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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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auf und ließ Sentas Brief fallen. Heiliger Bimbam, das Apfelmus!!
    Zuerst konnte ich die Platte mit dem Kochtopf gar nicht sehen. Die Küche war voll Rauch, und wie es stank! Fenster auf, dann bekam ich einen Hustenanfall - und dann erst konnte ich die Topflappen ergreifen und den Topf an mich reißen.
    Auf dem Topfboden lag eine schwarze Krustenschicht. Das war mein Apfelmus. Die Feuchtigkeit lief an den Wänden runter, es fehlte nur noch, daß Frau Schulz in diesem Augenblick in die Waschküche mußte!
    Ich trug das Unglück raus ins Freie, und dann ging es los mit Schrubben und Saubermachen. Himmel, wenn sie entdeckte, daß ich um ein Haar das Haus in Brand gesteckt hätte! Ein Holzlöffel, der neben dem Kochtopf gelegen hatte, war schwarz versengt. Schnell in den Mülleimer damit!
    Dann wie ein Blitz zum Geschäft, um neue Äpfel zu holen.
    Ich mußte trotz allem lachen. Ich formte schon im Gedanken einen Bericht an Senta!
    Als ich nach Hause kam, traf ich Frau Schulz. Sie kam aus meiner Küche.
    „Na, Sie haben wohl Pech gehabt, Frau Brunner“, lächelte sie. „Ich meine, bei Ihnen ist wohl etwas angebrannt?“
    „Ach, riecht es noch? Ja, denken Sie sich, mein ganzes Apfelmus
    - jetzt habe ich neue Äpfel geholt.“
    „Aber liebe Frau Brunner, machen Sie sich doch nicht die Mühe, ich habe sooo viel Apfelmus im Keller, ich gebe Ihnen gleich ein Glas“ - und schon war sie weg und kam gleich darauf zurück mit einem großen Weckglas. „Hier, nehmen Sie es bloß, dann brauchen Sie nicht all die Äpfel zu schälen, Ihr Mann kommt wohl auch bald?“
    „Nein, heut kommt er erst gegen Abend. Es ist furchtbar lieb von Ihnen, Frau Schulz, was darf ich dafür.“
    „Nicht der Rede wert, nehmen Sie es nur, es ist von unseren eigenen Äpfeln aus dem Garten. Lassen Sie es sich schmecken!“
    Was hatte Papa gesagt? Aber andererseits, ich konnte ja Frau Schulz nicht beleidigen. Also nahm ich das Glas und schenkte ihr dafür eine Dose norwegische Sardinen.
    Wie langsam verging doch die Zeit an diesem Nachmittag! Heiko würde erst gegen 19 Uhr kommen, hatte er gesagt. Es war erst vier. Zum ersten Male fühlte ich mich einsam. Ich setzte mich hin und las Sentas Brief noch einmal. Sie war ein Glückspilz, sie wußte sich kaum vor Einladungen zu retten, sie hatte viele Bekannte, Rolf hatte nach diesen Jahren in Kiel haufenweise Studienkameraden. Senta brauchte nie ganz allein in der Wohnung zu sitzen und zu warten.
    Kein Mensch, mit dem ich plaudern konnte. Niemand, dem ich die Hochzeitsbilder zeigen konnte. Niemand, dem ich von Beatemuttis Brief erzählen konnte - daß Bernt im Physikum eine „Eins“ geschafft hatte und daß Annettchen ein Glas Heidelbeermarmelade auf den Teppich hatte fallen lassen, und daß Papa wohl doch dieses Jahr einen neuen Wagen kaufen wollte.
    Plötzlich sehnte ich mich heftig nach Beatemutti und meinen Geschwistern und Papa und unserem Zuhause, und ich war so allein, so scheußlich, furchtbar allein!
    Ich setzte mich hin und fing an zu schreiben. Ich schrieb an Beatemutti, erzählte von Romeo und Julia, von dem angebrannten Apfelmus und Frau Schulz - und dann legte ich den Kugelschreiber weg. Ich hatte ja nichts mehr zu erzählen. Gar nichts. Ja - daß wir schönes Wetter hatten und daß ich heut Kartoffelpuffer machen würde - dann wußte ich wirklich gar nichts mehr!
    Es war viertel nach sechs. Eine dreiviertel Stunde, dann würde Heiko kommen.
    Ich konnte ja die Bilder ins Album kleben. Nein - zu dumm, ich hatte keine Fotoecken und keinen Leim.
    Die Wohnung war in Ordnung. Romeo und Julia waren versorgt. Ich hatte nichts zu waschen, nichts zu plätten.
    Wie war ich doch einsam.
    Senta schreiben? Omi Hettring? - Nein, ich hatte keine Lust. Es
    gab ja doch nichts zu erzählen.
    Dann holte ich meine Suahelibücher und versuchte zu lernen. Ich dachte an Stefan, der herausgefunden hatte, daß „papa“ Haifisch bedeutete, an Hans Jörgen mit seinem „nina barua“. Ich blätterte, blieb an „Essen und Trinken“ hängen - ja, warum nicht, das sollte man auch können.
    Als es Zeit wurde, den Kartoffelpufferteig anzurühren und den Tisch zu decken, wußte ich, was Blätterteigpastete, Geflügelsalat, Würstchen, Kalbfleisch, Leber, Nieren und Zunge hießen. Ich konnte Eis und Obstsalat und frische Ananas bestellen.
    Und außerdem natürlich Haifisch und Paprikahuhn!
    Es war sieben. Der Tisch war gedeckt, das Apfelmus in der hübschen Schale von Omi und Opa Hettring angerichtet. Jetzt konnte

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