Ryan Hunter - This Girl Is Mine
höchstens halbiert. Es war unglaublich, wie viele Mädchen an unserer Schule tatsächlich Fußball spielen wollten, und plötzlich fragte ich mich, ob das vielleicht in irgendeiner Weise etwas mit uns Jungs zu tun hatte. Womöglich war es gar nicht der Sport, der sie anzog ...
„Fünfundvierzig, Higgins! Sechsundvierzig, Stevenson! Siebenundvierzig …“ Ich hob den Kopf, um zu sehen, wer als Nächstes kam, und blickte in das Gesicht des Mädchens, das bereits neunundneunzig Prozent meiner Gedanken dominierte. „Matthews.“
Kapitel 4
ES WAR SCHÖN zu sehen, dass Liza ausnahmsweise auch mal lächelte, wenn sie mich sah. Das hatte sie noch nie getan. Allerdings beruhte das ja auf Gegenseitigkeit, denn über einen flüchtigen Blick im Schulkorridor hinaus, hatten wir bisher nicht wirklich viel Augenkontakt gehabt. Es war wohl eine gute Idee, die Baseballmütze heute weg zu lassen. Ihr Blick wanderte unübersehbar nach oben zu meiner Chaosfrisur, doch sie senkte ihn blitzschnell und sah mir verlegen ins Gesicht, so als ob sie jemand beim Spionieren ertappt hätte. Es machte mir nichts aus. Wenn ihr gefiel, was sie sah, konnte sie mich meinetwegen den ganzen Tag anstarren und ausspionieren.
Ein zuversichtliches Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Ja, die Dinge würden sich von nun an radikal ändern.
„Viel Glück, Matthews.“ Ich gab ihr den Sticker mit ihrer Nummer und sie klebte ihn sich auf die linke Brust. Dann strich sie ihn auch noch glatt auf ihrem T-Shirt.
Ach du Scheiße, konnte sie das bitte lassen? Mein Blick blieb an dem Sticker und ihrer Brust hängen, während mir das Wasser im Mund zusammenlief und ich befürchtete, ich könnte kein Wort mehr sagen, ohne mich dabei voll zu sabbern.
Zu meinem Glück schenkte sie meiner momentanen Geistesschwäche keine weitere Aufmerksamkeit, sondern drehte sich zu Mitchell um. Ich bemühte mich, meine Haltung wieder zu finden und nickte Tony zur Begrüßung zu. Dann hustete ich, um den Kloß in meinem Hals los zu werden und rief dann ins allgemeine Gemurmel: „Alle mal herhören. Fürs Warm-up läuft erst einmal jeder drei Runden um das Feld.“
Nach ein wenig Proteststöhnen setzte sich die Menge in Bewegung. Susan verließ ihren Schreibtisch, um am Aufwärmen teilzunehmen und ich joggte zu ihr rüber, um ein Stück mit ihr zu laufen.
„Danke für deine Unterstützung“, sagte ich. „Das ist echt cool von dir.“
„Keine Ursache.“ Sie rang nach Luft, als wir die zweite Runde starteten. „Solange ich dafür einen Sonderstatus bei den Qualifikationstests habe, ist alles okay.“
Ich mochte ihren Sinn für Humor. Doch in Wirklichkeit hatte ich selbst schon darüber nachgedacht, sie ins Team zu holen, ob sie nun bei den Tests gut abschnitt oder nicht. Sie war witzig und passte perfekt zu uns Jungs.
„Mach dir darüber mal keine Sorgen, Miller. Solange du einen Ball mit dem Fuß treffen kannst, seh ich da kein Problem.“
Ich verließ kurz darauf ihre Seite und gesellte mich zu Alex und Frederickson, die bei dem kleinen Tisch saßen , und gemeinsam beobachteten wir, wie die ersten Mädels bereits nach Luft rangen.
„Mitchells Herzallerliebste wird zusammenbrechen, bevor sie die drei Runden überhaupt gelaufen ist“, sagte Frederickson.
Automatisch suchte ich die Menge nach Cloey ab, doch sie lief wie ein Profi. Aber natürlich, für jeden anderen war immer noch Liza Tonys Herzblatt. Im Moment kroch sie eher, als sie lief, und schnaubte wie eine Dampflock.
„Verdammt. Das ist gar nicht gut“, murmelte ich.
„Wieso? Was ist los“, wollte Alex wissen.
„Mitchell hat mich gestern gebeten, sie ins Team zu holen.“ Und das würde ich auch tun, selbst wenn es bedeuten würde, ich müsste sie die letzte Runde auf dem Rücken tragen.
„Tja, dann wirst du wohl besonders sanft zu der Kleinen sein müssen.“ Alex lachte und ließ mich mit Frederickson allein. Etwas sagte mir, dass sein kleiner Scherz eher auf meine Schwäche abzielte als auf Lizas.
Als die meisten Mädchen das Warm-up beendet hatten, startete ich den Qualifikationstest mit einem kleinen Torschusswettbewerb. Jede sollte zumindest ein Tor schießen. Wenn der erste Schuss ein Treffer war, gab es dafür drei Punkte. Null Punkte, wenn es ihr nach dem dritten Versuch immer noch nicht gelungen war, den Ball an Frederickson vorbeizubekommen. Natürlich strengte sich Frederickson nicht sonderlich an. Er brachte eher so um die fünfzehn Prozent seines tatsächlichen Könnens.
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