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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ich es wohl wagen, die Kartoffelpuffer zu backen. Das hatte mir doch meine Schwiegermutter erklärt, die Dinger mußten frisch von der Bratpfanne auf den Tisch kommen.
    Nanu - viertel nach - und kein Heiko.
    Aber er müßte ja jetzt kommen. Man konnte sich immer auf Heikos Wort verlassen. Da war wohl sehr viel Verkehr zu dieser Zeit, er mußte ja durch die halbe Stadt radeln, beinahe!
    Viertel vor acht waren die Kartoffelpuffer weich geworden, und Heiko war noch nicht da.
    Lieber Himmel - wenn ihm bloß nichts zugestoßen war! Wie leicht konnte so ein Rad zwischen große, eilige Autos geklemmt werden.
    Um acht war ich außer mir vor Angst. Was sollte ich machen -konnte ich irgendwo anrufen - ja, aber wo?
    Ich wollte noch eine Viertelstunde warten, dann würde ich zur Telefonzelle laufen und sehen, ob ich irgendwie die Nummer des Labors ausfindig machen konnte.
    Ich hatte schon den Mantel an, ich zitterte vor Angst - und dann, dann hörte ich das Geräusch vom Gartentor. Ich hörte Schritte, hörte, daß das Rad abgestellt wurde. Dann riß ich die Haustür auf.
    Heiko, o Heiko!
    Ich schlang meine Arme um seinen Hals, ich drückte mich fest an ihn, und dann - dann liefen meine Tränen wie ein Wasserfall auf seinen Pullover.
    „Aber Sonnie, mein Mädchen, was ist? Was hast du? Hast du schlechte Nachrichten aus Norwegen? Nun komm, Impala, erzähl mir doch.“ Er holte sein Taschentuch raus und wischte mir die
    Tränen weg, legte den Arm um meine Schultern und führte mich ins Wohnzimmer.
    „Nun, mein Schatz, erzähl doch.“ Er zog mich auf seine Knie. „Ich hatte solche Angst“, stammelte ich.
    „Angst? Warum denn?“
    „Um dich - du wolltest um sieben kommen - und ich habe so gewartet - und dann dachte ich, es wäre dir etwas zugestoßen, und.“
    „Aber Kind! Ich war mitten in einer Untersuchung, die eben etwas länger dauerte. Es tut mir furchtbar leid, mein Schatz, aber ich konnte nicht unterbrechen. So was kommt nun vor, wenn man Wissenschaft betreibt!“
    „Und die Kartoffelpuffer sind weich geworden.“
    „Dann essen wir eben weiche Kartoffelpuffer! Oder falls du sie einen Augenblick aufbraten willst, dann gucke ich eben nach Romeo und Julia. So, wasch dein hübsches kleines Gesichtchen, zeige mir, ob du lächeln kannst. Ja, so ist es richtig! Nun schnell in die Küche, nachher machen wir es uns gemütlich!“
    Dann gab es aufgewärmte Kartoffelpuffer. Sie schmeckten scheußlich.
    „Es tut mir so furchtbar leid, Heiko, ich merke es selbst, sie sind ganz anders als die, die deine Mutter macht.“
    „Oh, keine Sorge, du lernst es mit der Zeit, laß es dir doch mal von Muttchen zeigen. Dafür kannst du einen vorzüglichen Milchreis kochen, ich weiß es noch vom Heiligen Abend. Den hattest du doch damals gekocht?“
    „Ja“, sagte ich. „Magst du Milchreis?“
    „Furchtbar gern. Meinetwegen kannst du zentnerweise davon kochen. Übrigens, laß dir nur keine grauen Haare wachsen! Wenn auch die Kartoffelpuffer nicht so ganz richtig sind, ist das Apfelmus dafür erstklassig! Das kannst du wirklich aus dem ff!“
    Ich merkte, daß meine Lippen wieder anfingen zu zittern.
    „Nanu?“ sagte Heiko. „Was ist denn, Sonnie?“
    „Das Apfelmus ist von Frau Schulz“, flüsterte ich. „Meins ist mir angebrannt!“
    Da lachte Heiko laut und befreiend, nahm mich in seine Arme und versicherte mir, daß er mich trotzdem lieb habe - und wie lieb -so über alle Grenzen lieb.
    Dann war alles wieder gut, und ich segnete den Tag, an dem das Schicksal uns im Flughafen von Kairo zusammengebracht hatte.
    Geteilte Sorgen sind halbe Sorgen
    „Heiko“, sagte ich eines Morgens, „wäre es nicht möglich, diese scheußlichen Krachmacher umzustellen? Ich meine, daß sie am Tag ihren Unsinn machen und nachts schlafen wie anständige Geschöpfe?“
    „Ich habe es mir schon überlegt“, sagte Heiko. Auch er war müde nach einer Nacht, wo Romeo und Julia rumgekratzt und gepiepst hatten und rumgeklettert waren, wo sie ihre Mohrrüben geknabbert hatten und wo Julia zu guter Letzt in den Wassernapf gefallen war, so daß Heiko sie trockenreiben mußte, und das um drei Uhr nachts! Keine Nacht hatten wir richtige Ruhe. Die Viecher über Tag zu beobachten, ergab herzlich wenig Interessantes, dann lagen sie zusammengerollt und schliefen so sanft, wie wir gern nachts hätten schlafen wollen. Was zu beobachten war, passierte nachts. Mit anderen Worten, Heiko mußte immer ein paarmal aus seinem warmen Bett. Es war schlimmer, als wenn wir

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