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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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geht, mache ich einen Satz, greife nach einem aus der Wand ragenden Stück Rohr und hoffe, dass es hält. Hechte über benommene Clubber auf die Stufe, wo der Mann im orangefarbenen Anzug steht, der mich anstarrt, als wäre ich eine magische Erscheinung. Mühelos reiße ich ihm die Waffe aus der Hand und schlage auf ihn ein, bis er zusammengekrümmt auf dem Boden liegt.
    Als ich fertig bin, und ein Teil meiner Wut verklungen ist, werfe ich die Pistole weg, die klappernd die Treppe runterrattert. Die Menge steht zurückdrängt am Ende eines langen, tosenden Tunnels, presst sich gegen die Wände und sieht mich durch weiße Augäpfel an. Gut so . Sollen sie die Lektion ruhig erstmal sacken lassen. Sollen sie ruhig eine klitzekleine Ahnung von der Realität bekommen, sollen sie ruhig sehen, was für Tiere das sind, die die Drogen, die Huren, die Waffen und den billigen Schnaps und die labellosen Zigaretten liefern. Ich starre sie nieder, bevor ich mich durch die brüllende Musik und die nichts ahnenden Raver auf der Tanzfläche davonmache. Erst auf dem letzten Absatz, kurz vor der Straße, fällt mein Blick auf die Kamera an der Decke und die kleine rot leuchtende Lampe.
    Draußen kommen mit quietschenden Reifen und krähenden Funkanlagen zwei Polizeiwagen zum Stehen. Ein mit Gesichtspiercings übersätes Mädchen zeigt auf mich. Die Polizisten verpassen mir Handschellen und stoßen mich auf den Rücksitz eines Streifenwagens. Als wir losfahren, gibt einer von ihnen über Funk durch, dass sie einen Polizistenmörder an Bord haben.

31
    Viktor, Juris Chef, schlägt mit der Faust auf den Tisch. »Scheiße, Volk, er war mein Neffe! Wie soll ich das meiner Schwester erklären?«
    Es ist nicht so, dass ich kein Mitgefühl hätte. Ich mochte Juri auch. Aber die Zeit läuft mir davon. Inzwischen ist schon eine Stunde vergangen, seit ich draußen vor der Bar festgenommen wurde. »Ich brauche die Videobänder von den Kameras in der CrowBar.«
    Die Kinnlade klappt ihm runter. »Du machst Witze. Es gibt überall Tote, einer davon war Polizist. Ein angesehener Geschäftsmann wurde zu Brei geschlagen, vor etwa zwei Dutzend Zeugen. Wir überprüfen jetzt deine Hände auf Schmauchspuren.«
    »Ich habe nicht geschossen. Besorg mir die Bänder.«
    »Leck mich, Volk! So viel Scheiße auf einmal kann ich nicht vertuschen, dafür zahlst du zu wenig.«
    Ich hole das Nokia raus und wähle eine Sondernummer des Generals. Es ist nach vier Uhr morgens, aber ich glaube nicht, dass er schläft.
    »Ja?« sagt der General nach dem ersten Klingeln.
    »Ich bin bei der Polizei und brauche Hilfe.«
    Viktor kann natürlich nur meine Seite des Gesprächs hören. Er starrt mich vollkommen entgeistert an. Am liebsten würde ich rübergreifen und ihm die Kinnlade hochklappen.
    »Sie glauben, dass ich in eine Schießerei verwickelt bin«, erzähle ich dem General. »Das Ganze ist ein Missverständnis. Und ich will, dass sie mir ein Videoband besorgen.«
    »Wo bist du, und wo ist das Band?«
    Ich sage es ihm.
    Viktors Augen verengen sich. Ich kann sehen, wie es in seinem Kopf rotiert. Er versucht sich zu vergegenwärtigen, wer ich eigentlich bin, und er zerbricht sich den Kopf darüber, wer am anderen Ende der Leitung ist.
    »Das Band ist wichtig«, sage ich.
    Die Verbindung ist weg. Ich stecke das Nokia zurück in die Tasche.
    »Wer zum Teufel war das?«, fragt Viktor.
    Um meinen Stumpf zu entlasten, sitze ich auf dem Rand seines Tisches. Ich schaue auf die Uhr. Mein Schweigen macht Viktor rasend. Mehrere Minuten vergehen so.
    »Sieh zu, dass du hier raus kommst, Volk«, sagt er. »Hau ab, bevor ich dich wegen Mordes und Beihilfe zum Mord ins Gefängnis stecke.«
    Es klopft an der Tür.
    »Was?«, brüllt Viktor.
    Jemand steckt ängstlich den Kopf herein. »Ein Anruf für Sie. Der stellvertretende Polizeipräsident.«
     
    Eine Stunde später sitze ich in einem Verhörraum und sehe mir das Videoband vom Flur in der CrowBar an, kurz bevor ich dort reingeplatzt bin und die Leute wie Kartoffelsäcke umgeworfen habe. Die Aufnahmen zeigen Bild für Bild, wie mein Angreifer entkommen ist.
    Er hat seinen Mantel weggeworfen. Einen regenbogenfarbenen Pullover angezogen, den er einem komatösen Gast abgenommen hat, der irgendwo in der Ecke kauerte. Mich an ihm vorbei in die Toiletten stürmen lassen. Und sich heimlich verdrückt. Ganz einfach, genauso wie ich es gemacht hätte, was einleuchtet, weil ich es war, der es meinem Angreifer, Nabi Souworow, beigebracht

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