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Russisches Requiem

Russisches Requiem

Titel: Russisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Ryan
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haben. Sie haben mich nur wissenlassen, dass sie >Kenntnis von gewissen Gerüchten< haben. Ich habe ihnen mitgeteilt, dass ich das Geld dafür aufbringen kann. Sie haben gefragt, wie viel, ich habe eine Zahl genannt - eine verdammt hohe Zahl -, und daraufhin haben sie mir ihr starkes Interesse signalisiert. Weiter nichts. Inzwischen glaube ich nicht mehr an diese Geschichte.«
    »Und was hatte Nancy Dolan mit dem Ganzen zu tun?«
    Nach kurzer Überlegung seufzte Schwartz. »Als ich in den Staaten mit der Kirche über diesen Auftrag verhandelt habe, war sie es, die mir bei meiner Ankunft die Tür geöffnet hat, da bin ich ziemlich sicher. Eine attraktive Frau, daher habe ich mich an sie erinnert, obwohl ich sie nur kurz zu Gesicht gekriegt habe. Dann, vor zehn Tagen, habe ich sie in Berlin getroffen - sie ist in den Zug nach Moskau gestiegen, genau wie ich. Ich weiß nicht, ob sie mich erkannt hat, ich habe mir jedenfalls nichts anmerken lassen. Wir saßen praktisch auf der ganzen Fahrt an einem Tisch im Restaurant, und es war definitiv dieselbe Frau. Zu Hause in New York hieß sie bestimmt nicht Nancy Dolan, denn sie sprach Russisch wie eine Einheimische. Aber im Zug? Nicht mehr als >poschalsta< und >spasiba<. Trotzdem haben wir uns gut unterhalten. Ich habe sie gebeten, mich im Metropol zu besuchen - sie mag Jazz, und dafür ist das Metropol in Moskau der richtige Ort. Vor drei Tagen hat sie mich angerufen.«
    »Was wollte sie?«
    »Ich weiß es nicht. Das Gespräch hat höchstens eine halbe Minute gedauert. Sie hat nur gesagt, dass sie gern vorbeischauen würde. Jederzeit, war meine Antwort. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört.«
    »Vor drei Tagen. Hat sie erwähnt, wo sie wohnt oder etwas in der Richtung?«
    »Nichts. Wie gesagt, das Gespräch war ziemlich kurz.«
    »Was war der offizielle Grund für ihren Besuch hier, wissen Sie das?«
    »Sie hat eine Reise gemacht, von der Sowjetunion organisiert. Intourist, glaube ich.«
    Koroljow zog ein Notizbuch heraus, überlegte es sich dann aber anders.
    Schwartz nickte erleichtert. »Danke, ich möchte nicht, dass irgendwas davon aufgeschrieben wird.«
    »Verstanden. Hat sie erzählt, ob sie sich hier mit jemandem treffen wollte? Oder noch im Zug? Alles, was Ihnen einfällt, könnte wichtig sein, Jack.« Es kostete ihn weiterhin Überwindung, Schwartz beim Vornamen zu nennen.
    »Sie hat Freunde erwähnt, die bei der Komintern in Moskau arbeiten, aber an Namen kann ich mich nicht erinnern. Amerikaner, glaube ich.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Eigentlich nicht. Ob Sie es glauben oder nicht, wir haben uns fast auf der ganzen Fahrt über die World Series unterhalten. Ich habe das Finale gesehen - die Yankees gegen die Giants. Sie war Anhängerin der Yankees.«
    »World Series?«
    »Baseball. Sie wissen schon, das Spiel mit Schläger und Ball in Amerika.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich. Mit einem Kreis? In der Wochenschau ist es mal gekommen. Vielleicht spielen die Ukrainer so was. Bei uns wird Fußball gespielt, und natürlich hat jede Fabrik eine Leichtathletikmannschaft.«
    »Ich glaube, das gibt's nur bei uns. Jedenfalls haben die Yankees gewonnen, und sie war glücklich darüber. Wenn Sie mal nach New York kommen, melden Sie sich. Ich nehme Sie mit zu einem Spiel.«
    Koroljow lächelte angesichts der Unwahrscheinlichkeit eines derartigen Besuchs, dann fiel ihm etwas ein. »Vielleicht eines Tages, Jack. Aber wenn Sie am Freitag noch in Moskau sind, es gibt ein großes Fußballspiel, Spartak gegen die Armee. Ein interessantes Kulturerlebnis - Sie sollten kommen.«
    Sie waren fast beim Hotel Moskwa angelangt. Schwartz streckte ihm lächelnd die Hand hin. »Warum nicht?«
    »Gut.« In Wirklichkeit bereute Koroljow die Einladung bereits. »Die Partie beginnt um zwei Uhr. Ich könnte Sie im Metropol abholen - so um halb eins?«
    »Ich freue mich schon. Hören Sie, ich bin spät dran, aber es ist abgemacht? Sie halten mich aus der Sache raus?«
    »Ja, natürlich.« Koroljow schüttelte dem Amerikaner die Hand und schaute ihm nach, bis er im Hotel verschwand. Erstaunt schüttelte er den Kopf. Was hatte er sich nur dabei gedacht, einen Ausländer zu einem Fußballspiel einzuladen? Noch vor fünf Minuten hätte er sich nicht vorstellen können, dass es möglich war, die Situation noch verfahrener zu machen, doch er hatte es geschafft. Er musste den General nach seiner Meinung fragen. Und sich vergewissern, dass Gregorin nichts dagegen hatte. Verdammt.
    Trotzdem, der

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