Ryan Hunter - This Girl Is Mine
zweimal die Woche mit ihr spielen könnte. Körperkontakt beim Fußball war ja nichts Ungewöhnliches und ich hatte schon eine gute Vorstellung davon, wie ich dies zu meinem persönlichen Vorteil ausnutzen könnte.
Wenig begeistert, dafür aber umso überraschter sah sie mich an, so als hätte ich heute zum ersten Mal ihre Sprache gesprochen. Das konnte allerdings auch daher kommen, dass dies wohl der längste Satz war, den ich bisher in einem Atemzug zu ihr gesagt hatte. Ich hatte es immer als einfacher empfunden, ihr zu widerstehen, wenn ich nicht mit ihr sprach.
„Liz und Fußball?“ Tony lachte neben ihr. „Da könntest du genauso gut versuchen, einen Elefanten dazu zu überreden, Tango zu tanzen. Nicht wahr, Liz?“
Ach du Scheiße. Konnte mein Kumpel wirklich so taktlos sein? Ich hatte Tony noch nie in einem derart verletzenden Ton mit Liza reden gehört. Als sie sich zu ihm wandte, war da eine ganze Menge Leid in ihrem Blick, doch außer mir schien es niemand zu bemerken.
Und dann geschah das Undenkbare. Cloey öffnete den Mund und ich wusste sofort, es würde nichts Nettes rauskommen.
„Der Elefant trifft es genau.“
Und da war es auch schon. Kurz, beißend und einfach nur Cloey-like. Sie musste sich ziemlich bedroht fühlen von Liza, ansonsten hätte sie sich wohl nicht zu solchen Gemeinheiten verleiten lassen, um damit ihr Territorium um Tony abzustecken. Irgendwo, ganz tief drinnen, war ich sogar beeindruckt. Es hatte tatsächlich den Anschein, als würde Cloey ernsthaft etwas für diesen Burschen empfinden.
Und dieser Bursche war gerade mit Pauken und Trompeten durch den Freundschaftstest gerasselt. Er verteidigte Liza mit keinem Wort gegen Cloeys Beleidigung, und das – ob er nun mit Cloey zusammen war oder nicht – war unter jedem Niveau. Ich war gespannt, wie Liza darauf reagieren würde.
„Ich habe in der neunten Klasse mal versucht, mein Essen wieder auszukotzen, aber das ist wohl eher dein Ding als meins“, war ihre Antwort für Summers. Und eine verdammt gute noch dazu. Dieses Mädchen war gar nicht so schüchtern und still, wie sie jeden glauben ließ.
Ich musste lachen, doch offenbar war ich der Einzige, der es wagte. Der Rest war verblüffend still und versuchte sich aus der Schusslinie zu ziehen.
Cloey runzelte die Stirn. „Hast du mich gerade beleidigt?“
Ja, Summers, das hat sie! Ich konnte gut verstehen, dass Cloey leicht schockiert war. Genauso wenig wie ich war sie es gewohnt, von jemandem blöd angemacht zu werden. Ich war mir sicher, dass sie das gerade eben tiefer getroffen hatte, als sie jemals zugeben würde.
Liza schien mehr als erleichtert zu sein, als Tony kurze Zeit später eine SMS erhielt und sie fragte, ob sie noch hier bleiben oder lieber mit zu ihm nach Hause kommen wollte. Noch nie zuvor hatte ich gesehen, dass jemand ein fast volles Glas Cola so schnell runter schüttete wie Liza gerade, während sie von ihrem Stuhl aufstand.
„Ich bin fertig“, verkündete sie und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
Tony schüttelte erst den Kopf, dann blickte er unbehaglich in meine Richtung und zuckte mit den Schultern.
Als die beiden um den Tisch kamen, rief Cloey hinter Mitchell her: „Wir sehen uns morgen, Anthony.“
Den Blick krampfhaft auf den Boden gerichtet, knirschte Liza mit den Zähnen. In diesem Moment wollte ich lieber nicht in ihrer Haut stecken. Obwohl, wenn man es genau nahm, war es in den vergangenen Jahren schon schwer genug gewesen, in meiner eigenen Haut zu stecken, wenn es um sie ging. Vielleicht war das Blatt ja gerade dabei sich zu wenden, auch wenn es mich traurig machte, Liza so zerknirscht zu sehen.
Als sie an mir vorbei stapfte, wurde mir klar, dass dies womöglich meine einzige Chance war. Wenn ich nicht zumindest mit etwas härteren Mitteln daran arbeiten würde, sie zu den Qualifikationen zu locken, würde ich mich heute Abend mit Sicherheit dafür hassen. Vielleicht konnte ich ihr zeigen, dass Fußball nicht so übel war, wie sie dachte, und wenn sie erst in meinem Team war ... tja, ziemlich genaue Vorstellungen davon, was ich dann mit ihr machen würde, spielten sich gerade in meinem Kopf ab.
Ich verlor beinahe die Kontrolle über mich und hätte fast nach ihrer Hand gegriffen, um sie aufzuhalten. Sie durfte jetzt nicht einfach abhauen. Aber ich konnte mich gerade noch rechtzeitig beherrschen und ließ meine Finger über meinem Bauch verschränkt, anstatt nach ihr zu greifen, als ich herausfordernd fragte:
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