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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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seinen Gott beim Namen zu nennen. Aber nichts geschah.
    „Er hatte uns dieses Land
versprochen“, erklärte er ein wenig stockend.
    „Aber es gehörte anderen.“
    „Unser Gott ist der einzige
wahre Gott“, erklärte er. „Alles gehört ihm, deshalb kann er jedem geben, was
er ihm zu geben wünscht.“
    „Kamosch erhebt keinen Anspruch
auf das Land Israel!“ Ruth sprang auf die Füße. „Welches Recht hat Jahwe, sich
anderen Göttern aufzudrängen?“
    „Es gibt nur einen Gott,
Ruth...“
    „Deinen?“
    „Dann möchte ich nichts mit ihm
zu tun haben!“ schrie sie. „Er hätte deinem Freund Boas befohlen, seine Frau
steinigen zu lassen. Und jetzt erzählst du mir, daß er, ganz wie er will, dem
einen nimmt und dem andern gibt! Kamosch ist ein besserer Gott, und Ischtar ist
eine bessere Göttin! Zumindest lehren sie die Leute, sich zu lieben und zu
schätzen!“
    „Aber, Ruth...“
    „Es ist besser, du gehst,
Machlon“, sagte sie hastig. „Wenn du mehr über die Gebräuche Moabs gelernt
hast, wirst du vielleicht feststellen, daß wir uns nicht in allem völlig
irren.“ Bevor er sie aufhalten oder versuchen konnte, weiter zu erklären,
rannte sie aus dem Sommerhaus und ließ ihn allein zurück.
    Als er mit Kiljon, der
unaufhörlich von Orpa redete, zur Höhle zurückging, dachte Machlon noch immer
an Ruth, auch wenn sie ihn im Zorn verlassen hatte. Und als er, in seinen
Mantel gehüllt, am Eingang der Höhle lag, mußte er sich eingestehen, daß sie
nie aus seinen Gedanken gewichen war, seit er sie an jenem Tag an der
Zufluchtsstätte zum ersten Mal gesehen hatte.
    Und jetzt wußte er, was das
bedeutete. Er liebte Ruth von Moab. Es war eine hoffnungslose Liebe, denn es
gab keine Ebene, auf der sie sich als Gleichgesinnte treffen konnten in diesem
heidnischen Land, in das er seine Familie gebracht hatte — es sei denn, er
verleugnete seinen eigenen Gott. Und das würde er niemals tun.
     
     
     

11
     
     
    Der Palast Hedaks, des
Anführers der Krieger Moabs und Zweitmächtigsten neben dem Priester-König
Zebuschar, war fast so prächtig wie der Tempel des Kamosch, in dem der König
wohnte, und wahrhaftig ein unpassender Ort für den israelitischen
Karawanenführer Cheb, der sich ihm so selbstbewußt näherte, als ob es sich
dabei um sein eigenes Zuhause handelte.
    Am Tor versperrte ihm ein
Wachtposten den Weg. „Fort mit dir, Hirte“, sagte er verächtlich. „Dies ist
kein Platz für einen wie dich.“
    Cheb zeigte die Zähne und
setzte zu einem wütenden Disput an, besann sich dann aber eines Besseren und
lächelte liebenswürdig. Er löste den Metallhaken von seinem Handgelenk und warf
ihn dem Soldaten zu, der ihn mit seinem Schwert auffing und gegen das Licht
hielt.
    „Was ist das?“ forschte er.
Aber beim Anblick der Schrift, die auf der Innenseite der Manschette
eingraviert war, änderte sich sein Verhalten sofort. „Ich werde Prinz Hedak
wissen lassen, daß du hier bist“, sagte er höflich und rief einen Diener, der
Cheb in das Haus geleitete.
    Hedak lag auf einem Ruhebett
und nagte an einer gebratenen Hirschkeule. Ein Dutzend Frauen, Ehefrauen und Konkubinen,
lagerte, auf Kissen gestützt, um ihn herum. Sie hingen an jedem Wort, das er
von sich gab. Ein schönes ägyptisches Mädchen tanzte vor ihm.
    Als sich der Diener näherte,
blickte der Prinz von Moab auf und nahm den Haken entgegen. Mit einem plötzlichen
Fußtritt stieß er den Harfenspieler zu Boden, der in der Nähe gesessen und für
die Tänzerin gespielt hatte.
    „Raus! Sofort!“ schrie er, und
erschreckt stob alles davon.
    Unter lautem Gelächter warf
Hedak die Manschette mit dem Haken Cheb zu, der sie auffing und wieder an
seinem linken Armstumpf befestigte. „Nun, Cheb“, sagte er. „Ich sehe, du hast
deinen Kopf noch nicht verloren. In Juda müssen sie weichherzig gegenüber
Dieben geworden sein.“
    Der Händler grinste und hielt
seine rechte Hand in die Höhe. „Und diese Finger haben ihre Geschicklichkeit
auch nicht eingebüßt, Herr. Ich mache mich am Morgen mit einer Warenladung auf
den Weg nach Betlehem.“
    „Mit der du einen guten Gewinn
erzielst, weil ich nur dich mit Moab handeln lasse.“
    „Als Gegenleistung für Nachrichten
über Moabs Feinde“, erinnerte ihn Cheb.
    „Was für Nachrichten?“ forderte
ihn Hedak ungeduldig auf. „Heraus damit.“
    „Die edomitischen Stämme sind
erfreut darüber, daß du persönlich eine ihrer Töchter, Ruth mit Namen, zurück
nach Moab begleitet

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