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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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Der Mann war Cheb,
der Sohn der Irren aus Betlehem. In Juda hatte nur Cheb das Recht, mit Moab
Handel zu treiben. Machlon hatte ihn mehr als einmal beobachtet, wie er die
Kamele bei den Lagerhäusern seines Verwandten Tob in Betlehem bepackte oder
ihnen die Lasten abnahm. Cheb war in der Stadt gut bekannt, aber nicht sehr
beliebt, einmal wegen seines Verkehrs mit den Moabitern und dann wegen seiner
langen Abwesenheiten, in denen seine Mutter, die arme irre Kreatur, schreiend
und gestikulierend durch die Straßen zog.
    „Du mußt hier ein Fremder sein,
sonst würdest du die Bedeutung dieser Statue kennen“, sagte Cheb noch immer
atemlos. „Dies ist verbotenes Gebiet.“
    „Kein Gebiet ist verboten, es
sei denn, der Allerhöchste hat es so bestimmt, Cheb“, sagte Machlon ruhig.
    Überrascht stand der
Karawanenführer auf und betrachtete Machlon genauer. „Wer bist du?“ fragte er.
    „Machlon, Sohn des Elimelech
und der Noëmi. Die Sonne hat mich schwarz gebrannt, während wir durch die Wüste
zogen, sonst hättest du mich sofort erkannt, wie ich dich.“
    „Die Wüste durchzogen?“
wiederholte Cheb ungläubig. „In ganz Juda kann nur Cheb ungehindert in das Land
der Moabiter einreisen.“
    „Trotzdem sind wir hier. Meine
Mutter, mein Vater und mein Bruder Kiljon. Wir leben in einer Höhle gerade hier
unterhalb dieser Stelle.“
    „Weiß Prinz Hedak davon? Er hat
geschworen, jeden Israeliten, der in Moab angetroffen wird, zu töten — mich
natürlich ausgenommen.“
    „Hedak gewährte uns sichere
Einreise, als er hörte, daß wir Schmiede seien“, erklärte Machlon. „Und
Zebuschar selbst hat uns seinen Schutz zugesagt und das Recht, dem
Allerhöchsten ungehindert zu dienen.“
    Cheb schüttelte langsam den
Kopf. „Das hat es noch nie gegeben. Ich kann es nicht verstehen.“
    „Die Moabiter hatten so etwas
wie meine Schwerter noch nie gesehen.“
    „Ich erinnere mich jetzt, daß
Boas eines davon trägt. Es ist eine gute Waffe.“
    „Wie geht es Boas?“, fragte
Machlon. „Hat er sich von dem Schock, den er durch Tamars Treubruch erlitten
hatte, erholt?“
    „Boas ist nicht mehr derselbe,
seit seine Frau ihn mit einem Moabiter betrogen hat“, sagte Cheb. „Er bleibt
viel mit sich allein und spricht nur wenig, außer er kämpft mit den Räten.“
    „Drängt er unsere Leute immer
noch, sich zu bewaffnen?“
    „Mehr denn je, aber sie hören
nicht auf ihn. Und warum sollten sie auch? Du hast selbst gesehen, daß Moab
keinen Krieg gegen Israel vorbereitet.“
    „Ich habe Soldaten an jeder
Straßenecke gesehen“, antwortete Machlon kurz. „Und Hedak ist überaus begierig
auf meine Schwerter. Gib meine Worte an Boas weiter, Cheb. Sage ihm, sein
Freund Machlon wisse, daß seine Warnungen vor Moab richtig seien und beachtet
werden sollten.“
    Cheb zuckte die Achseln. „Für
eine Bewaffnung braucht man Steuern, und schon jetzt kann ein Mann kaum noch
Gewinn erzielen aus dem, was er kauft und verkauft. Israel braucht sich vor
Moab nicht zu fürchten. Aber warum bist du an diesem von Kamosch verfluchten
Ort?“
    „Der Gott unseres Volkes hat
uns seine Gnade gezeigt“, sagte Machlon voll Vertrauen. „Wir fürchten uns vor keinem
Fluch.“
    „Dies ist Moab, nicht Israel.“
Cheb zitterte. „Halte dich fern von diesem Abgott, Machlon, oder du wirst durch
seinen Fluch getötet.“
    „Kein Mensch kann hoffen, daß
er ewig lebt“, sagte Machlon ruhig. „Meine Zeit wird kommen, wie es bestimmt ist.“
    „Sage nie, ich hätte dich nicht
gewarnt. Ich würde mein Leben nicht riskieren und diese Statue berühren.“
    „Komm für einen Augenblick mit
herunter zu unserer Höhle“, lud Machlon den Karawanenführer ein. „Wir können
dir etwas zur Erfrischung anbieten, und meine Mutter möchte vielleicht ihren
Verwandten in Betlehem eine Nachricht zukommen lassen.“ Noëmi war dabei, die
Schlafmatten vor der Höhle in der Sonne auszubreiten, und Kiljon hatte Wasser
von der Quelle geholt, als Machlon mit Cheb vom Hügel herabkam. „Hier ist ein
Landsmann von uns — Cheb, der Karawanenführer“, verkündete er. „Er kommt gerade
aus Betlehem.“
    „Schalom, Cheb.“ Noëmi bot ihm
den höflichen Gruß Israels. „Ich erinnere mich an deine Mutter. Wie geht es
ihr?“
    „Sie ist so verrückt wie eh und
je“, antwortete Cheb heiter. „Sie tut keinem etwas zuleide, aber manchmal ist
sie laut und muß für eine Weile hinter Schloß und Riegel. Es ist eine
Überraschung, dich hier in Moab zu treffen,

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