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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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saubere Kleidung und gute Manieren. Das Schrecklichste daran ist, daß Sie beinahe recht haben. Und ich bin keineswegs blind, ich sehe sehr wohl, daß Sie den Kindern etwas Neues geschenkt haben. Die Zwillinge sind immer vergnügte Kinder gewesen, das kommt daher, daß sie zu zweit sind, und die kleben ja zusammen wie Pech und Schwefel. Aber das Vertrauen, das die Kinder Ihnen entgegenbringen, das ist etwas Neues. Daß Bernt offener geworden ist, heiterer, das sehe ich auch. Er ist aber von Natur aus verschlossen und schwer zugänglich, das wissen Sie. Vielleicht war das für mich eine Enttäuschung - ich hatte schon frühzeitig das Gefühl, er brauchte mich nicht. Und die Zwillinge mit all ihrem Gekicher und Getuschel und ihren Zicken - ja, die sind gottlob so normal, wie zwei elfjährige Mädchen nur sein können, aber für einen erschöpften und überanstrengten Vater ist es nicht leicht, Verbindung mit ihnen zu bekommen. Können Sie nicht verstehen, daß ich an Hansemann Trost und einen gewissen Ausgleich fand? Er brauchte mich, er kam angerannt, wenn ich nach Hause kam. Er krabbelte auf meine Knie, er plapperte vertrauensvoll mit mir. Hansemann schenkte mir die - die Wärme, die ich wohl sehr entbehrt habe, ohne es selber so recht zu wissen.“ Ich nickte, sagte aber nichts.
    „Sehen Sie, allzuviel Sonne hatten wir nicht hier im Hause. Tante Julie ist ein prächtiger Mensch, und sie war mir eine einzigartige Hilfe, als sie nach dem Tod meiner Frau mir nichts dir nichts die Zügel ergriff. Aber ihr Wesen ist nicht eben sonnig zu nennen, darüber bin ich mir klar. Und viel Humor hat sie auch nicht. Sehen Sie, ich habe immer zuviel zu tun; ich bin immer müde, wenn ich nach Hause komme, oft habe ich ganz vertrackte Fälle in meiner Praxis, oft genug schwebe ich in riesiger Angst, daß ein Patient, den ich operiert habe, nicht durchkommen könnte - nun gut, ich kam also nach Hause, abgespannt und überarbeitet, und - gewiß, ich bekam immer pünktlich mein Essen, alles um mich herum war sauber und aufgeräumt - aber ich hatte nicht eine Menschenseele, mit der ich mich unterhalten konnte. Da war keiner, der mir ein harmloses Lächeln gönnte, keiner, der mir Wärme entgegenbrachte. Keiner - außer Hansemann. Sie haben so viel Talent, die Kinder zu verstehen, Beate. Würden Sie nicht im Namen der Gerechtigkeit mal versuchen, auch mich zu verstehen?“
    Der Petz war fertig. Ich hatte ihn still beiseite gelegt, während der Doktor sprach. Jetzt fühlte ich zu meinem Schrecken, daß meine Lippen zuckten.
    „Doch, Herr Doktor“, sagte ich. „Ich verstehe Sie, und ich habe Sie längst verstanden, lange bevor Sie selber etwas sagten. Aber eines ist mir dennoch ganz unverständlich: Wenn Sie wirklich Wärme brauchten, einen Kameraden brauchten, weshalb versuchen Sie nicht, Bernt näherzukommen?“
    Der Doktor runzelte die Stirn. Er warf den Zigarettenstummel in den Kamin und blieb vornübergeneigt sitzen und starrte in das Feuer.
    „Ja, da kommen Sie auf etwas zu sprechen, was mir seit langem schon als eine große Torheit erschienen ist, Beate. Als meine Frau starb, war Bernt acht Jahre alt. Also noch zu klein, um mir ein wirklicher Gefährte zu sein. Und schon damals war er ein komischer kleiner Kauz, er war einsilbig und wurschtelte stets für sich - und ich hatte nicht die Zeit, immer nachzufragen, was er vorhatte. Ich gebe zu, ich hätte mich viel mehr um Bernt kümmern müssen.“
    „Aber es ist noch nicht zu spät, Herr Doktor“, sagte ich. Da richtete er sich aus seiner vorgeneigten Haltung auf und lächelte mir zu.
    „Nein, Beate, es ist nicht zu spät. Gott sei Lob und Dank. Und wem habe ich es zu verdanken, daß ich jetzt mit meinem ältesten Sohn gut stehe? Wer schlug mir vor, daß Bernt mir bei meiner Quartalsabrechnung helfen sollte? Wer hat mich daran gehindert, die kleinen Keime des Vertrauens und der Kameradschaft heute wieder zu zerstören? Kleine Beate, Sie sind vielleicht nichts weiter als ein ganz alltägliches und gesundes junges Mädchen - aber Sie sind ein heiteres junges Mädchen, und Sie sind zu Hause in einer Atmosphäre von Geborgenheit und Sonnenschein aufgewachsen -und den Sonnenschein haben Sie hier in dies Haus mitgebracht. Das mußte ich Ihnen sagen, und ich mußte es heute sagen, bevor dieser aufregende Tag zu Ende geht.“ Der Doktor stand auf. Er nahm den Bären in die Hand, sah ihn sich lächelnd an.
    „Das schlimmste ist - nun bekomme ich sicherlich die Ehre, den Teddy gesund

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