Harfe selbst spielte, sondern auch weil sie verziert und aus dem reinsten morgenländischen Krystall gebaut war, und goldne Saiten hatte. Prinz Astrach sahe sie lange an und betrachtete sie mit Lust; dann ging er aus dem Pallaste fort, setzte sich auf sein gutes Roß, nahm zu sich die Zarewna Darisa, und sie machten sich auf den Weg.
    Er brachte erst die Zarewna Darisa zu ihrem Vater und ihrer Mutter, dann ging er nach Aegypten zum Zaren Afor, seinem Schwiegervater, und gab die selbstspielende Harfe der geliebten Braut, der schönen Zarewna Osida. Und da setzten sie die selbstspielende Harfe auf den Tisch, und sie fing an zu spielen sehr schön und lustig.
    Den Tag darauf verband sich Prinz Astrach ehelich mit der schönen Zarewna Osida, und kurze Zeit hernach verließ er Aegypten und kehrte in sein Vaterland zurück. Als der König, sein Vater, und die Zarin, seine Mutter, ihren geliebten

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