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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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neun Jahren auch so einen „apres-Backen-Kaffee“ gehabt, nachdem wir Kinder ins Bett geschickt worden waren.
    „Wenn man euch ansieht“, sagte Senta und guckte sich unsere Eltern an, „dann könnte man glauben, daß ihr die Jungen und eben Verlobten seid! Paps, ich habe dich sehr in Verdacht, daß du genauso verliebt bist wie vor neun Jahren!“
    „Sehe ich denn nicht auch so aus?“ fragte Beatemutti.
    „Und ob! Aber dich kennen wir nicht anders. Du warst immer verliebt in Papa!“
    Senta lachte.
    „Paps, erinnerst du dich noch an die Ohrfeige?“
    „Es ist nicht fein von dir, mich daran zu erinnern. Ich habe mich doch dafür entschuldigt!“
    Ich mußte Heiko erklären, was für eine Bewandtnis es mit der Ohrfeige hatte. Damals, als Beatemutti noch Wirtschafterin bei uns war, hatte sie einen Verehrer, der ihr allerdings nichts bedeutete, aber Senta und ich haben sie immer mit ihm aufgezogen. Und als Senta zum x-ten Mal damit anfing, wurde Papa so wütend, daß er ihr eine gesalzene Ohrfeige knallte. Aus lauter Eifersucht! Und weil er nicht diesen Verehrer zu fassen bekam.
    So kamen wir auf unsere Kindheitserinnerungen zu sprechen. Senta, Papa, Bernt und ich führten es wirklich durch, deutsch zu sprechen, und was zwischendurch auf norwegisch gesagt wurde, übersetzte ich schnell.
    Heiko horchte, lächelte, amüsierte sich und war offensichtlich sehr interessiert.
    „So lerne ich dich richtig kennen, mein Mädchen“, sagte er. „Ich möchte alles über deine Kindheit wissen - “
    „Um Gottes willen!“ rief Papa. „Dann fährst du mit dem nächsten Schiff zurück, lieber Schwiegersohn! Bevor Heiko noch mehr zu wissen bekommt, schlage ich vor, daß wir für heut Schluß machen. Unsere beiden Weitgereisten sehen ziemlich käsig aus.“
    Als ich Heiko den Gute-Nacht-Kuß gab, flüsterte er:
    „Sonnie, wenn du wüßtest, was dieser Tag für mich bedeutet! Im Sommer, als ich die paar Tage hier verbrachte, war alles so gehetzt, jetzt habe ich aber das Gefühl, daß ich sowohl dich als auch deine wunderbare Familie so richtig kennengelernt habe. Was hast du für ein reizendes Elternhaus, mein Liebling!“
    „Und doch werde ich es verlassen - deinetwegen“, flüsterte ich
    zurück.
    „Denk dir bloß, welche Aufgabe wir beide vor uns haben“, sagte Heiko. „Ein Zuhause zu schaffen, das so fröhlich und harmonisch ist wie dieses Haus!“
    „Dabei ist das ganze Geheimnis, daß unser Heim auf einem sehr soliden Grund gebaut ist“, sagte ich. „Nämlich ganz einfach: auf Liebe!“
    „Wenn es so ist“, flüsterte Heiko, „dann schaffen wir es. Du und ich. Denn die Grundlage haben wir schon. Nicht wahr, Sonniemädchen?“
    So. Da hatten wir den Skandal!
    Daß Senta nach der Reise müde war und Schlaf brauchte, war klar. Aber daß ich an diesem Morgen verschlafen würde! Nun ja, Senta und ich hatten bis tief in die Nacht geplaudert, und ich hatte ja auch viel zu tun gehabt den ganzen Tag - aber trotzdem! Ich traute meinen eigenen Augen nicht, als ich aufwachte und entdeckte, daß der kleine Zeiger des Weckers auf neun stand!
    So schnell habe ich mich noch nie gewaschen und angezogen. Ich raste in die Küche.
    Dort fand ich Beatemutti und Heiko vor. Erstere brühte Kaffee auf, letzterer war beim Brotschneiden. Beide sahen strahlend vergnügt aus.
    „Na, ihr seid mir ein paar - warum habt ihr mich nicht geweckt? Und wo sind die anderen?“
    „In ihren Betten. Abgesehen von deinem armen geplagten Vater, der schon um acht losfuhr.“
    „Warum stehst du denn so früh auf, Heiko - aua, du alter Igel, du hast dich nicht rasiert!“
    „Nein, aber jetzt laufe ich rauf und tue es. Waschen muß ich mich auch, habe nur hier unten eine Katzenwäsche gemacht, ich wollte nicht so früh ins Bad und euch alle stören.“
    „Na, habt ihr es gemütlich gehabt?“ fragte ich, als Heiko verschwunden war.
    „Und ob! Heiko und ich verstehen uns sehr gut. Er hat mir viel von seinem Elternhaus erzählt, und ich kannte das alles so gut wieder, es war ja auch so bei uns in Tjeldsund.“
    „Was meinst du mit ,so’?“
    „Ja, eben so - so, wie wir es hatten! Dieses stille, zufriedene Dasein in aller Bescheidenheit, die Genügsamkeit, das knappe Geld, alles, worauf wir verzichten mußten - und worauf wir verzichten konnten, weil wir es von unseren Eltern gelernt hatten. Ach, Kind, das kannst du nicht verstehen, du bist in anderen Verhältnissen groß geworden - “
    „Aber ich muß es verstehen lernen, Mutti. Wenn ich Heiko

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