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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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hast.“
    „Erzähl mir etwas Neues. Ich
war selbst erst vor zehn Tagen in Edom.“
    „Die Frau, die ihr an der
Zufluchtsstätte getötet habt, war die Gemahlin von Boas.“
    „Das weiß ich ebenfalls, aus
Boas’ eigenem Mund.“
    „Auch, daß er geschworen hat,
es dir mit Blut zurückzuzahlen?“ fragte Cheb listig.
    „Ich kenne Boas.“ Hedak nahm
ein Stück Fleisch auf und biß gierig hinein. „Die Rechnung wird mit Blut
beglichen, aber mit seinem, nicht mit meinem.“
    „Wann?“
    Hedak spuckte ein Stück Knochen
aus und grinste. „Wenn ich bereit bin. Und erwarte nicht, daß ich es dir sage,
damit du von zwei Seiten kassieren kannst.“
    Der israelitische Spion wurde
blaß. „Aber Herr, du kennst meine Zuverlässigkeit.“
    „Ich weiß, daß sie käuflich ist
— für den, der den höchsten Preis bezahlt“, sagte Hedak schonungslos. „Nun
berichte mir über die Räte Israels.“
    „Sie sind noch immer nicht
bereit, sich auf einen Krieg vorzubereiten“, sagte Cheb. „Von den Ältesten ist
nur Eliab auf der Seite von Boas, wenn er sie bedrängt, sich zu bewaffnen.“
    „Ist Boas immer noch so
redegewandt?“
    „Mehr denn je, seit ihr seine
Frau getötet habt. Er haßt dich und alle Moabiter leidenschaftlich.“
    „Aber Israel wird von alten und
zaghaften Männern regiert, nicht von Hitzköpfen wie Boas.“
    „Das ist wahr“, stimmte Cheb
zu. „Natan, Zadok und Tob sind eure stärksten Waffen gegen Israel. In den
Geschäften erzählen sie den Müttern, wie ihre Söhne getötet würden, wenn man
Boas erlaubte, sie in den Krieg gegen Moab zu führen. Und im Laden des Weinhändlers
schütteln die alten Männer ihre Köpfe über die Steuern, die sie bezahlen
müßten, wenn Boas die Waffen gegeben würden, die er fordert.“
    Hedak grinste. Er löste einen
Beutel von seinem Gürtel. „Halte also deine Augen und Ohren offen“, befahl er
und warf ihn dem Händler zu. „Und komm wieder zu mir, wenn du zurückkehrst.“
    „Noch etwas anderes, Herr. Vor
ein paar Tagen traf ich Machlon, den Sohn Elimelechs, auf dem Hügel außerhalb
der Stadt. Er bat mich, Boas auszurichten, daß er Schwerter für Moab schmiede
und daß Israel sich bewaffnen solle.“
    „Bei Kamosch!“ Hedak sprang
wütend auf. „Dafür will ich seinen Kopf.“
    „Machlon ist der beste
Schwertschmied in Israel und Moab“, erinnerte ihn Cheb schlau.
    „Und was nützt ein toter
Schwertschmied, wenn Moab Waffen braucht?“ Hedak beruhigte sich. „Machlon soll
leben, aber nur, solange ich es dulde.“
    „Und die Mitteilung an Boas?“
    Hedak grinste. „Richte Boas
aus, daß Machlon glücklich und zufrieden ist und für das friedliebende Volk von
Moab Hacken schärft und Pflugscharen schmiedet.“
     
     
     

12
     
     
    In den Tagen, die dem Besuch
Machlons und Kiljons im Tempelgarten folgten, loderten die Schmiedefeuer auf
dem Hügel, die Ambosse erklangen durch den Aufschlag der Hämmer, und die
Schleifsteine drehten sich bis spät in die Nacht hinein. Es gab zu essen und
Wein in der Höhle, und Elimelech schien ein wenig zu Kräften zu kommen. Doch
Noëmis Herz war schwer, während sie sich um das Wohl der Familie kümmerte. Denn
Machlon und Kiljon lachten und sangen kaum noch an den Schmiedeöfen, sie
pufften sich nicht mehr im Scherz, während das Eisen in den Bottichen zischte,
und sie begossen sich nicht mit den Eimern, die bereitstanden, um die Bottiche
mit frischem Quellwasser zu füllen.
    Statt dessen gingen die Brüder
mit langen Gesichtern umher und verrichteten freudlos ihre Arbeit. Am dritten
Tag nahm Noëmi Kiljon beiseite und erfuhr, daß Ruth und Machlon sich an jenem
Abend im Streit getrennt hatten. Kiljon hatte Orpa seitdem einmal heimlich
getroffen, als er in der Stadt Eisen besorgen mußte, aber Ruth hatte Machlon
keine Nachricht mehr zukommen lassen, und kein Zeichen deutete darauf hin, daß
sie bereit gewesen wäre einzulenken. „Orpa sagt aber, daß auch Ruth den Kopf
hängen läßt“, fügte Kiljon hinzu. „Genau wie Machlon.“
    „Ich habe das Mädchen nur
einmal gesehen“, sagte Noëmi. „Ist sie schön?“
    „Ja, aber nicht so schön wie
Orpa — in meinen Augen.“
    „Du bist jung“, antwortete
seine Mutter streng. „Deine Augen sind vielleicht noch die eines Narren.“
    Kiljon lachte. „Im Gegenteil,
Mutter. Sie müssen die Augen eines Mannes sein, denn sie bemerken Dinge, die
Knaben gar nichts bedeuten.“
    Am nächsten Morgen ging Noëmi
in die Stadt, angeblich, um Nahrungsmittel zu

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