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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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sicher.“
    „Aber ohne Boas als Führer wird
das Heer wie eine Schafherde vor den Schwertern Hedaks sein.“
    „Denk daran, daß Boas Tobs
nächster Verwandter ist — wenn Boas nicht aus Heschbon zurückkehrt, wird Tob
ein Vermögen erben.“
    „Kann ihm das etwas nützen,
wenn Hedak Israel erobert?“
    „Hedak hat Größeres im Sinn“,
erklärte Cheb. „Die philistäischen Städte an der Küste. Jemand muß Juda und
vielleicht ganz Israel für ihn verwalten. Warum nicht Tob? Ich könnte ihm
berichten, wie Tob dazu beigetragen hat, Boas nach Heschbon zu locken.“
    „Du bist klug, Cheb. Ich bin
sicher, daß ich meinen Herrn davon überzeugen kann, daß Boas und nicht er
selbst nach Heschbon gehen sollte.“
    „Und wenn Tob Boas’ Vermögen
erbt, wirst du nicht vergessen, daß Cheb dabei geholfen hat?“
    „Ich werde es nicht vergessen“,
versprach Ada mit einem Lächeln.
     
    Es war die Gewohnheit des Rates
der Ältesten von Juda, sich morgens unter einer schattigen Laube in der Nähe
des Tores und des Brunnens, der den größten Teil der Stadt Betlehem mit Wasser versorgte,
zu versammeln. Tob, Ada und Cheb hatten ausgestreut, daß eine Angelegenheit von
großer Wichtigkeit, die den ganzen Stamm betreffe, besprochen werden müsse.
Lange bevor die elf älteren Männer, die den Rat bildeten, sich langsam auf
ihren Sitzen hinter einem langen schmalen Tisch niederließen, hatte sich eine
größere Menschenmenge eingefunden.
    Nur ein Platz war leer
geblieben — der von Boas — , als Tob sich mit wichtiger Miene erhob, um die
Versammlung zu eröffnen. Das Einleitungsgebet war kaum zu Ende gesprochen, als
sich das dumpfe Geräusch von Pferdehufen aus der Richtung der Felder, die die
Stadt umgaben, näherte und zwei galoppierende Reiter auftauchten. Der eine war
Boas, der andere sein Adjutant Joseph.
    Vor dem Brunnen brachte Boas
sein Pferd zum Stehen und stieg ab. Mit finsterer Miene schritt er über den
offenen Platz auf die Laube zu, unter der die Ältesten sich versammelt hatten.
Die Jahre und Sorgen hatten tiefe Linien in sein Gesicht gegraben, aber sein
Körper war schlank und zeugte von der Kraft des Soldaten, und seine Haut war
von der Sonne dunkel gebrannt. Joseph band die Pferde vor dem Brunnen an einem
Futtergestell fest und eilte dann Boas nach.
    „Friede sei mit dir, Boas,
mächtiger Krieger Israels“, grüßte Tob seinen Verwandten überschwenglich.
    Boas zuckte ungeduldig die
Achseln, als ob er die öligen Worte des Kaufmanns abschütteln wollte. „Warum
rufst du mich zum Rat, wenn ich auf den Feldern zu tun habe, Tob?“ verlangte er
zu wissen. „Ihr hättet euch auch ohne mich versammeln können, da ihr ja sowieso
nie auf das hört, was ich zu sagen habe.“
    „Wir hören auf dich, Boas“,
sagte einer der alten Männer beschwichtigend. „Es ist nur so, daß wir nicht
sicher sind, ob der Krieg wirklich so unvermeidlich ist, wie du behauptest. Wir
leben jetzt schon viele Jahre hindurch in Frieden mit unseren Nachbarn. Wenn
wir unsere Bewaffnung verstärken, mißdeuten sie vielleicht unsere Absichten.“
    „Hedaks Absichten werdet ihr
deutlich genug zu spüren bekommen, wenn sein Heer bei uns einfällt“, sagte Boas
schroff. „Dann wird es zu spät sein, und wir werden als Sklaven enden.“ Er
blickte in die Runde des Rates und wandte sich zu den Leuten um, die still
beobachtend dabeistanden. „Wollt ihr, daß eure jungen Frauen von den Soldaten
Moabs geschändet werden?“ forschte er. „Daß eure Alten umgebracht und eure
jungen Männer als Sklaven davongetrieben werden?“
    Ein verneinendes Raunen kam aus
den Reihen der Leute, und Boas wandte sich wieder an den Rat. „Wie lange wollt
ihr Juda noch schwach halten, während ihr euch die Bärte streicht und im Rat
debattiert?“ wetterte er gegen die Ältesten. „In früherer Zeit, als Israel in
Gefahr war, berief der Herr einen Richter, der uns gegen die Philister führte.
Ihr solltet beten, daß er heute einen zu euch schickt, der euch eure Fehler vor
Augen hält.“
    „Boas!“ rief die Menge. „Gebt
uns Boas als Richter.“
    „Nein.“ Boas erhob seine Hand.
„Ich bin nur eine Stimme in der Wüste, die euch sagt, was kommen wird. Doch wird
sich aus meinem Geschlecht ein Führer Israels erheben. Das haben die Propheten
verheißen. Ich würde gerne dafür kämpfen, daß er noch ein Volk zum Führen
vorfindet, wenn er kommt.“
    „Boas!“ riefen die Leute erneut
und wurden erst still, als Tob seine Hand erhob und bedeutete,

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