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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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lädt dich und deinen Bruder ein, zu kommen und die Feier im
Tempel mitzuerleben.“
    „Ischtar? Dienen die Moabiter
mehr als einem Gott?“ fragte Machlon. „Ich dachte, Kamosch wäre euer Gott.“
    „Ischtar ist die Göttin der
Liebe“, erklärte Orpa. „Sie ist die Gemahlin des Kamosch, und ihre Wohnungen
liegen nebeneinander. Das Fest erreicht heute abend seinen Höhepunkt, wenn die
Leute das Geschenk des Lebens von Ischtar und Kamosch an alles Wachsende
feiern, an die Bäume und die Blumen... und die Menschen.“
    „Wir wohnen vor der Stadt, und
die Tore werden bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen.“
    „Nicht an diesem Tag“, versicherte
Orpa. „Viele Leute kommen zum Fest in die Stadt. Die Tore werden offen
bleiben.“
    Machlon zögerte. Als frommer
Hebräer hielt er es für verboten, an einer solchen heidnischen Zeremonie
teilzunehmen.
    Noëmi hatte Stimmen vor der
Höhle gehört und trat heraus. „Dies ist Orpa, Mutter“, sagte Machlon. „Eine
Freundin Ruths. Sie kam, um Kiljon und mich zu einem Fest einzuladen.“
    „Schalom, Orpa“, sagte Noëmi
kühl.
    Das Mädchen fühlte die
Abweisung in Noëmis Stimme und errötete.
    „Und Friede sei mit dir, Mutter
von Machlon und Kiljon“, grüßte sie freundlich. „Ich muß jetzt gehen. Ruth
ermahnte mich, schnell zurückzukehren.“ Sie wandte sich an Machlon. „Werdet ihr
kommen?“
    „Es ist leider unmöglich. Unser
Glaube verbietet es. Bitte Ruth, das zu verstehen. Und sag ihr unsern Dank.“
    „Dann kommt wenigstens nach der
Tempelfeier, wenn alle Menschen vergnügt und fröhlich sind. Wir erwarten euch
im Tempelgarten.“
    Nichts sprach dagegen, an der
allgemeinen Fröhlichkeit teilzunehmen. Und die Gelegenheit, Ruth wiederzusehen,
war so verlockend, daß es der eifrigen Zeichen Kiljons, doch zuzusagen, gar
nicht bedurft hätte. „Ja“, antwortete Machlon, „wir kommen gern. Und habt
nochmals Dank, du und Ruth!“
    Kiljon leerte schnell die
Eimer, die er an der Quelle gefüllt hatte. „Ich werde bis zur Quelle mit dir
gehen, Orpa“, sagte er rasch. „Wir brauchen mehr Wasser.“
    „Warum mochte mich deine Mutter
nicht, Kiljon?“ fragte Orpa, als sie den Pfad hinuntergingen. „Ich war doch
höflich zu ihr.“ Kiljon lachte. „Sie denkt, Machlon und ich seien noch Kinder,
und mißtraut jedem Mädchen, das uns gefällt.“
    „Tue ich das?“
    „In meinen Augen müßte es zu
lesen sein“, versicherte er ihr kühn.
    „Es ist noch mehr darin zu
lesen“, sagte Orpa ein wenig hastig. „Ich muß zurück in die Stadt. Aber du
wirst doch mit deinem Bruder zum Fest kommen, nicht wahr?“
    „Könnte ich dir etwas
abschlagen?“ fragte Kiljon lächelnd. „Wir werden dort sein, und wenn ich
Machlon auf meinen Schultern tragen muß.“
    Machlon ließ am Tage des Festes
die Feuer eine Stunde vor Sonnenuntergang ausgehen, aber er hätte dies
genausogut schon früher tun können. Kiljon hatte den ganzen Nachmittag am
Blasebalg geschnauft und geseufzt, mit seinen Gedanken nur bei Orpa. So war die
Hitze nicht so gleichmäßig, wie es für eine gute Arbeit nötig gewesen wäre. Als
es zu dunkeln begann, hatten beide ihre besten Gewänder angelegt. Sie hatten in
den Bottichen gebadet und Bart und Haare sorgfältig gekämmt.
    Kiljon konnte es kaum erwarten,
zum Fest zu kommen. Aber Machlon wollte zuvor noch mit Noëmi sprechen, die mit
ihrem Ausflug in die Stadt gar nicht einverstanden war.
    „Ruth ist sehr freundlich zu
mir gewesen, Mutter“, erklärte er. „Hedak hätte mich an jenem Tag in Heschbon
niedergeschlagen, wenn sie ihm nicht mit Zauberei gedroht und Angst eingejagt
hätte.“
    „Wir sind keine Zauberer“,
entgegnete Noëmi streng. „Es ist eine Sünde, vorzugeben, daß wir böse Kräfte
besäßen.“
    „Das habe ich nicht getan“,
versicherte ihr Machlon. „Solang wir in unseren Herzen wissen, daß es nur den
einen, den wahren Gott gibt, kann uns nichts, was wir in Moab hören oder sehen,
Schaden zufügen.“
    Noëmi blickte ihn liebevoll und
zugleich traurig an. „Die Liebe eines Mannes zu einer Frau ist manchmal stärker
als Familienbande oder sogar seine Pflicht vor Gott, mein Sohn. Denke an den
Mann aus Israel und die Frau aus Midian.“
    „Ich habe Ruth erst zweimal
gesehen, Mutter“, widersprach er. „Sie ist aus Moab und ich aus Israel. Unsere
Gebräuche sind verschieden. Möchtest du, daß ich sie beleidige, indem ich es ablehne
hinzugehen, nachdem sie mich so freundlich zu dem Fest eingeladen hat?“
    „So

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