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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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daß die
Beratungen nun beginnen würden.
    Tob wußte, wie beliebt sein
Verwandter war, besonders unter den Jüngeren, und diese Tatsache paßte ihm gar
nicht. Wie alle kleinlichen Menschen neidete er ihm seine Stellung und Macht
als Führer des Heeres, als Mitglied des Ältestenrates in Juda und des Rates von
Israel, der den losen Bund der hebräischen Stämme repräsentierte und allein
noch an die enge Verbundenheit des einst von Mose und Josua in dieses Land
geführten Volkes erinnerte.
    Tob wartete, bis die Rufe
verebbten, obwohl er innerlich über Boas und diejenigen, die ihn zum Richter
wählen und ihn damit über den Rat und beinahe in den Rang eines Königs erheben
wollten, vor Wut kochte.
    „Israel hat heute einen großen
Tag“, sagte er und hielt die Tafel in die Höhe, die Cheb von Hedak überbracht
hatte. „Auf dieser Tontafel steht geschrieben, daß man einen Führer unseres
Volkes bittet, nach Heschbon zu kommen, um mit Zebuschar, dem König von Moab,
Friedensgespräche zu führen.“
    Diese unerwartete Nachricht
ließ die Menge verstummen. Keiner war aber mehr überrascht als Boas. „Was ist
das für ein dummes Geschwätz?“ forschte er. „Seit einer ganzen Generation haben
die Moabiter jeden Israeliten getötet, der in ihre Hände fiel.“
    „Sieh selbst.“ Tob reichte ihm
die Tafel. „Es steht deutlich hier geschrieben.“
    Boas nahm die Tafel entgegen
und betrachtete sie lange und prüfend. „Es stimmt, was du sagst, Tob“, gab er
zu. „Es ist die Gewährleistung sicheren Geleits für einen von uns gewählten
Unterhändler und die Einladung zu Friedensgesprächen in Heschbon. Aber wie ist
die Tafel in deine Hände gelangt?“
    „Cheb, der Karawanenführer,
brachte sie gestern abend aus Moab mit“, erklärte Tob. „Er ist hier und
verbürgt sich dafür, daß die Tafel von König Zebuschar selbst stammt.“
    Cheb trat vor. Der Sohn der
Irren war in Betlehem nicht sehr beliebt. Die Leute mißtrauten ihm, weil
niemand genau wußte, weshalb gerade er von den Moabitern als Händler und
Mittelsmann akzeptiert wurde. Die Frauen behaupteten, daß er schlechte Ware von
dort zurückbrächte, aber seine Karawanen waren stets wenige Stunden nach seiner
Ankunft ausverkauft. Viele Männer neideten ihm die Gelegenheit, Orte besuchen
zu können, die sie nur vom Hörensagen kannten. Seinen Berichten über Moab,
besonders von den geschminkten Frauen und den Tänzerinnen, lauschte man in den
Weinhandlungen mit Eifer.
    „Es ist so, wie der edle Tob
sagt“, versicherte Cheb. „Kurz bevor ich Heschbon verlassen wollte, wurde ich
zum Palast gerufen, und die Tafel wurde mir mit der strengen Anweisung
übergeben, sie dem Ältestenrat auszuhändigen.“
    „Zweifelst du immer noch an
ihrer Echtheit, Boas?“ verlangte Tob zu wissen.
    Boas drehte die Tafel in seinen
Händen. „Ich erkenne das Siegel des Kamosch“, gab er zu. „Ich habe es schon
früher gesehen, als ich nach Moab ging, um Tiere zurückzuholen, die aus meinen
Herden gestohlen worden waren. Aber warum sendet Zebuschar wohl plötzlich eine
Friedenstaube aus?“
    „Cheb brachte noch eine zweite
Tafel mit — für dich persönlich, Boas“, sagte Tob. „Sie wurde ihm von deinem
Verwandten Machlon übergeben. Vielleicht bietet sie eine Erklärung.“
    Boas nahm die zweite Tafel auf
und las. „Sie ist von Machlon“, bestätigte er. „Er schreibt, daß die Einladung
des Königs aufrichtig gemeint sei. Und Machlon hat seine Mitteilung mit einem
Zeichen versehen, das wir als Kinder gebrauchten und das kein anderer kennen
würde.“
    „Dann muß sie echt sein“, sagte
Tob schnell.
    „Machlon schreibt, er habe sich
um Frieden und freien Handel zwischen Moab und Israel bemüht“, fuhr Boas fort.
„Und sowohl der König wie Hedak seien auf seine Vorschläge eingegangen. Er
schlägt vor, daß ich komme, und verbürgt sich für meine Sicherheit.“
    „Machlon aus Israel genießt
hohes Ansehen in Heschbon“, bestätigte Cheb. „Ich habe seine Schmiede selbst gesehen.
Sie ist die größte in ganz Moab.“
    „Er macht die besten Schwerter
außerhalb der Städte der Philister an der Küste des Großen Meeres“, bestätigte
Boas. „Wenn wir jemals durch Moab vernichtet werden sollten, dann durch
Machlons Waffen.“
    „In Heschbon sagt man, daß
Machlon sich in letzter Zeit mit Sorgen quäle, weil er für die Soldaten Hedaks
Schwerter geschmiedet hat“, fügte Cheb hinzu. „Vielleicht will er es auf diese
Weise

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