Russisches Abendmahl
mir.«
»Jawohl.«
»Enttäusch mich nicht.«
8
Angespornt durch den Befehl des Generals werden die Vorbereitungen intensiver. Unnachgiebig treibe ich alle Beteiligten an. Lipman liefert die Grundrisse des Kellers und der Tunnel unter der Eremitage. Arkadij besorgt die Waffen und einen Unterwasser-Schneidbrenner in einem Tragekoffer, der voll beladen nur dreißig Kilo wiegt. Valja mietet einen alten Viersitzer-Moskvitch, zwei Lambretta-Roller und ein Boot, kauft Secondhandklamotten und Taucherausrüstungen und kümmert sich um diverse strategische Punkte. Außerdem beschafft sie das Rennboot und den Volga, mit denen wir uns absetzen wollen, falls der Plan scheitert.
Ich arbeite Wege und Timing aus. Fahre noch zweimal nach St. Petersburg, jeweils zehn Stunden pro Strecke. Gehe die Kanäle mit einer Stoppuhr in der Tasche ab, fahre mit dem Boot die Newa entlang und gucke nach Polizeipatrouillen, präge mir auf Plänen eingezeichnete Tunnel ein.
Am Ende bleiben zu viele Lücken. Zu viele Unbekannte, zu viele Schwachstellen, zuviel Vertrauen auf den Insider Lipman. Mein gesunder Menschenverstand rät mir, die Sache abzublasen. Aber der General will Taten sehen, und Maxim lauert drohend in meinem Unterbewusstsein und fordert Tribut. Hinzu kommt, dass ich bei dem Gedanken an das Bild, das Lipman mir gezeigt hat, einen trockenen Mund bekomme. Leda wird an jemanden verkauft werden müssen, der über enormen Reichtum, eine Gier nach den seltensten, wertvollsten Kunstwerken der Welt und den Mut eines Diebes verfügt. Mir wird sie nur einen Tag lang gehören, vielleicht zwei. Aber ich begehre sie jenseits jeder Vernunft und mache weiter.
Ein letztes Planungstreffen in Moskau, an einem düsteren Morgen in einem verrammelten Laden am Twerskoj Boulevard schräg gegenüber einem gut besuchten Mc-Donalds Restaurant. Maxim hat den Raum ausgesucht. Ich bin als Erster da. Aber weil ich vielleicht beobachtet werde, hinke ich weiter den Boulevard entlang und ins leere Hinterzimmer, wo ich anfange, mich vorzubereiten. Arkadij kommt direkt mit dem Nachtzug aus St. Petersburg, er sieht müde aus und irgendwie unvollständig ohne seinen Liebhaber an der Seite. Wenn alles gut geht, fährt er heute Abend mit Valja zurück.
Maxims Handlanger kommen als Letzte. Zwei dunkle, schweigsame Männer - Kamil und Tarik. Beide extrem dünn, wie ausgemergelt. Ich kenne ihre Nachnamen nicht, nur ihren Ruf als lautlose Killer, die Maxim gehorchen wie treue Hunde. Fürs Erste reicht das.
Ich zeige ihnen die miteinander verbundenen Kanäle. Erkläre ihnen den Weg durch das unter Wasser stehende Fallgitter und die ebenfalls unter Wasser verlaufende Strecke dahinter. Ähnlich wie bei der Besteigung des Mount Everest ist das Schlimmste der Rückweg, also zwinge ich sie, sich jedes Detail einzuprägen. Tarik, du stellst dich hier mit unserem Equipment hin, passt auf die Sachen auf, hältst den Ausgang offen, tötest lautlos, wenn du musst. Kamil, du kommst mit mir zu Lipman, der uns in den Katakomben unter der Eremitage erwartet und zu dem Gemälde führt. Arkadij, du bleibst beim Boot. Wir gehen Grundrisse, Zeitpläne und Equipmentlisten durch. Arkadij läuft los und holt etwas zu Essen. Danach machen wir weiter. Es ist eine Frage der Details, ob die Operation gelingt, und ich habe keine Lust an zu schlechter Planung zu scheitern, also arbeiten wir bis spät in den Tag hinein.
»Wir treffen uns wieder hier.« Ich zeige mit einem Stock auf die geschützte Nische oberhalb des Zugangs. »Zurück durch das Fallgitter, ins Boot. Arkadij setzen wir hier ab. Er kann zu Fuß nach Hause gehen. Kamil und Tarik hier. Ihr fahrt mit den Rollern zum Bahnhof und dann getrennt nach Moskau.«
Tarik ist der Gesprächigere von beiden. Er zeigt mit ausgestrecktem Finger und schwarzem Fingernagel auf Valja und fragt: »Was ist mit ihr?«
»Sie wartet mit dem Wagen auf mich, nachdem ich das Boot im Kanal gelassen hab.« Das ist die halbe Wahrheit. Valja wird jeweils in der Nähe der anderen Stellen stehen, sodass sie jeden Einzelnen vom Boot gehen sehen und mich, wenn nötig, decken kann. Aber das sollte ihn nichts angehen, es sei denn, er spielt ein falsches Spiel.
»Was ist danach?« Wieder Tarik, dessen Tonfall leicht aggressiv ist.
»Danach treffen wir uns mit Maxim in Moskau, innerhalb von zwei Tagen.«
»Das gefällt mir nicht. Du weißt, was wir tun, aber wir wissen nicht, was du tust.«
»Das ist besser für uns alle.«
»Was ist mit dem Scheiß?«
Ich
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