Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
Vom Netzwerk:
die
Kinder Israels aus Ägypten führte“, begann Machlon, „da sprach er mit Gott, den
wir den Allerhöchsten nennen, weil wir seinen Namen nicht aussprechen dürfen,
auf dem Berg mit Namen Sinai. Und Gott gab Mose die Zehn Gebote, nach denen wir
leben...“
     
     
     

13
     
     
    Die Nacht war angebrochen, als
Machlon seine Geschichte beendete, in der er berichtet hatte, wie der Welt die
ersten Gesetze gegeben worden waren, nach denen die Menschen in Frieden leben
konnten. Jetzt leuchteten Ruths Augen, und sie setzte sich näher zu ihm. Er
hatte seinen Arm um sie gelegt, und ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. In der
Stadt unter ihnen brannten die Fackeln an den Mauern, vor denen die Wachtposten
Nachtwache hielten, und in den Straßen flackerten Lichter, Menschen gingen
umher.
    „Siehst du, Ruth“, sagte
Machlon leise, „wenn die Leute nur nach den Gesetzen unseres Gottes leben
würden, dann gäbe es keine Kriege. Und kein Mensch wäre unfreundlich zu einem
anderen.“
    „Dein Gott erschien mir bisher
immer hart und ungerecht“, gab Ruth zu. „Aber ich kann jetzt verstehen, warum
du ihn liebst und seine Gesetze befolgen möchtest.“ Sie wandte sich ihm zu und
blickte zu ihm auf. „Warum hast du mir heute all dies erzählt?“
    „Weil ich dich liebe, Ruth. Und
ich hoffe, daß du mich eines Tages auch lieben kannst.“
    Sie lächelte und berührte seine
Wange. „Warum, glaubst du, bin ich heute nachmittag zu deinem Schmiedefeuer
gekommen? Warum konnte ich nicht mehr schlafen, seit wir uns in jener Nacht
gestritten hatten? Warum sind meine Gedanken nur bei dir gewesen?“
    Er war zu bewegt, um sprechen
zu können.
    „Ist das Liebe, Machlon?“
fragte Ruth. „Wenn man immer nur an einen Menschen denkt und bei ihm sein
möchte, weil er freundlich und gut und lieb ist?“
    „Das ist es, was ich für dich
empfinde, Ruth“, sagte er zärtlich. „Deshalb muß es Liebe sein.“
    „Hedak bat mich, eine seiner
Frauen zu werden“, sagte Ruth. „Und viele Männer haben mich begehrt. Aber ich
habe mich keinem hingegeben.“
    Machlons Arme hielten sie fest.
    „Aber ich werde dir heute nacht
gehören.“ Ihre Stimme schwankte ein wenig. „Wenn du es willst.“
    „Ich will nichts, Ruth“, sagte
er zärtlich. „Nur das Recht, dich zu lieben und die Hoffnung, daß auch ich
geliebt werde. Aber ich wäre sehr glücklich, wenn du dich heute nacht hier mit
mir verloben würdest, so wie wir es in Israel tun.“
    „Ja, das will ich“, rief Ruth.
Und fügte leise hinzu: „Man sagt, daß die erste Frau am meisten geliebt wird.
Ich bin froh, daß du noch keine anderen Frauen hast.“
    „Und ich werde auch keine
anderen haben“, versprach er. „Wir werden schwören, zusammen zu leben und uns
zu achten, nicht nur für eine Nacht oder ein Jahr, sondern für alle Zeit.“
    „Hat dein Freund Boas die Frau,
die ihn betrogen hat, mit diesem Eid genommen?“
    „Ja. Ich hörte ihn diese Worte
sprechen.“
    „Und doch hätte er sie
steinigen lassen“, sagte Ruth nachdenklich. „Würdest du das auch tun, Machlon,
wenn ich untreu wäre?“
    „Frage nicht so etwas, Ruth“,
rief er aus. „Es ist eine Sünde für einen Mann, eine Frau mehr als seinen Gott
zu lieben. Und doch...“
    Bevor er weitersprechen konnte,
legte sie ihre Finger an seine Lippen, um ihn daran zu hindern. „Ich frage
mich, ob ich jemals den Gott, der Jahwe genannt wird, wirklich verstehen werde,
Machlon“, sagte sie. „Aber ich weiß, daß ich dich sogar lieber habe als meinen
Vater. Wir wollen uns verloben, so wie ihr es in Betlehem tut.“ Machlon stand
auf. „Ich muß zuerst einen Altar bauen. Warte hier, bis er fertig ist.“
    Bei der Quelle lagen genügend
Steine, und er benötigte nur kurze Zeit, um zwei kleine Stapel zu errichten und
einen langen flachen Stein darüber zu legen. Als er fertig war, führte er Ruth
zum Altar, vor dem sie beide niederknieten. Er hielt ihre Hand fest in der
seinen und hob seine Augen zum Himmel, wo die Sterne hell zu leuchten begannen.
    „Ich, Machlon aus Betlehem-Juda
in Israel, schwöre vor dem einzigen, wahren Gott, daß ich dich, Ruth aus Moab,
zu meiner Frau nehmen werde“, sagte er langsam und klar. „Und daß ich dich
ehren, lieben und achten werde, was immer auch kommen mag, solange ich lebe.“
    „Und ich, Ruth, eine Frau aus
Moab, verspreche, dich, Machlon, als meinen Ehemann anzunehmen in Ehren,
Gehorsam und Liebe, bis der Tod uns scheidet“, sagte sie mit klarer und doch
ein wenig bebender

Weitere Kostenlose Bücher