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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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auf
Ruth zu, die Gerstenähren auflas, während Elkan bei den Pferden blieb und mit
Joseph sprach.
    Ruth sah nicht auf, als Boas über
das Feld auf sie zukam, aber sie wußte, daß er sich ihr näherte. „Warum hast du
mir heute morgen nicht gesagt, wer du bist, Ruth?“ fragte er unvermittelt.
    Sie richtete sich auf und
schwankte ein wenig vor Müdigkeit. Aber als er seine Hand ausstreckte, um sie
zu stützen, trat sie zurück.
    „Vielleicht weil ich zu stolz
war, dich wissen zu lassen, daß ich zum Ährenlesen in deine Felder gegangen
bin“, gestand sie. „Außerdem weiß ich, wie du die Moabiter haßt.“
    „Jede Witwe hat das Recht,
hinter meinen Schnittern Ähren aufzulesen“, sagte er ein wenig schroff. „Warum
setzt du die Arbeit fort, wenn du so stolz bist?“
    Sie lächelte matt. „Der Hunger
nimmt wenig Rücksicht auf den Stolz. Und ich kann nicht nur an mich selbst
denken.“
    „Komm herüber und setz dich auf
diesen Stein.“ Er nahm sie beim Arm. „Ich war erschüttert, als mir Noëmi heute
erzählte, daß Kiljon und Machlon tot seien. An dem Abend, als ich Heschbon
verließ, sagtest du mir, daß sie beide zu Hause in Sicherheit wären.“
    „Sie versuchten, die Soldaten
aufzuhalten, die hinter dir her waren.“
    „Also haben sie sich selbst
geopfert, damit ich entkommen konnte?“
    „Ich glaube, Machlon wollte es
so. Auf diese Weise konnte er für das bezahlen, was er getan hatte, indem er
Schwerter für Hedak schmiedete.“
    „Ich wünschte dennoch, es hätte
mich getroffen und nicht sie. Warum bist du nicht zu deinen Leuten bei den
edomitischen Stämmen zurückgekehrt, Ruth?“
    „Noëmi wollte zurück nach
Betlehem gehen.“
    „Und du bist aus eigenem Willen
mit ihr gegangen?“
    „Ja*
    „Warum hast du das getan,
Ruth?“
    Sie sah hinunter auf ihre Füße
und die Sandalen, die, obwohl sie sie erst vor wenigen Tagen gekauft hatte,
durch die Gerstenstoppeln schon an manchen Stellen durchgescheuert waren. „Mein
Mann war Noëmis Sohn. Ich liebe ihn, und ich liebe sie.“
    „Machlon ist seit vielen
Monaten tot.“
    „Er ist weder in meinen
Gedanken noch in meiner Erinnerung tot“, sagte sie schlicht. Boas streckte
seine Fland aus, als ob er sie berühren wollte. Dann zog er sie zurück, bevor
sie die Geste bemerken konnte. „Hast du ihn denn so sehr geliebt?“
    „Alles, was ich glaube“, sagte
Ruth mit tiefer Aufrichtigkeit, „alles Gute, das ich kennengelernt habe, habe
ich Machlon zu verdanken.“ Ihre Augen trafen die seinen und hielten sie fest.
„Er war sehr stolz auf dich, Boas. Er glaubte sogar, daß du von Gott auserwählt
seist, um Israel von der Bedrohung durch Hedak zu befreien.“
    Boas sah sie überrascht an. „Du
bist nicht als Israelitin aufgewachsen. Wie kommt es, daß du soviel über
unseren Gott weißt?“
    „Machlon lehrte es mich.“
    „Hast du gelernt, daß der Herr
streng und gerecht ist?“
    „Ja.“
    „Und daß er uns die Gesetze
gegeben hat und uns straft, wenn wir seine Gebote brechen?“
    „Ja“, sagte sie. „Machlon
lehrte mich außerdem, daß der Herr einmal gesagt hat: ,Einen Fremdling darfst
du nicht bedrücken. Ihr wißt ja, wie es einem Fremdling zumute ist, da ihr
selbst Fremdlinge in Ägypten wart.’“
    „Das hatte ich vergessen“,
gestand Boas. „Und du hast all dies in Moab gelernt?“
    „Ja.“
    „Dann mußt du in der Tat
Machlon sehr geliebt haben.“
    Ruth lächelte, und Boas war
erneut verblüfft über ihre Schönheit. „Ja“, sagte sie mit Nachdruck. „Er füllt
noch jetzt mein ganzes Leben aus.“
    Boas betrachtete sie lange. Ungläubigkeit,
Bewunderung und fast so etwas wie Neid spiegelten sich in seinem Gesicht, dann
wandte er sich plötzlich ab. „Lies Ähren, wo du willst“, sagte er barsch und
schritt über das Feld auf Joseph und Elkan zu.
    Ruth blieb stehen und sah ihm
nach. Die plötzliche Schroffheit seiner Stimme hatte sie überrascht und
verletzt, aber in ihren Augen lag ein Schimmer von Mitleid und Besorgnis, denn
sie spürte, daß er noch immer ein tief bekümmerter Mann war, und nicht nur
wegen der Gefahr für Juda.
    Joseph grinste, als Boas zu ihm
und dem Aufseher zurückkam. Aber als er die düstere Miene seines Freundes sah,
wurde er ernst.
    „Zelda und die Frauen werden
versuchen, die Moabiterin zu kränken“, sagte Boas zu dem Aufseher. „Laß sie
deshalb nicht zu lange aus deiner Sicht.“
    „Es wäre ruhiger hier, wenn ich
sie auf ein anderes Feld schickte“, schlug Elkan vor.
    „Sie darf

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