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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Nötigste.“
    Sie gingen eine sonnenbeglänzte Villenstraße entlang, mit kleinen Einzelhäusern auf beiden Seiten, und machten vor einer roten Backsteinvilla halt.
    „Da wären wir“, sagte Frau Rywig. „Sieh nur, Katrin, wie unsere Rosen dich willkommen heißen.“
    Zu beiden Seiten der Haustür leuchteten Katrin dunkelrote und hellrosa und gelbe Rosen entgegen.
    „Wie hübsch!“ sagte Katrin. Mehr sagte sie nicht. Denn sie hatte keinen solchen Wortschatz zur Verfügung wie Senta und alle anderen in der gescheiten Familie Rywig.
    Katrin befand sich allein in dem Zimmer, das sie mit Senta teilen sollte. Es war geräumig und hell. An jeder Längswand stand ein Bett, weißlackiert und einladend. Und hier standen ferner zwei Kommoden, zwei Nachttische, zwei Schuhborde und ein großer zweiteiliger Schrank. Der eine Teil war ganz leergeräumt. Alles glänzte und blitzte vor Sauberkeit.
    „Ich muß jetzt ein bißchen was tun“, hatte Senta erklärt. „Beatemutti bohnert schon das Eßzimmer, daß es nur so raucht! Vielleicht packst du jetzt erst den Koffer aus, den du mithattest, dann ist der weg, bis der große kommt?“
    „Ja, tu’ ich.“
    Senta zeigte ihr in aller Eile Schrank und Schubladen und verschwand pfeifend in die Küche, wo das Geschirr vom Morgenkaffee auf sie wartete.
    Katrin begann auszupacken.
    Zuoberst im Koffer lagen die Bilder von ihren Eltern und den beiden Brüdern. Sie wurden auf den Nachttisch gestellt. Die Unterwäsche kam in die Schubladen, die Kleider in den Schrank, der Nachtanzug aufs Bett - dann hatte sie nur noch ein Paar Schuhe und einige Toilettengegenstände in dem kleinen Koffer, das war alles.
    Sie schaute sich im Zimmer um. Wahrhaftig, da standen auch zwei kleine Schreibtische, es war ein richtiges Zwillingszimmer.
    Dort war Sentas Bücherregal. Katrin stellte sich davor und sah es sich an. Eine lange Reihe Jungmädchenbücher. Einige Reisebeschreibungen. Ein paar sehr schöne Tierbücher. Und dann eine lange Reihe Schulbücher. Katrin nahm das erstbeste aus dem Regal.
    Es war ein Lehrbuch über Arithmetik und es enthielt Formeln und seltsame Zeichen und x und y anstelle von Ziffern.
    Ein englisches Lehrbuch. Das war nicht ganz so unbegreiflich, sie hatte ja selbst Englisch in der Schule gehabt.
    Deutsche Grammatik. Geschichte. Geometrie. Geografie. Norwegische Literaturgeschichte.
    Dies alles hatte Senta gelernt. Und Bernt hatte sein Abitur gemacht und studierte Medizin. Dr. Rywig war Arzt, Chirurg, Dr. med.
    Sie selbst aber? Was konnte sie? Blumen pflegen, Auto fahren, segeln und schwimmen. Ganz einfache Hausmannskost zubereiten.
    Was waren es für Worte gewesen, die Senta gebraucht hatte? Exklusiv. „Jetzt brechen große Zeiten an“, - es klang irgendwie so erwachsen. Senta glitten die Worte so leicht über die Lippen, genauso wie Anja, wenn die sprach, und Frau Rywig. Sie merkten selber gar nicht, wenn sie ausgefallene Wörter gebrauchten. Sie selbst aber - sie hatte nie für etwas anderes Verwendung gehabt als für die einfachen Sätze, die sie täglich mit den Brüdern, dem Kaufmann, den Nachbarn oder Klaus und Albert wechselte.
    Wieder wanderte der Blick über die Reihe der Schulbücher. Und wieder holte sie eins aus dem Regal. Sie schlug es irgendwo auf, blätterte ein wenig, und dann setzte sie sich auf die Bettkante und blätterte zum Anfang zurück. So fand Senta sie, als sie heraufkam.
    „Nun schlag einer lang hin, schmökerst du in der Grammatik?“ lachte sie. „Sind es die alten Schulbücher, mit denen du es dir gemütlich machst? Uff, ich kann die einfach nicht mehr sehen, ich wollte sie immer schon auf den Boden bringen.“
    „Ach bitte, Senta, tu das vorläufig nicht“, sagte Katrin.
    „Es macht sehr viel Spaß, da mal hineinzuschauen.“
    „Viel Vergnügen, schau du nur“, sagte Senta. „Ich bin heilfroh, daß ich es nicht mehr zu tun brauche.“
    „Du kannst auch froh sein“, sagte Katrin. „Du weißt so viel - und ihr seid alle miteinander so gescheit - und ich - ich bin so dumm.“ Katrins Stimme zitterte verdächtig.
    „Was redest du da für Unsinn, Katrin? Du mit deinem Autofahren und was weiß ich alles - und im übrigen komme ich gerade, um dich zu fragen, ob du Kraft genug hast, schon kopfüber in dein neues Amt hineinzuspringen?“
    „Ja, gewiß doch, was soll ich tun?“
    „Ich hatte vergessen, daß heute der Fischmann kommt - und ich stehe mit allen Fischen auf Kriegsfuß. Wenn du also bitte...“
    Katrin strahlte auf. „Ich

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