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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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kein Dänisch und Norwegisch erst recht nicht. Nun sagen Sie bloß: Wie kommen zwei junge Norwegerinnen dazu, allein nach Nairobi zu fliegen? Erlauben das die strengen Eltern?“
    „Ja, mit Mühe und Not ging es. Unser armer Vater hat ein Vermögen in Ferngesprächen mit dem Reiseunternehmen angelegt! Wir dürfen es, weil es eine Gruppenreise ist, und weil wir unser Ehrenwort gegeben haben, immer artig auf den Reiseleiter zu hören und nicht aus dem Auto zu steigen, um einen Löwen in der Serengeti zu streicheln!“
    „Sie wollen auch in die Serengeti? Dann werden wir uns gegenseitig nicht so leicht los! Edda“ - er wandte sich zu seiner Frau, und jetzt sprach er deutsch: „Diese beiden jungen Norwegerinnen fahren auch in die Serengeti.“
    „Um die Tiger zu sehen?“ lachte die Frau. Sie hatte sich auch über die erstaunlichen zoologischen Begriffe der Tütenbeladenen amüsiert. „Dann können wir uns ja eigentlich gleich vorstellen! Wir heißen Dieters, mein Mann ist Maler.“
    „Und meine Frau ist Schriftstellerin“, ergänzte Herr Dieters. „Sie schreibt Bücher für solche kleine Mädchen, wie Sie es sind.“
    Wir sagten unsere Namen.
    „Wir sind Zwillinge“, fügte Senta aufklärend hinzu.
    „Ach nein, was Sie nicht sagen! Das wäre uns überhaupt nicht aufgefallen!“
    Senta lachte laut.
    „Sie sind genauso ein Neckonkel wie unser Papa! Aber ich werde Ihnen etwas anvertrauen, Herr Dieters, sagen Sie es bloß keinem Menschen: Ich bin nämlich gar nicht ich! Ich bin meine Schwester!“ „Wer sagte hier etwas von Necken? Sie sprechen übrigens sehr gut deutsch!“
    „Ja, ich war zwei Jahre in Deutschland. Und Sonja spricht gut englisch.“
    „Fein! Wir engagieren Fräulein Sonja als Dolmetscherin. Mit dem Englischen steht es nicht so gut bei uns...“
    „Flug SD 683 Abflug nach Nairobi, die Passagiere werden gebeten, sich nach Ausgang 18 zu begeben.“
    Die Leute strömten Richtung Ausgang. Wir wollten mitströmen, aber Herr Dieters hielt uns zurück.
    „Warten Sie bloß! Wer zuerst ins Zubringerauto kommt, steigt zuletzt aus! Die letzten in der Autoschlange werden die ersten in der Flugzeugschlange und können die Plätze wählen!“
    Herr Dieters behielt recht. Nur ganz wenige Personen waren vor uns, als wir hochklopfenden Herzens die lange Treppe zum silbergrauen Flugzeug mit dem Wort „Südflug“ in blauen Buchstaben hochstiegen.
    „Hier... noch etwas weiter!“ sagte Herr Dieters. „Hier haben Sie freien Blick. Wir setzen uns direkt davor, dann können Sie uns ein bißchen in den Rücken schubsen, wenn Sie etwas fragen wollen! Herrje, was ist da los?“
    Hinter uns war ein Knoten in der Menschenschlange entstanden. Zwei Stewardessen hatten ihre liebe Not, ihn auseinanderzukriegen. Es war die Tigerdame die die ganze schmale Passage mit ihren Siebensachen ausfüllte. Da platzte ihr obendrein ein Papierbeutel, Puderdose, Zahncremetube und alle übrigen Flughafen-Parfümerie Einkäufe lagen verstreut in der Gegend.
    Ich lehnte mich zurück auf dem Sitz. Was die Tigerdame sagte und tat, ging mich nichts an. Hoffentlich fuhr sie nicht nach Mombasa wie wir. Jedenfalls nicht in dasselbe Hotel - hoffentlich!
    Senta drückte meine Hand. „Sonnielein - es ist soweit!“
    „Ja, Senta. Genießen wir es! Genießen wir jede Sekunde! Wir sind ein paar Glückspilze, Senta.“
    Eine freundliche Stewardeß sagte: „Bitte anschnallen.“ Als trainierte Flughasen mit der Erfahrung vom gleichen Vormittag hatten wir es schon getan.
    Hinter uns schimpfte Frau Tiger - sie hatte schon ihren Namen weg und behielt ihn die ganze Zeit. Dies sei doch eine Unverschämtheit, diese Enge hier, das hätte man im Reiseprospekt erwähnen müssen. Wie sollte sie ihre Sachen unterbringen?
    Die engelsgeduldigen Stewardessen halfen ihr, möglichst viel unter dem Sitz und auf dem Hutbord zu verstauen. Endlich war Ruhe dahinten.
    Mir war unfaßbar, wie jemand grade jetzt schimpfen konnte. Hatten denn die anderen Fluggäste kein Herzklopfen? Empfanden sie es nicht als ein Märchen, als einen Meilenstein im Leben, daß sie in wenigen Stunden von einem Erdteil in einen anderen gebracht werden sollten? Wenn sie auch nicht alle so Serengetibesessen waren wie ich, mußte doch ihr Herz klopfen bei dem Gedanken, daß sie in vier, fünf Stunden Afrikas Erde unter den Füßen haben würden! Ja, denn in gut vier Stunden sollten wir in Kairo zwischenlanden.
    Dachten sie sich gar nichts dabei, daß wir den Äquator überfliegen würden?

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