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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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Noëmi. Tob wird sich freuen zu hören,
daß es euch gut geht.“
    „Es geht uns nicht gut“,
antwortete Noëmi traurig. „Elimelech wird von Tag zu Tag schwächer, obwohl wir
genug zu essen haben. Herrscht immer noch Hungersnot in Juda, Cheb?“
    „Ja. Die Reichen geben Almosen,
wie es unser Gott befiehlt. Aber Nahrungsmittel, die man mit dem Geld kaufen
könnte, gibt es nicht. Wenn nicht bald Regen kommt, sind wir verloren.“
    „Dann war es richtig, daß wir
weggegangen sind“, sagte Noëmi, „sonst wären wir alle umgekommen.“
    „Ich gab Cheb eine Nachricht
für Boas mit“, sagte Machlon. „Ich dachte, daß du unserem Verwandten Tob
vielleicht auch etwas ausrichten lassen willst.“
    „Ich werde auf dem Rückweg
Waren für Tob mitnehmen“, bestätigte Cheb. „Alles, was du ihm zu sagen hast,
wird gewissenhaft bestellt.“
    „Sage Tob, daß Elimelech immer
schwächer wird.“ Und mit leiser Stimme, so daß ihr Mann es nicht hören konnte,
fügte Noëmi hinzu: „Und daß ich befürchte, daß er sehr krank ist — todkrank.“
    „Ich werde eure Mitteilungen
weitergeben“, versicherte ihnen Cheb. „Friede sei mit der Familie Elimelechs,
des Gerechten, und Gott möge ihm seine Gesundheit wiedergeben.“
    „Und Friede sei mit dir“,
riefen die anderen als Abschiedsgruß. Aber als er gegangen war, schüttelte
Noëmi den Kopf. „Es ist ein schlechtes Zeichen, daß Cheb hierher kommen mußte.
Wo er erscheint, geschieht Böses.“
     
     
     

10
     
     
    An jedem Morgen wurden die
Schmiedefeuer schon früh entfacht, und die Brüder waren hart an der Arbeit,
bevor die Sonne über den Bergen aufging. Dem Befehl des Königs Folge leistend,
hatte Hedak der Familie einen großen Vorrat an Metall und Nahrungsmitteln
zukommen lassen. Sie brauchten die Arbeit nur zu unterbrechen, um am Berghang
Holz zu sammeln, wenn der Vorrat niedergebrannt war, und um von der nahe
gelegenen Quelle Wasser für die Bottiche zu holen.
    Die Leute kamen zu ihnen wie am
ersten Tag. Die Hacken sollten geschärft und die Sicheln mit gehärteten
Schneiden versehen werden. Aber Machlon mußte sie wieder wegschicken, denn ihm
war befohlen worden, nur Schwerter zu schmieden. Sie kehrten murrend um, aber
sie zürnten nicht ihm, sondern Hedak. Alle schienen zu wissen, daß nur der
unersättliche Ehrgeiz des moabitischen Feldherrn ihnen die schwere Last eines
großen Heeres und damit hohe Steuern aufgebürdet hatte. Und jetzt gönnte er ihnen
nicht einmal die Werkzeuge, die sie benötigten. Doch keiner wagte so laut zu
protestieren, daß es bis zu Hedaks Ohren drang.
    Kiljon war an diesem Morgen zur
Quelle gegangen und kniete sich gerade nieder, um zu trinken, als er Schritte
hörte und aufblickte. Er sah ein hübsches, rundliches Mädchen in moabitischer
Kleidung vor sich stehen.
    Überrascht richtete er sich auf
und starrte sie an. Seine Augen wurden groß vor Erstaunen.
    „Hast du noch nie eine Frau
gesehen, Israelit?“ fragte das Mädchen belustigt.
    „Keine so schöne wie dich in
ganz Moab“, gab er rasch zurück. Das Mädchen lachte. „Du hast eine
schlagfertige Zunge für einen Israeliten. Mein Name ist Orpa. Und du bist
bestimmt Kiljon.“
    „Woher weißt du das?“
    „Ruth hat mir dich und deinen
Bruder beschrieben.“
    „Bist du Ruths Schwester?“
    „Nein. Wir sind Gefährtinnen.
Und sie ist viel schöner als ich.“
    „Nicht für mich“, sagte Kiljon
eifrig.
    „Du hättest Liedersänger oder
Geschichtenerzähler werden sollen“, meinte Orpa. „Lügen kommen leicht über deine
Zunge. Wo ist dein Bruder?“
    „Da oben am Feuer schmiedet er
ein Schwert. Warum?“
    „Ich habe eine Nachricht für
ihn.“
    Kiljon führte das Mädchen den
Pfad hinauf. Machlon hatte das grobe Formstück eines Schwertes zur ersten
Erwärmung ins Feuer gelegt. Er betätigte den Blasebalg mit einer Hand und
beobachtete, wie das Metall durch die Hitze zu glühen begann. Wie immer war
seine Aufmerksamkeit ganz auf die Arbeit gerichtet, und er merkte nicht, daß er
beobachtet wurde.
    „Machlon“, rief Kiljon aus.
„Wir haben Besuch. Das ist Orpa, eine Freundin Ruths.“
    Machlon legte den Blasebalg
beiseite und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. „Friede sei mit dir, Orpa“,
sagte er höflich. „Und auch mit Ruth. Wir haben einem Gast nur wenig
anzubieten, aber das, was wir haben, teilen wir gern mit dir.“
    Orpa lächelte und schüttelte
den Kopf. „Ich bringe dir eine Nachricht von Ruth. Morgen ist das Fest der
Ischtar. Ruth

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