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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hast du nun gehabt, Heiko?“
    „Pakete ausgefahren bei der Post und sie anschließend raufgetragen. Ich bin zusammengerechnet etwa sechsmal auf den Mount Everest geklettert - aber es war sehr schön, wenn die Empfänger im fünften Stock wohnten - in alten Häusern ohne Aufzug - und wenn die Pakete sehr schwer waren. Ich kam bald dahinter, daß Stufenzahl mal Kilozahl als Resultat Trinkgeldhöhe haben!“
    Ich legte ihm die Arme um den Hals.
    „Heiko, ich bewundere dich!“
    Er lachte und drückte mich fest an sich.
    „Du Dummerle! Von wegen bewundern! Dabei habe ich es dir zu verdanken, daß ich mein Examen geschafft habe, daß ich Geld verdient habe, daß es mit meiner Doktorarbeit vorwärtsgeht - nur dir, Sonnieschatz!“
    „Mir? Du spinnst wohl!“
    „Gar nicht! Wenn ich nachts über meinen Büchern saß, wenn die Pakete verdammt schwer zu tragen waren, wenn ich das große Paketauto durch Schneematsch fuhr - ja, das kam auch vor - , dann dachte ich immer: nur durchhalten, Heiko, vorwärts, vorwärts! Jede gelernte Seite, jede verdiente Mark bringt dich näher ans Ziel. Und du bist doch mein Ziel, Sonnie!“
    „Aber das Ziel hast du doch erreicht, Heiko! Mir ist es doch so, als ob ich an einem Frühlingsmorgen in Seronera - “
    „Gut, dann kann ich es genauer sagen: Dich zu heiraten, und das so bald wie möglich, das ist augenblicklich mein Ziel!“
    „Und Afrika?“
    „Ist Ziel Nummer zwei. Es wäre aber so schön, wenn wir gemeinsam für dieses Ziel arbeiten könnten!“
    „Ja, Heiko, ich denke ja auch immer daran. Am liebsten möchte ich sofort heiraten, aber wo sollen wir wohnen, wovon sollen wir Aussteuer kaufen, und wovon sollen wir leben, bis du deinen Doktor gemacht hast?“
    „Ich habe da einen kleinen Plan, darüber möchte ich in Ruhe mit dir reden. Aber ich glaube, wir müssen jetzt-na, da hörst du es selbst!“
    Beatemuttis Stimme klang durchs Haus:
    „Alle antreten zum Backen! Hände waschen! Schürzen umbinden! Sonnie, Heiko, Kußpause machen, kommt herunter!“
    Rolf war nach Hause gegangen, er wollte seine Eltern nicht länger warten lassen. Also waren wir zehn Menschen, die Küche und Eßzimmer füllten, mit Paps in einem weißen Arztkittel an der Spitze. Annettchen stand an ihrem kleinen Kindertisch und hatte einen Teigklecks ausgehändigt bekommen, wir anderen gingen mit Ernst und Eifer an die Arbeit.
    „Ihr werdet halb Norwegen mit Schürzkuchen sättigen können“, lachte Heiko. Er hatte einen Kittel von Vati geborgt und stand da und rollte feine, symmetrische Rhomben mit dem Backrädchen aus.
    „Und was halb Norwegen nicht bewältigt, kriegst du mit für deine Eltern“, sagte Beatemutti. „Bernt, paß auf den Kochtopf auf, er wird gleich heiß genug sein - Stefan, stell den Teig zurück in den Kühlschrank, wir dürfen nur kleine Portionen rausholen - Gerhard, mach die Kuchen bitte etwas kleiner, guck dir Heikos an, die sind richtig - Himmel, jetzt tritt Annette auf ihren Teig, Hans Jörgen, rette die Reste - Senta, hol eine neue Mehltüte, hier klebt ja alles -du kannst die Dosen gleich bereitstellen, Katrin - “
    „Dies kann ja gut werden“, sagte Katrin. „Wenn wir nun in ein paar Jahren alle mit unseren Kindern ankommen, die sich auch am Backen beteiligen wollen - “
    „Und wenn wir alle drei Zwillinge kriegen!“ schmunzelte Senta.
    „Ich kriege keine! Das Zwillingkriegen vererbt sich nur auf die Frauen! Aber natürlich, daß du und Sonja welche bekommen, damit müssen wir rechnen.“ Katrin lachte und fing an, einen neuen Teigklumpen auszurollen.
    Nie habe ich unser munteres Zusammensein so genossen wie an diesem Abend. Heiko glitt so selbstverständlich in die fröhliche Runde. Er sprach englisch nach links, deutsch nach rechts und ließ sich zwischendurch von Stefan darüber belehren, wie „Weihnachten“, „Kuchen“, „Backen“ und „Essen“ auf norwegisch heißen.
    Es war spät geworden, bevor all die großen Dosen gefüllt und Tische und Backgeräte sauber gewaschen und gescheuert waren. Und es war natürlich äußerst unvernünftig, daß Beatemutti zu dieser späten Stunde noch eine Tasse Kaffee und Gebäckkostproben servierte. Aber, das gehörte zu unseren Traditionen, und wir wollten uns nicht darum betrügen lassen.
    Außerdem schmeckt Weihnachtsgebäck immer am besten vor Weihnachten, behauptet Papa. Dabei zwinkert er immer Beatemutti zu. Weiß der Himmel, was die beiden für gemeinsame Erinnerungen haben - vielleicht hatten sie damals vor

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