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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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man das Land vielleicht zum Wohlstand führen, aber so wie es jetzt ist, kämpfen wir gegen Windmühlen an.
    »Ich habe Rolf nach St. Petersburg gebracht und ihm den Job in der Eremitage besorgt«, fährt sie fort.
    »Wie hat er die Leda entdeckt?«
    Ein Leuchten flackert in ihren Augen auf, als wäre ihr ein Gedanke gekommen.
    »So wie er es Ihnen beschrieben hat. Versteckt unter dem Mignard.«
    »Wo ist Lipman jetzt?«
    Sie braucht zu lange für die Antwort.
    Ohne Vorwarnung greife ich in ihr üppiges Haar und reiße so kräftig daran, dass sie mit samt dem Stuhl vom Boden abhebt. Die Haut auf ihrem Gesicht zieht sich zusammen, und statt einem Schrei stößt sie nur ein leises Ächzen aus.
    »Wenn sie nachdenken, lügen Sie«, sage ich und lasse sie fallen.
    Sie hält den Kopf gesenkt und schluchzt wie ein geschlagenes Kind. Ich laufe auf und ab wie ein hungriger Löwe in einem kleinen Käfig. Mehr als eine Minute später zittert sie immer noch.
    »Wo ist Lipman?«, wiederhole ich.
    »Ich weiß es nicht.« Sie duckt sich und wartet auf einen weiteren Angriff. »Ich glaube, er ist wieder in Moskau, aber bis auf eine kurze Nachricht, die er mir vor ein paar Tagen aus Prag geschickt hat, habe ich seit mehr als zwei Wochen nichts von ihm gehört, also seit Anfang Juni.«
    Verdammt! »Warum war er in Prag?«
    »Um mir ein Bild von Mignard namens Clio nach New York zu schicken.«
    »Wo ist die Leda geblieben?«
    »Ich weiß es nicht - warten Sie! Bitte tun Sie mir nicht mehr weh. Ich sage die Wahrheit. Rolf hat es jemandem gegeben, während er nach einem Käufer gesucht hat - ich glaube, man hat es ihm befohlen. Wem auch immer er es gegeben hat, er hat uns alle reingelegt.«
    »Wer hat Lipman befohlen, die Bilder auszuhändigen?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat mir nur erzählt, dass es jemand von der Regierung war.«
    »Nicht Ihr Mann - nicht Peter Wjugin?«
    »Nein. Peter wusste nur, was er sich zusammenreimen konnte, nachdem er mich überwachen ließ. Ich glaube, Rolf sprach von hochrangigen Politikern. Gewählte Politiker.«
    »Wem hat Lipman die Bilder gegeben?«
    »Ich weiß es nicht, und er sagt es mir auch nicht. Er versteckt sich. Vor Ihnen, vor allen.«
    Wie kann es sein, dass Lipman die Leda verloren hat? Welcher Politiker hat so viel Macht über ihn, dass er den Schatz seines Lebens abgibt, wenn auch nur vorübergehend? Allein der Gedanke ist irrsinnig, aber ich glaube, dass Posnowa die Wahrheit sagt, wenigstens so weit sie sie kennt.
    Maxim, der General, Peter, und jetzt noch irgendeine Gruppe mit politischer Macht - allmählich habe ich das Gefühl, nicht mehr in meiner Liga zu spielen. Es sind einfach zu viele mächtige Männer involviert, als dass jemand wie ich etwas ausrichten könnte. Und es gibt zu viele Verbindungspunkte, aus denen ich nicht mehr schlau werde.
    Posnowa holt mich aus meinen Gedanken. »Valja«, sagt sie. Der Name rinnt ihr über die Zunge wie fließendes Wasser. »Wer ist sie?«
    Ich habe ihr den Rücken zugewandt. Ich sehe einer Kakerlake zu, die auf der Suche nach etwas zu essen die Wand hochkrabbelt. »Wie sind Sie mit Pappalardo verblieben?«
    »Ein paar Typen aus Jersey suchen Sie überall in der Stadt. Sie haben Sie fotografiert, als sie den Fahrer aus dem Verkehr gezogen haben und in den Fluren herumgeschlichen sind.«
    Die Männer, die ich vor der Medici Gallery umgelegt habe, waren zahm wie Tiere im Zoo, nicht die tollwütigen Raubtiere und Aasfresser, mit denen ich normalerweise in Russland und Südostasien zu tun habe. Das Problem mit der italienischen Mafia ist keine Bagatelle, aber ich bezweifle, dass es mich über New York hinaus verfolgen wird.
    »Was ist mit Pappalardo?«
    »Er hat für morgen einen Flug nach Moskau gebucht - ich meine, heute, später.«
    Ich frage nach Einzelheiten, und sie antwortet, ohne zu zögern. Sie hat den Dämon in mir gesehen. Ich rufe die Fluggesellschaft an und buche für uns beide einen Flug mit der vier Uhr Maschine vom JFK. Ich laufe auf und ab. Ich denke nach. »Was ist in St. Petersburg auf dem Fluss schief gelaufen?«
    »Peter hat von dem Plan erfahren. Ich … na ja, ich habe einen Fehler gemacht, und er hat es herausgefunden. Er wusste nicht, was wir vorhatten, nur dass für den Abend etwas geplant war. Er wollte uns einen Strich durch die Rechnung machen, indem er der Polizei etwas von Drogendealern erzählte.«
    »Was ist mit Lipman und Arkadij?«
    Sie lächelt spöttisch und zuckt dann zusammen, als ein dünner Faden Blut über

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