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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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dreien dann Sprudel bekommt anstelle von Alkohol.“
    Katrin lächelte. „Ich fahre natürlich. Ich möchte lieber fahren als Wein trinken.“
    „Ein Segen!“ lachte Andreas. „Es wäre ja trostlos, wenn ich meiner Verlobten mit Sprudel oder Limonade zutrinken müßte.“
    Katrin kam aus dem Staunen nicht heraus. Das gute Essen wurde so hübsch angerichtet, mit Zitronenscheiben, mit Petersilienbüscheln und Tomatenbooten - es war alles sehr verführerisch. Und wieder wanderten ihre Gedanken zu ihrem eigenen Expreßhaushalt...
    Es wurden Reden gehalten, und Katrin hörte, wie so viel Gutes über Anja gesagt wurde... und dann über Andreas, der ein feiner Kerl und guter Kamerad sei, von großem Wissen und so tüchtig. Nie hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, ob der Bruder ein großes Wissen habe, sie wußte nichts über seine Arbeit in der Bank, sie wußte nur, daß er ein guter Bruder war.
    Sie fühlte sich fremd zwischen all diesen Menschen, fremd sogar ihren nächsten Angehörigen gegenüber. Da begegnete sie Frau Rywigs Augen. Frau Rywig, die ihr gerade gegenübersaß, lächelte und hob ihr Glas.
    „Wohlsein, Katrin“, sagte sie leise. „Trinken wir auf unser gemeinsames Vorhaben.“
    Da fühlte sich Katrin sicherer. Hier war ein Mensch, mit dem sie etwas gemeinsam hatte, ein Mensch, der ihr ein so gutes Gefühl von Geborgenheit gab.
    Im Laufe des Abends ging Frau Rywig in Anjas Zimmer, um sich ein wenig frisch zu machen. Lena sah es und ging hinterdrein, um Frau Rywig zu danken und ihr zu sagen, wie viel sie ihnen allen bereits geholfen habe, weil sie Katrin helfe.
    „Sie müssen sich aber darauf gefaßt machen, daß Sie einen kleinen Wildfang in Ihr Haus bekommen“, sagte sie. „Es geht mir etwas gegen den Strich, es zu sagen, aber Katrin ist leider wild aufgewachsen - es war für meine Brüder nicht einfach, wissen Sie -und ich wohne weit fort und habe kleine Kinder und keine Hilfe.“ „Das ist mir doch völlig klar“, sagte Beate Rywig mit ihrer fröhlichen, sicheren Stimme. „Wissen Sie, mir gefällt Ihre kleine Schwester, und vor allen Dingen - ich habe - ich habe -“, Beate Rywig lächelte beinahe ein wenig verlegen, „ich habe einfach große Lust, gut zu ihr zu sein.“ Lena nickte. „Wir haben es sicher alle - der Unterschied ist nur der, daß Sie etwas tun, Frau Rywig - wir anderen lassen es bei der guten Absicht bewenden. Und nun möchte ich Ihnen meinen allerherzlichsten Dank aussprechen - und sollten sich irgendwelche Probleme melden, dann seien Sie so gut und schreiben Sie mir - hier haben Sie meine Adresse.“
    Katrin hatte geholfen, den Tisch abzuräumen. Jetzt stand sie mit einer Schale voller Begonien in den Händen, und Anja ging zu ihr hin.
    „Gefallen sie dir?“ fragte sie.
    „Ja, die sind wunderhübsch - so üppig und frisch.“
    „Nicht wahr? Und weißt du, daß ich eigentlich dir diese Tischdekoration verdanke?“
    „Mir? Wieso?“
    „Nun ja, ich mußte immerzu daran denken, was du mal gesagt hattest, daß wir eine Blume töten, wenn wir sie pflücken. Und weißt du, das hat sich so in mir festgesetzt, daß ich jetzt am liebsten nur Topfpflanzen kaufe. Ich dachte mir, wir können diese in Eschenheim im Garten einpflanzen. Was meinst du dazu?“
    „Ja, vielleicht in das Beet vor dem Schlafzimmerfenster.“
    „Und, Katrin, ich verspreche dir, daß ich auf deine Rosen sehr aufpassen werde, um die darfst du dir keine Sorgen machen. Ich werde nie auch nur eine einzige abschneiden, das verspreche ich.“
    Da wandte Katrin sich zur Schwägerin um, und zum erstenmal leuchtete Anja ein echtes Lächeln entgegen - ein aufrichtiges und warmes Lächeln. „Das ist mordsanständig von dir, Anja“, sagte Katrin. Es war die größte Anerkennung, die Katrin spenden konnte.

Neue Menschen, neue Aufgaben
    Katrin lag in ihrem Bett im Schlafwagen. Es war für sie ganz etwas Ungewohntes, im selben Räume mit anderen zu schlafen und noch dazu in einem so winzigkleinen Raum. Das Atmen und ein schwaches Schnarchen von den beiden Mitpassagieren hielten sie wach.
    Aber im übrigen hätte sie auch kaum schlafen können, wenn sie allein im Abteil gewesen wäre. Denn die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum, es war alles zu neu und aufregend. Morgen früh würde sie in Oslo sein, morgen würde sie die Familie Rywig kennenlernen - morgen würde ihr neues Dasein seinen Anfang nehmen.
    Der Tag heute war furchtbar anstrengend gewesen, ein seltsamer Tag, feierlich und wehmütig und erfreulich

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