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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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Hände von Hedaks Soldaten.“
    „Tot!“ wiederholte Boas
ungläubig. Plötzlich wich die Farbe aus seinem Gesicht: „Dafür, daß sie mir in
jener Nacht geholfen haben?“
    „Es war der Wille des Herrn“,
sagte Noëmi traurig. „Er hat uns dafür gestraft, daß wir nach Moab gegangen
sind, geradeso wie du es vorausgesagt hattest.“
    Boas konnte eine Weile nicht
sprechen. Die Nachricht vom Tod der Söhne Noëmis war ihm wie ein Stich ins Herz
gedrungen, und er fühlte sich elend, weil er wußte, daß ihn für das, was
geschehen war, wenigstens zum Teil die Verantwortung traf. Schließlich blickte
er zum Himmel empor.
    „Ich schwöre, sie für dich zu
rächen, Noëmi“, sagte er. „Moab soll für ihre Leben mit Blut bezahlen.“
    „Es war der Wille Gottes, Boas“,
wiederholte Noëmi. „Meine Tochter und ich haben geschworen, nicht mehr davon zu
sprechen.“
    „Deine Tochter?“
    „Machlons Frau, Ruth. Sie ist
mit mir zurück nach Israel gekommen.“
    „Wo ist sie?“ fragte Boas
rasch. Aber er kannte die Antwort bereits, und er wußte jetzt, warum die Frau
in den Feldern ihm heute morgen so vertraut erschienen war.
    „Sie liest Ähren, damit wir zu
essen haben.“
    „Es wird euch an nichts mehr
fehlen, Noëmi“, sagte Boas sogleich. „Hat Tob euch denn nicht aufgenommen? Es
ist seine Pflicht als nächster Verwandter.“
    „Wir haben Tobs Haus mitten in
der Nacht verlassen.“
    „Warum?“
    „Weil die Witwe meines Sohnes
dem Andenken ihres Mannes treu ist.“
    „Eine Frau, die selbst dem
Andenken ihres Mannes treu ist?“ Boas’ Stimme wurde plötzlich scharf. „Das kann
ich schwerlich glauben, Noëmi. Willst du auf meinen Rat hören?“
    „Das will ich“, sagte Noëmi
höflich.
    „Schick diese Moabiterin zurück
zu ihrem Volk. In letzter Zeit hat es mehr Grenzüberfälle gegeben, und einige
unserer Männer wurden getötet. Die Leute werden sie bestimmt hassen, und wenn
sie bleibt, kann es Schwierigkeiten geben.“
    „Wir verließen Heschbon, weil
Hedak beabsichtigte, alle Israeliten umzubringen“, berichtete Noëmi. „Er hätte
Ruth nichts zuleide getan, aber sie kam mit mir, weil ihr Herz es ihr befahl.
Wenn es ihr befiehlt zurückzugehen, dann laß sie zurückgehen.“
    „Ich habe nichts gegen die
Moabiterin, Noëmi. Ich spreche nur als Freund zu dir.“
    „Der beste Freund, den ich in
der ganzen Welt besitze“, sagte sie leise, „ist Ruth, meine Tochter.“
    Boas zuckte die Achseln. „Wir
wollen uns nicht streiten, denn ich bin ein naher Verwandter, und dein Sohn
rettete mir das Leben. Aber ich kann einer Moabiterin nicht trauen, nach allem,
was ich von ihrem Volk weiß.“
    Noëmi sah ihn lange an, bevor
sie sprach. „Man sagt, du kannst keiner Frau vertrauen, seit deine Frau dich
betrogen hat.“
    Boas erbleichte. Er drehte sich
auf dem Absatz um und ging weg. Aber schon nach wenigen Schritten kam er
zurück. „Ich möchte dich nicht ohne Obdach lassen, Noëmi“, sagte er. „Erinnerst
du dich an die kleine Behausung in der Stadtmauer, nahe der alten Weinkelter?“
    „Ja.“
    „Es soll dein Haus sein,
solange ihr es wünscht, du und die Moabiterin. Aber ich hätte eigentlich
gedacht, daß du schon genug durch die Moabiter gelitten hast.“
    „Ich habe durch viele gelitten,
Boas“, sagte Noëmi leise. „Am meisten vielleicht durch mich selbst, geradeso
wie du. Aber Ruth und ich danken dir für das Haus.“
     
    Die Ährenleserinnen redeten
unaufhörlich, während sie den Schnittern folgten und die Ähren, die auf den
Boden fielen, bevor sie zu Bündeln zusammengebunden wurden, in ihre Schürzen
sammelten. Ruth arbeitete, ohne zu sprechen, weil sie sich als Außenseiterin
fühlte und weil Zelda sie in den seltenen Augenblicken, in denen sie etwas
sagte, bösartig anfuhr. Rachel, die zwischen ihrer Sympathie zu Ruth und der
Bindung an die anderen Frauen hin- und hergerissen war, versuchte, es Ruth so
leicht wie möglich zu machen. Aber es war vergebliche Mühe, und schließlich
sagte Ruth: „Geh und sammle mit deinen Freundinnen, Rachel. Sie werden dich nur
hassen, wenn du dich um mich kümmerst.“
    Rachel entfernte sich,
sichtlich froh darüber, von dem befreit zu sein, was sie als ihre Pflicht
angesehen hatte. Als sich das israelitische Mädchen den anderen Frauen näherte,
hörte Ruth, wie Zelda sie ärgerlich fragte: „Warum einen Feind mit uns Ähren
lesen lassen? Wer weiß, ob sie nicht unser Wasser vergiftet und uns alle um
bringt?“
    „Still, Zelda“, warnte

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