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Ruth

Ruth

Titel: Ruth
Autoren: Frank G. Slaughter
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sagte Cheb
schnell. „Sein Glaube verbietet es ihm.“
    Die drei standen nun eng
beieinander. Bevor Cheb oder Hedak merkten, was er tat, streckte Joseph rasch
seine Hand aus und riß die Kapuze von Hedaks Kopf. Er erkannte das finstere
narbige Gesicht des moabitischen Feldherrn sofort, aber die Überraschung ließ
ihn eine Sekunde lang zögern.
    Cheb handelte schnell. Der
schwere Metallhaken seines linken Arms zerschmetterte Josephs Schläfe. Im
gleichen Augenblick stieß Chebs Rechte mit dem Dolch zu. Josephs Körper sank
über den Pferdehals und fiel fast lautlos zu Boden.
    „Du Narr!“ sagte Hedak wütend.
„Ich hätte ihn gefangengenommen.“
    Cheb grinste. „Ich werde dafür
sorgen, daß die Leiche morgen früh gefunden wird. Boas wird darauf brennen,
Joseph zu rächen, und ich kann das israelitische Heer um so eher in eure Falle
führen.“
    „Du magst recht haben“, gab
Hedak widerwillig zu. „Dann nimm ihn. Und tu alles, was ich dir befohlen habe,
oder du zahlst mit deinem Kopf.“
    „Kamosch scheint deinem
Unternehmen seine Gunst zu schenken, Prinz Hedak“, versicherte der
Karawanenführer seinem Auftraggeber. „Gewiß ist dies ein gutes Omen.“
     
     
     

15
     
     
    Die Arbeiter und ihre Familien
hatten sich schon um die Tenne herum versammelt, als Ruth und Noëmi einen Platz
am Rande der Menge fanden. Speisen und Wein gab es in großen Mengen, und die
Frauen trugen ihre besten Kleider, besonders die jüngeren, für die dies eine
Nacht des Abenteuers war. Als Landbesitzer war es Boas’ Pflicht, die Feierlichkeiten
zu eröffnen. Er trat mit einem Holzflegel in der Hand in die Mitte des
Dreschbodens, und die Leute wurden still und warteten darauf, daß er sprach.
Seine Stimme war kräftig und sicher:
    „Es ist der Brauch in unserem
Land“, sagte er, „zur Erntezeit dem Gott unserer Väter zu danken, der die
Kinder Israels aus der Knechtschaft in Ägypten geführt und unser Leben in
diesem fruchtbaren Land gesegnet hat. Trauben und Korn gibt es die Fülle in
diesem Jahr, und wir werden Wein und Brot im Überfluß haben, so daß niemand zu
hungern braucht. Wir sind ein kleines Volk, von Feinden umringt, doch in diesem
Jahr durften wir eine reiche Ernte einbringen und unsere Trauben in Frieden
keltern. Laßt uns nun die Dinge teilen, die der Herr uns gegeben hat, und
singen und tanzen zu seinem Lob.“
    Speisen und Wein wurden
herumgereicht, und überall herrschte Fröhlichkeit. Als das Mahl beendet war,
stimmten die Musikanten eine Dankeshymne an, in die die Menge einfiel, dann
wechselte die Musik in einen würdevollen, feierlichen Tanz über. Die älteren
Paare erhoben sich und bewegten sich in dem gemessenen Rhythmus, während die
jüngeren ungeduldig auf die lebhafteren Weisen warteten, die nun folgen würden.
    Bald war der erste Tanz
beendet, und die Musikanten stimmten eine lebhaftere Melodie an. Die jüngeren
Leute drängten sich zur Tanzfläche. Ruth blickte hinüber zu Boas, der auf der
gegenüberliegenden Seite der Tenne an einem Pfosten lehnte. Er kam nicht zu ihr
und Noëmi herüber, obwohl er gesehen haben mußte, daß sie für ihn allein heute
nacht ihr bestes Kleid angelegt hatte.
    Der Wein floß ungehindert, und
die jungen Leute tanzten fröhlich. Rachel wirbelte mit einem jungen Hirten
vorbei. Viel Spreu wurde herumgeworfen, und die Haare der Mädchen waren bald
davon bedeckt. Tob und Ada saßen auf einer Seite des Tanzbodens, aber keiner
tanzte mit der Sklavin, weil jeder wußte, daß sie Tobs Konkubine und von
bösartigem Temperament war.
    Josko ging in seinem besten
Staat gekleidet, sein spärlicher Bart war gestutzt und gekämmt, seine dünnen
Haare rochen nach parfümiertem Öl. Er stolzierte über den Boden zu Ruth, die
neben Noëmi saß. „Obwohl du eine Moabiterin bist und ich ein Mann mit Besitz“,
sagte er ein wenig aufgeblasen, „wünsche ich, mit dir zu tanzen.“
    Ruth lächelte freundlich. „Kann
es nicht ein andermal sein?“
    „Vor Mitternacht“, sagte Josko
hartnäckig, „muß die Frau mit dem Mann tanzen, der sie auffordert, später kann
sie selbst wählen.“
    „Aber ich...“
    „Tanz mit Josko, Ruth“, sagte
Noëmi.
    Ruth sah ihre Schwiegermutter
überrascht an, aber sie stand auf. Als Josko sie jedoch zum Tanze führen
wollte, kam Tob über den Boden und trat zwischen sie. „Ich bin der nächste
Verwandte“, sagte er wichtig. „Sie wird den ersten Tanz mit mir tanzen.“ Ruth
wandte sich zu Noëmi. „Hat er das Recht dazu?“
    „Ich habe die
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